Der Pulitzer-Preisträger Stephen Greenblatt spricht in einem SPIEGEL-Interview über seinen Weg zur Nicht-Religiosiät. Am Montag wird sein neuestes Buch „Die Wende“ ausgezeichnet, er selber wird aber in Berlin sein, um an einer Beiratssitzung des Wissenschaftskollegs teilzunehmen.
Im Interview wird seine Begeisterung über die Schriften des römischen Dichters Lukrez deutlich, dessen Gedicht „Über die Natur“ voller Kraft und Schönheit sei. Auch wenn Lukrez Atheist war - er glaubte nicht an ein Leben nach dem Tode -, besingt er die Göttin Venus, als Metapher für das Erotische, die Liebe, die Sexualität, die der Mensch mit anderen Tieren teilt.
Er beschreibt, wie sein Buch aus dem Zusammenhang einer interdisziplinären Lesegruppe am Wissenschaftszentrum Berlin entstanden ist, bei der auch Altphilologen dabei waren, ohne deren Kenntnisse er sich Lukrez nicht hätte so dicht annähern können.
Weiterhin geht er auf die historische und aktuelle Situation von öffentlicher Nacktheit in Deutschland und die Unterschiede zu den USA ein, über die Rolle, die die Todesangst seiner Mutter für das Buch gespielt hat und wie befreiend es für ihn war, als er bei Lukrez las: „Der Tod berührt uns nicht und geht uns nichts an“. Das sei eine gute Nachricht für ihn gewesen, dass auch die Seele kein ewiges Leben hat.