Neues gegen Pro Reli

BERLIN. (hpd) Die Initiative „Christen pro Ethik“ veranstaltet am 2. Dezember eine Pressekonferenz, auf der auch die Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativbefragung bekannt gegeben werden. Danach spricht sich die Mehrheit der Deutschen für einen gemeinsamen Ethikunterricht aus.

Die von Infratest dimap Ende November durchgeführte Repräsentativbefragung ermittelte im Auftrag des Bundesausschusses für multikulturelle Angelegenheiten der GEW die Akzeptanz eines gemeinsamen Werte- bzw. Ethikunterrichts im Vergleich zu einem Wahlpflichtbereich Ethik/Religion, wie er von den Kirchen und dem Verein Pro Reli favorisiert wird.
Die Vorstellung der Ergebnisse erfolgt durch Herrn Peter Kriesel, der Mitglied unserer Initiative und Bundesvorsitzender des Fachverbandes Ethik e.V. ist.

Die Pressekonferenz findet 10:30 Uhr im Café Konzerthaus
(neben der Französischen Friedrichstadtkirche)
Gendarmenmarkt 2, 10117 Berlin (Nähe U-Bhf. Stadtmitte bzw. Hausvogteiplatz)

Ansprechpartner Christen für Ethik

Ruth Priese, evangelische Theologin; Tel.: 030 / 65 74 230, E-Mail
Josef Göbel, katholischer Theologe; Tel.: 030 / 44 26 127 E-Mail

Koordinierungskreis:

Stephan Frielinghaus, Pfarrer
Josef Göbel, kath. Theologe
Hildegard Hoffmann, evang. Theologin/Katechetin
Martin Lotz, Pfarrer  
Ruth Priese, evang. Theologin
Hans Simon, Pfarrer   
Henning von Wedel, Pfarrer  

Anschrift: Christen pro Ethik, c/o Josef Göbel,
Knaackstr. 23, 10405 Berlin

Spendenkonto: Fachverband Ethik e.V.
Kto.-Nr.  6603 1199 84 bei der Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00) - Kennwort: Christen pro Ethik, Name, Vorname; bei Spenden über  30 € bitte auch Anschrift, wenn eine Spendenquittung zugesandt werden soll.
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Die Initiative Pro Ethik haben in den letzten Tagen verschiedene kritische Hinweise zur Art und Weise der Unterschriftensammlung von Pro Reli erreicht.
 
Wir dokumentieren sie im Folgenden:

Pro Reli wird energisch – nun auch Hausbesuche

In einer E-Mail an die Initiative Pro Ethik (vom 26.11.2008) heißt es dazu. „Von Freunden habe ich erfahren, dass z. Zt. in Lichterfelde-Süd Unterschriften für ‘Pro Reli’ per Hausbesuch gesammelt werden. Und zwar ziemlich energisch, denn auf die Antwort, dass man für Ethik sei, erfolgte die Nachfrage, ob es nicht doch jemanden im Hause gäbe, der anderer Meinung sei.“ 

Protestbrief von Eltern an Bischof Huber

(Der Absender ist Mitglied des Landesvorstandes der Berliner SPD) Berlin (23. November 2008)
 
Herrn Bischof
Dr. Wolfgang Huber
Georgenkirchstraße 69
 
10249 Berlin
 
Betr.: Volksbegehren Pro Reli
Ihr Schreiben vom 30.10.2008
 
Sehr geehrter Herr Dr. Huber,
 
am vergangenen Donnerstag kam unsere sechsjährige Tochter mit einem verschlossenen Umschlag aus der 1. Klasse zurück und übergab uns Ihren Brief, der eine Unterschriftsliste für das Volksbegehren Pro Reli enthielt. Die Religionslehrerin hatte die Kinder darum gebeten, dass diese die Unterlagen unterschrieben zurückbringen sollten (so auch in Ihrem Brief vorgeschlagen).
 
Wir halten dieses Vorgehen der Kirche aus mehreren Gründen für problematisch:
 
a) Die Kirche benutzt die Kinder/ Erstklässler als Boten für eine politische Botschaft/ Werbung, die diese in keiner Form einordnen können. Für die Kinder handelt es sich um einen offiziellen schulischen Vorgang, dessen Erledigung (Unterschrift) ihnen zudem von der Autoritätsperson (Religionslehrerin) ans Herz gelegt wird. Auf diese Weise werden die Kinder für ein politisches Anliegen instrumentalisiert.
 
b) Es handelt sich um keine unterrichtsbezogene Information sondern um Werbung für eine politische Initiative; die Bewertung Ihrer Sprecherin Heike Krohn, man sei damit einem Informationsbedürfnis nachgekommen, ist in unserem Fall schlicht unzutreffend. Politische Werbung an Berliner Schulen ist aus guten Gründen untersagt.
 
c) Inhaltlich halten wir den Titel Ihres Anliegens „Wir wollen Wahlfreiheit“ für grob irreführend, da im Gegensatz zur landesgesetzlichen Neuregelung 2006 Ihre Gesetzesinitiative die Wahlfreiheiten verkürzt und nicht verbessert: nach Pro Reli lernt jede Konfession gesondert vor sich hin; das Fach Ethik wurde bewusst verpflichtend eingeführt, so dass alle (auch die konfessionslosen) Kinder gemeinsam werteorientiert lernen und sich interkulturell austauschen können. Ergänzend hierzu kann auf freiwilliger Basis (vgl. „Wahlfreiheit“) ohne jede Diskriminierung weiterhin der ergänzende Religionsunterricht belegt werden.

Und dies – durchaus nicht selbstverständlich im europäischen Vergleich – innerhalb der Schulräume, eingebettet im ordentlichen Stundenplan und vor allem bei fast vollständiger Kostenübernahme durch die Steuerzahler (in Berlin pro Jahr ca. 50 Mio. €). Bei Ihrer vermeintlichen Freiheit müssten die Schüler/ Schülerinnen dagegen zwingend zwischen Ethik und Religion unterscheiden, was nicht nur ein Verlust an Wahlfreiheit sondern auch pädagogisch (reden miteinander und nicht übereinander) ein Verlust wäre.
 
Wir möchten Sie daher bitten, die politische Werbekampagne in den Schulen unter Zuhilfenahme von Kindern einzustellen. Es wäre auch wünschenswert, wenn die Kirche in dieser Auseinandersetzung zu einer seriösen Sprache zurückfinden würde („Ein Zwangsfach Ethik für alle bedeutet Bevormundung“).
 
Mit freundlichen Grüßen
(Eltern)

Protestbrief einer Klassenleiterin an Pro Reli

(Name der Lehrerin / Schule)  23. November 2008

 
Pro Reli e. V.
10475 Berlin
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
 
in einer 7. Klasse, deren Klassenleiterin ich bin, wurden am 20. November im Religionsunterricht Briefe an die Eltern verteilt, in denen zur Sammlung von Unterschriften für Pro Reli aufgefordert wurden.
 
Ganz abgesehen davon, dass das bei vielen Eltern Unmut hervorgerufen hat, möchte ich als Klassenlehrerin Sie dringend bitten, diese Aktion rückgängig zu machen und von weiteren Vorhaben dieser Art Abstand zu nehmen.
 
Ich finde es unzulässig, dass der Religionsunterricht durch seinen „Standortvorteil“ den Kontakt zu den Schülern ausnutzt und über die Eltern weitere Unterschriften für sein Begehren sammeln lässt.
Dies geschieht nicht vor dem Hintergrund einer kritischen Diskussion mit den Schülern, was verständlich ist, wenn man Ihre Absicht bedenkt. Mein Unmut rührt aber daher, dass wir uns sehr darum bemühen, die Schüler zu kritischer Auseinandersetzung zu erziehen und eine Entscheidung stets nach der Diskussion von pro- und contra - Argumenten zu treffen. Sie argumentieren mit der „Wahlfreiheit“, als gebe es diese nicht bereits. Die Schüler können sich für einen zusätzlichen Religionsunterricht entscheiden, und dass sie das tun, zeigt sich ja daran, dass Sie die Schüler jetzt als „Briefträger“ einsetzen können. Es hat aber zumindest in meiner Klasse im Religionsunterricht keine Auseinandersetzung mit dem wesentlichen Gegenargument stattgefunden, dass eine Segregation von Schülern unterschiedlicher Religionszugehörigkeit in Klassen mit multikulturellem Hintergrund – und das ist in Berlin durchgehend der Fall – in einem Unterrichtsfach Religion kontraproduktiv ist.
 
Ich bitte Sie dringend um eine entsprechende Reaktion und erwarte Ihre Antwort. Dieses Schreiben geht als Kopie an den für meine Schule zuständigen Schulaufsichtsbeamten.
 
Mit freundlichen Grüßen
(Name der Lehrerin)