Gott und der Tod

Der Tod macht Gläubige totalitärer

 

Islamismus, Religiosität und der Tod (Norenzayan, 2009)

Einer weiteren neuen Studie zufolge finden Christen theokratische Ideen sympathisch, wenn man sie mit dem Tode konfrontiert. Das ist selbst dann der Fall, wenn die theokratischen Ideen einer anderen Religion entstammen.

Der Gedanke an den Tod macht gläubige Menschen noch religiöser, während er die Meinung von Atheisten über ein Nachleben nicht beeinflusst. Doch ist damit das schreckliche Potenzial des Todes noch nicht erschöpft: Konfrontiert man sie mit dem Tod, finden Christen die totalitären Ideen radikaler Islamisten sympathischer, während sich bei Atheisten der gegenteilige Effekt einstellt – sie lehnen Religion noch mehr ab, wenn sie einen islamistisch geprägten Text lasen und man sie kurz zuvor mit dem Tode konfrontiert hatte.

In der Studie wurden religiöse (überwiegend Christen) und nichtreligiöse Testsubjekte gebeten, einen radikal anti-westlichen Essay zu bewerten, angeblich von einem muslimischen Gaststudenten. Vorher bat man sie darum, entweder ans Sterben zu denken oder fernzusehen.

Wenn man die Subjekte nicht an den Tod denken ließ, gab es keinen Unterschied zwischen den Reaktionen von Religiösen und Nichtreligiösen auf den Essay.

Aber wenn man sie mit Todesgedanken konfrontierte, dann änderte sich die Reaktion beider Testgruppen: Die Nichtreligiösen standen dem islamistischen Essay noch feindlicher gegenüber.

Anders bei der religiösen Testgruppe. Ihre Haltung veränderte sich entweder nicht, oder sie empfanden sogar eine gewisse Sympathie für den Islamisten.

Laut den Studienleitern Prof. Norenzayan und Prof. Hansen stehen sich hier zwei Prozesse entgegen: Die Religiösen empfinden die selbe „Furcht vor Fremden” wie die Nichtreligiösen, aber sie stehen der religiösen Botschaft wohlwollend gegenüber. Mit anderen Worten macht die Furcht vor dem Tod Christen für die Idee empfänglich, einer Gesellschaft ihre religiösen Vorstellungen aufzwingen zu müssen.

Und hier der Islamisten-Text, der den Testsubjekten vorgelegt wurde, und dem die Christen so wohlwollend gegenüber standen:

„Das Problem mit der westlichen Welt ist der Mangel an Glauben. Genau aus diesem Grund wird der Westen niemals über die islamische Welt triumphieren. Eine Person mit einem Glauben ist laut Definition eine stärkere Person als eine, die auf nichts als sich selbst hinaufsehen kann. Der Westen hat ökonomisch viel zu bieten, um die Lücke in den Herzen der Menschen zu füllen, aber ultimativ wird er in einem wahren Kulturkrieg gegen eine Kultur verlieren, die Überzeugung bietet, die Hoffnung auf etwas Größeres als Geld und leere Freuden bietet. Religion offeriert im Westen keinen wahren Trost und keinen wahren Weg für ihre Gläubigen, wie es in den islamischen Ländern ist, und die wichtigen Werten werden im Westen abgelehnt und in der islamischen Welt betont.
Die Geschichte lehrt, dass Kulturen, die Vorzüge finanzieller Natur und solcher in der (materiellen) Lebensqualität auf Kosten des wahren spirituellen Weges bieten, letztlich der religiösen Leidenschaft unterliegen (z.B. Griechenland und Rom). Und wir wissen alle, dass sich die Geschichte wiederholt. Die Zeichen, dass sich das Rad zu drehen anfängt, sind bereits überall zu sehen.”

In den Herzen von selbstbestimmten Atheisten befindet sich keine Lücke, die man mit Aberglauben und totalitären Ideen füllen müsste. Religiöse Menschen haben sich in allen Studien als anfälliger dafür erwiesen. Aber vielleicht ist das ja nur ein weiterer Beleg dafür, dass Atheisten keine richtigen Menschen sind.

 

Index

Gott und der Tod

Religion: Die neuesten Erkenntnisse (1)

Religion: Die neuesten Erkenntnisse (2)

Religion: Die neuesten Erkenntnisse (3)

Religion: Die neuesten Erkenntnisse (4)

 

Andreas Müller