Aufklärung und Kritik 1/2018 erschienen

Das aktuelle Heft von "Aufklärung und Kritik" (AuK), der umfangreichen Vierteljahreszeitschrift der Gesellschaft für Kritische Philosophie Nürnberg, ist erschienen. Die Redaktion hat dem hpd wieder das Vorwort zu Verfügung gestellt.

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht geht es Ihnen ja auch so? Die aktuellen und täglichen Nachrichten aus Politik und Wirtschaft, die über diverse mediale Kanäle auf uns unentrinnbar – meist emotional mit Aufgeregtheit aufgeladen – einströmen, erzeugen in ihrem steten meist negativen Duktus einen Überdruss, der wohl der sich dabei zeigenden Unvernunft des Handelns der jeweils Beteiligten sowie der Medien entstammt. Vernünftige Reflexion und längerfristiges Denken bleiben dabei meist außen vor.

Daher versuchen die meisten Beiträge unserer Ausgaben zwar auch auf die aktuellen Geschehnisse Bezug zu nehmen, dies aber eben in einer eher grundsätzlichen Perspektive, die langfristige und geistesgeschichtliche Entwicklungen mit in den Blick nimmt, um von daher die Gegenwart besser zu verstehen. Auch die vorliegende Ausgabe bleibt diesem Anliegen verpflichtet:

Prof. Dr. Thomas Rießinger eröffnet das Heft mit seinem Aufsatz "Vernunft und Kritik. Fünfzig Jahre 'Traktat über kritische Vernunft'". Rießinger zeichnet Hans Alberts Weg vom Kulturpessimismus bis zum kritischen Rationalismus nach und erläutert zentrale Fragestellungen des titelgebenden Traktats (Wie gehen Rationalität und Engagement zusammen?) sowie dessen Wirkungsgeschichte.

Dr. Christian Klager widmet sich in seinem Beitrag "Ein Lob der gelassenen Skepsis" u.a. der Frage, wie sich die Begriffe "Skepsis", "Skeptizismus" und "Skeptiker" definieren lassen, wie sich Skepsis durch die Epochen hinweg identifizieren lässt – und wie man zu einer skeptischen Weltsicht erziehen bzw. erzogen werden kann.

"Quo vadis, Wissenschaft?" Diese Frage stellt Prof. Dr. Dr. Dr. Roland Benedikter – mit Fokus auf den deutschen Sprachraum – in seiner Arbeitsskizze Die Zukunft der Sozialwissenschaft. Er kristallisiert fünf gewichtige Faktoren heraus: Regionalität und Globalität, Big Data, Gesellschaftsorientiertheit, neue Arbeitsformen und strukturellen Wandel.

Wie sich Individuen in einem politischen Raum positionieren, untersucht Dr. Marc-Pierre Möll in seinem Beitrag "Zum politischen Raum und seinen Heterotopien". Die Grundfrage ist, in welchen Formen Nicht-Zugehörigkeit existieren und sich artikulieren kann – und welche Erkenntnisse auch Zugehörige daraus ziehen können.

Roland Konrad Kobald betrachtet in "Das postmoderne Spiegelkabinett zwischen Apologetik und Erkenntnis", wie es zu gegen Kritik immunisierten Aussagen kommt, welche Wirkungsmacht diese entfalten und wie sie dennoch einer kritischen Analyse zugeführt werden können.

Prof. Dr. Hartmut Heuermann beleuchtet den schlechten Ratgeber Angst. In "Kollektive Paranoia" spürt er Verschwörungen in der Geistes- und Gesellschaftsgeschichte nach, insbesondere aber Verschwörungstheorien oder -ideologien, wie sie z.B. dem Antisemitismus zu Grunde liegen.

Prof. Dr. Harald Seubert steuert zu dieser Ausgabe gleich zwei Beiträge bei. In "Das Elend des deutschen Konservatismus" fragt er, ob die aktuell zu beobachtende Erstarkung des rechten Rands nicht ein natürliches Phänomen eines politischen Raums ist – und hinterfragt die diesbezüglichen Altlasten der Bundesrepublik. In "Epikur und Epikureismus" spürt er dem großen Philosophen und dessen lebenszentriertem Ansatz nach, um zu zeigen, wie aktuell und praktisch anwendbar dessen Einsichten auch heute noch sind.

Dr. Bruno Heidlberger stellt in seinem Aufsatz "Der Mensch als animal symbolicum" den Philosophen Ernst Cassirer als europäischen Humanisten sowie als Beförderer menschlicher Gestaltungs- und Entwicklungsfähigkeit vor: ein prägnanter Überblick über Leben und Werk.

Çagil Çayir erprobt Edgar Winds Thesen zur Geschichtsforschung anhand der Gemeinsamkeiten alttürkischer Schrift und europäischer Runen. Ausgehend von formal-materiellen Gemeinsamkeiten wird aufgezeigt, wie ähnlich die bislang als vollkommen unabhängig zu betrachtenden Schriftsysteme sind – und was das über die Wirklichkeit der Wind‘schen Thesen zur "Verkörperung" aussagt.

In der erhitzten Diskussion über Sterbehilfe, Suizid und Selbstbestimmung tut eine regelmäßige Überprüfung aus kritischer Distanz not. Prof. Dr. Wulf Kellerwessel liefert mit "Zur Diskussion um den assistierten Suizid – eine Kritik der Position und der Argumente von Spaemann, Hohendorf und Oduncu" einen Debattenbeitrag, der die Argumente von Diskussionsteilnehmern an dem Ziel misst, ein würdiges Sterben zu ermöglichen.

Schließlich befasst sich Prof. Dr. Anton Grabner-Haider in seinem Aufsatz "Partielle oder totale Religionskritik?" mit der Historie der Kritik an religiösen Denksystemen und mit der Frage, ob eine wirksame Religionskritik besser als teilweise oder als vollständige Ablehnung religiöser Überzeugungen arbeiten sollte.

Im FORUM behandelt Dr. Konrad Lotter Unterschiedliche Perspektiven auf die Schere von Arm und Reich, Dr. Bruno Heidlberger ruft unter dem Titel "Yes we can!" zu einer positiven Zukunftsgestaltung auf, Dr. Jürgen Lambrecht schreibt über die Philosophie der Einheit, Gopal Kripalani über "Identitäten und Differenzen und über die Emanzipation der 'Rippe Adams' (Frauenbilder in der Kultur- und Gesellschaftsgeschichte)", Prof. Dr. Hubertus Mynarek über "Ein Politiker, die Kirche und das Theodizeeproblem", Dr. Werner Raupp "Vom 'Massenmorden' Gottes oder von der Frage nach dem negativen Gottesbeweis" und Prof. Dr. Christian Niemeyer über "Kerstin Deckers Elisabeth-Förster-Nietzsche-Biographie".

Darüber hinaus gibt es wie immer eine Fülle von Rezensionen, diesmal u.a. zum Bestseller "Homo Deus" von Yuval Noah Harari, zu Luther, zum kritischen Rationalismus und zur Religionskritik, zur Hirnforschung, zu antiker und zu politischer Philosophie und zum Egoismus.

Mit diesem auf jeden Fall breitgefächerten Beitragsangebot unserer Autoren wünsche ich Ihnen im Namen der gesamten Redaktion eine informative und interessante Lektüre sowie ein schönes Frühjahr 2018.

Bezug der Ausgabe über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg via Internet: www.gkpn.de (Schutzgebühr 12,00 EUR zuzügl. 1,50 EUR Verp. u. Porto).

Mitglieder der "Gesellschaft für kritische Philosophie" erhalten alle kommenden Ausgaben und Sonderhefte von "Aufklärung und Kritik" kostenlos zugeschickt und auf Wunsch (gegen einen Unkostenbeitrag von 15 EUR) eine CD mit sämtlichen Heften von 1994-2013 in pdf. Zur Mitgliedschaft: http://gkpn.de/mitgliedschaft.htm.