Kurz vor der Bundestagswahl gleicht das aktuelle Heft der MIZ die Aussagen der im Bundestag vertretenen Parteien mit der "Wunschliste" der säkularen Verbände ab. Dabei stellt sich heraus, dass für die nächste Legislaturperiode kaum Hoffnung auf Veränderungen besteht: Die Parteien befassen sich insgesamt deutlich weniger mit religionspolitischen Fragen als vor vier Jahren.
Doch auch wenn "es bis auf Weiteres ein Traum bleibt, dass wir in naher Zukunft die Jahrhunderte andauernde Verflechtung von Staat und Kirchen werden lösen können", fordert Chefredakteur Christoph Lammers dazu auf, zur Wahl zu gehen, um die gesellschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte angesichts des klar erkennbaren Rechtsrucks zu verteidigen. Die Analyse der Aussagen der einzelnen Parteien war im hpd bereits als siebenteilige Serie zu lesen.
Erinnerungskultur
Zwei Artikel widmen sich dem Erinnern. Frank Riegler lässt 175 Jahre freigeistige Bewegung in Bayern Revue passieren: Von den Anfängen 1849, als es in der Folge der Revolution "Dissidenten" in Deutschland erstmals möglich wurde sich zu organisieren, über das Verbot im Nationalsozialismus bis zum Bund für Geistesfreiheit heute. Von den meinungsbildenden Medien war über diesen großen Schritt hin zu mehr Weltanschauungsfreiheit nichts zu hören.

Das war mit Blick auf den zehnten Jahrestag des Anschlags auf die Charlie Hebdo-Redaktion anders, auch wenn die mediale Aufmerksamkeit deutlich hinter dem Gedenken in Frankreich zurückblieb. Und die Resonanz war auch nicht uneingeschränkt pro Meinungsfreiheit, wie Romo Runt in seinem Text zeigt. In der säkularen Szene wurde mit mehreren Veranstaltungen die Tat und ihre Bedeutung ins Bewusstsein gerufen und aus diesem Anlass sogar ein Buch und ein Film produziert, die fordern, den "Gotteslästerungsparagraphen" 166 StGB abzuschaffen. In der taz bediente Autorin Jenny Zylka hingegen die wachsende Zahl derer, die sich Meinungs- und Kunstfreiheit nur noch in bestimmten Schranken vorstellen können.
Evangelikale Propaganda
Zwei Beiträge behandeln evangelikale Propaganda. Die "Arche", ein "christliches Kinderhilfswerk", wird von Aktivist:innen des IBKA Bremen unter die Lupe genommen. Die gut vernetzte Organisation ist ein Beispiel für die Verknüpfung von sozialem Engagement mit Missionsarbeit.
Himmlisches Jerusalem konzentriert sich hingegen auf klassische Saalveranstaltungen, die den Weltuntergang und die Errettung der Welt von dem Bösen zum Thema haben. Damit findet, wie Bernd Cunow beschreibt, die Gruppe derzeit sogar noch Zugang zu Universitäten.
Extremismus
Der in Theologie promovierte Heinz-Werner Kubitza nennt ihn einen "Extremisten": Paulus, den wahrscheinlich einflussreichsten Kirchenvater. Er zeigt, wie wenig "Jesus" im Christentum enthalten ist und wie stark dagegen die ganz anders gelagerte paulinische Theologie dessen Menschen-, Staats- und Gesellschaftsverständnis geprägt hat. Das gilt unter anderem für die Sicht auf Sexualität und Geschlechterrollen, für Autoritätshörigkeit und Antijudaismus sowie für das Bild vom Menschen als geborenem Sünder.
Daneben gibt es die Rubrik "Zündfunke", die "Internationale Rundschau" und eine Buchbesprechung.
Weitere Informationen zur aktuellen MIZ auf der Website der Zeitschrift.
