Forscher haben erste experimentelle Impfstoffe gegen das Norovirus entwickelt. Doch der Weg zu einer Vakzine ist noch lang.
von Lars Fischer
Es hat schon seine Gründe, weshalb Experten das Norovirus als den perfekten Krankheitserreger bezeichnen – es ist widerstandsfähig, hochinfektiös und zwingt seine Opfer, enorme Mengen Viruspartikel vehement in der Umwelt zu versprühen. Wenn es erst einmal da ist, breitet es sich rasant aus, besonders dort, wo viele Menschen auf engstem Raum wohnen. In Krankenhäusern und Pflegeheimen genauso wie in Kasernen und auf Kreuzfahrtschiffen. In Großbritannien infizierte der Erreger diesen Winter bereits weit über eine Million Menschen, und weltweit, schätzen Experten, tötet er vor allem in den Entwicklungsländern jährlich 200 000 Kinder unter fünf Jahren.
Ebenfalls weltweit arbeiten deshalb Wissenschaftler mit Hochdruck an einem Impfstoff. Doch das erweist sich als ausgesprochen schwierig. Noroviren sind, wie andere RNA-Viren auch, extrem vielseitig. Sie teilen sich in fünf große Gruppen auf, von denen drei auch Menschen infizieren. Innerhalb dieser wiederum kennt man 25 Genotypen, von denen immer neue Stämme auftauchen – ein Muster, das man unter anderem vom Influenzavirus kennt, dessen Erbgut ebenfalls aus RNA besteht.
Die Mehrheit der Norovirusinfektionen beim Menschen geht auf Viren der Gruppe GII zurück, und seit Mitte der 1990er Jahre ist vor allem der Genotyp GII.4 durch Pandemien auffällig geworden: Alle zwei bis vier Jahre tritt ein neuer Stamm dieses Subtyps auf den Plan und löst größere Ausbrüche aus – in diese Kategorie fällt auch das derzeit kursierende Virus.