„ProReli“ stoppen – akademische Argumente

BERLIN. (hpd / HAB) Die Humanistische Akademie Berlin hat sich kurzfristig und aus aktuellem Anlass zu einer öffentlichen Informations- und Fachveranstaltung am 18. März 2009 entschlossen: „‘ProReli’ stoppen – und das ‘Berliner Modell’ verteidigen“. Im Kontrast zum kämpferischen Titel der Veranstaltung sind Beiträge vorgesehen, die zur Klärung der Sachlage beitragen wollen, also durchaus akademisch den eigenen Standpunkt begründen und diesen öffentlich zur Diskussion stellen (siehe Anhang).

Das wahlberechtigte Volk von Berlin ist zu einer Abstimmung aufgerufen. Es kann seinen Willen oder den sprichwörtlichen Berliner Unwillen zur Gesetzesinitiative „Pro Reli“ demokratisch ausdrücken. Wer für das jetzige Modell ist, tritt, wie der Veranstalter, für ein modernes Zukunftsmodell ein, das „Ethik für alle und Religion oder Weltanschauung für diejenigen, die danach Bedarf haben“, garantiert.

„Pro Reli“ möchte dies in Berlin ersetzen durch ein Wahlpflichtmodell, das schon in denjenigen Bundesländern, in denen es gilt (es ist die Mehrzahl), zunehmend an seine Akzeptanzgrenzen stößt und in Europa sowieso auf wachsendes Unverständnis trifft. Deutschland hat mit seinem eigenartigen System des Religionsunterrichts sowohl die reale Multireligiosität als auch die Existenz von derzeit 35 Prozent Konfessionsfreien regelrecht verschlafen – Berlin nicht.

Der Direktor der Berliner Akademie, Dr. Horst Groschopp, sagt dazu:

„Und genau dieses moderne und beispielhafte Modell, das eine ausgewogene Reaktion auf vielfältige und komplizierte ‘Glaubenslagen’ ist, soll nun in Berlin gekippt werden zugunsten einer Idee aus dem 19. Jahrhundert. Solange die Einheit von Thron und Altar noch bestand, galt es als selbstverständlich, dass der Staat Werte vermittelt, wie dies in Ethik für alle geschieht. Das wird nun bestritten. Das ist tatsächlich ein ‘Kulturkampf’ um die Schule – wobei viele gar nicht wissen, dass die ersten säkularisierenden Breschen zu mehr Liberalität im ‘Kulturkampf’ von 1872 bis 1888 geschlagen wurden. Hier wurde erstmals mehr Staat durchgesetzt und dann 1919 in der Weimarer Reichsverfassung verankert.“

Angesichts dieser Situation will und muss sich auch die Humanistische Akademie, wie Bernhard Schlink in der FAZ vom 15. Januar 2009 in Bezug auf die Kirchen schrieb („Die Kirchen haben schon verloren“), „auf einen politischen Kampf um ein politisches Ziel“ einlassen. In Zeiten, in denen Wahlkampf ist – und jetzt ist Wahlkampf für und gegen „Pro Reli“ – fällt es oft schwer, sachlich Aufklärung zu betreiben. Das verführt dazu (wieder Schlink) „Komplexes schlicht, Schwieriges einfach und die Position des Gegners grob“ darzustellen.

Das möchte die Humanistische Akademie möglichst vermeiden. Sie will sachlich und durchaus akademisch informieren und zur Diskussion einladen.

GG

Mittwoch, den 18. März 2009, 19.00 bis ca. 21.00 Uhr
Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, 12049 Berlin-Neukölln
Eintritt frei

Ansprechpartner: Humanistische Akademie Berlin, Jaap Schilt, Wallstr. 65, D-10179 Berlin-Mitte, Tel. 030-613904-56 (Fax: -864), info@humanistische-akademie.de