Berlin erleben – Der Atheistische Stadtführer

BERLIN. (hpd) In der deutschen Hauptstadt wurde am Sonntag das Giordano-Bruno-Denkmal enthüllt als öffentliches Gedenkzeichen

gegen religiöse Intoleranz. Eine Erinnerung an Giordano Bruno ausgerechnet unter dem belebten Potsdamer Platz, im Eingang Bahn Tower? Das passt zu Berlin, gilt doch das multikulturelle und säkularisierte Berlin als „Welthauptstadt des Atheismus“ wie – eher ironisch – der US-Religionssoziologe Peter L. Berger diese Gegend Ende des 20. Jahrhunderts bezeichnete.

Organisierten Freigeistern ist Berlin eine „Metropole des Humanismus“, so selbstbewusst hatte der hiesige Humanistische Verband 2005 sein 100. Jubiläumsjahr getauft und die taz schrieb dazu, der Humanismus komme hier fast wie eine Konfession daher.

Wanderer, kommst Du nach Berlin, so kannst Du auf vielen Wegen die Stadt durchqueren. Um sicher zu gehen, dass Du Dich nicht verläufst auf diesen Touren, gibt es gedruckte Stadtführer aller Art, allgemeine und spezielle. So gibt es Stadtführer durch das jüdische Berlin, das rote Berlin – und selbstverständlich auch durch das atheistische Berlin.

Der „Atheistische Stadtplan“ will philosophisch-weltanschauliche und kulturelle Traditionen Berlins einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. „Berlin – Metropole des Humanismus“ beschreibt berühmte und weniger bekannte Persönlichkeiten, historische und zeitgenössische Ereignisse der Orte, die geeignet sind, ein anschauliches Bild von der Geschichte und Gegenwart des säkularen Humanismus in Deutschland zu vermitteln. Das Begleitheft ist in drei Teile geteilt:

  • Teil l stellt in biografischen Miniaturen Menschen vor, die sich dem humanistischen Spektrum zurechnen lassen, einen engeren Bezug zur Stadt haben, aber auch national von Bedeutung sind.
  • Teil ll stellt die wichtigsten Vereine, Verbände und Institutionen vor, die von Beginn der „Berliner Aufklärung“ Mitte des 18. Jahrhunderts, im Kaiserreich nach 1871 und in der Weimarer Republik von 1919 ihre Spuren hinterlassen haben. Unterbrochen durch die NS-Diktatur von 1933 bis 1945 finden heute Organisationen wie der Humanistische Verband Deutschlands wieder gesellschaftliche Akzeptanz.
  • Teil lll ordnet Personen und Vorgänge einzelnen Objekten (Gebäude, Plätze, Denkmale oder Versammlungs- bzw. Ereignisorte) zu, an denen sich wichtige freidenkerische, politische oder künstlerische Entwicklungen in Berlin vollzogen. Die Schauplätze, Wohn- und Wirkungsstätten sind im Text mit Nummern versehen, die sich im Stadtplan wiederfinden.

Diese Chronik trägt dazu bei, den säkularen Humanismus als Bestandteil der progressiven geistig-kulturellen Traditionen Berlins einem breiten Publikum näherzubringen und ist gleichzeitig ein lebendiger weltanschaulicher Impuls der Gegenwart.

Produktbeschreibung und einen Auszug aus dem Kapitel „Freidenkertum in der Weimarer Republik“ finden sich bei amazon.de.

Der Stadtplan kann in seinem benutzten Material auf das zwar bescheidene, aber dennoch einmalige „Kulturhistorische Archiv“ des Humanistischen Verbandes Berlin zurückgreifen, das noch im Aufbau ist. Es handelt sich hier um eine Sammlung von Dokumenten, Primär- und Sekundärquellen zur Geschichte der freidenkerischen, freigeistigen, freireligiösen, freigemeindlichen, ethischen und ihnen verwandten Organisationen des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland mit einem besonderen Schwerpunkt auf Berlin.

Der atheistische Stadtführer legt offen, wie nützlich und bildend solche Sammlungen sind, und zeigt dadurch, dass im Gegensatz zu den großen christlichen Konfessionen die freigeistige Kulturbewegung in Berlin kein eigenes Archiv und keine angemessene Präsentation ihrer Geschichte und Tradition besitzt. Nachhaltig wirken sich die Verfolgung und die Auflösung der Freidenkerorganisationen und der Freireligiösen Gemeinden und der Vernichtung oder auch mögliche Verschleppung ihrer Archivbestände 1933 bzw. 1934 durch Gliederungen der NSDAP und der faschistischen Behörden aus. Erschwerend macht sich ebenfalls die Nichtzulassung von freigeistigen Organisationen in der SBZ bzw. der DDR bemerkbar.

Wandeln Sie auf den Spuren von Dissidenten, Freidenkern, Agnostikern und Humanisten durch die Stadt. „Metropole des Humanismus“ vereint die Lebensläufe von streitbaren Humanisten mit der Geschichte vieler fast in Vergessenheit geratener Organisationen und gesellschaftlicher Strömungen und würdigt deren kulturpolitische Wirkung bis in unsere Zeit.

Metropole des Humanismus.
Berlin, 2005 – ISBN 3-924041-22-9 – 8,90 Euro

Erhältlich im Buchhandel oder zu bestellen in der Geschäftsstelle des HVD Berlin, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, bei diesseits oder denkladen.de.