Der Tagesspiegel-Autor Malte Lehming macht Atheisten und Konfessionslose für das Erstarken des Rechtsextremismus verantwortlich.
So schreibt Lehming über den Aufmarsch am Wochenende in Dresden, dass nur "ein Bruchteil der Demonstranten ... je eine Kirche von innen gesehen" haben dürfte. Und weil - so der Autor - die Verbindung zum Glauben vor allem im Osten des Landes verloren ging, werden die Menschen dort zu Rechtsextremen.
Für ihn sei "der einzige Erfolg der DDR-Diktatur" die "Entchristianisierung der Bevölkerung." Im Gegensatz zu "anderen ehemals sozialistischen Ländern", in denen "eine zum Teil intensive Rückwendung zum Glauben (katholisch oder orthodox) stattfand, blieben die einst mehrheitlich protestantischen Ostdeutschen kirchenfern und religionsavers." Deshalb, so Lehming, sind sie auf Christen und Muslime neidisch und zeigen das, indem sie islamfeindliche Aufmärsche veranstalten.
Es fehlen die Worte ob dieser boshaften Unterstellung. Es wird auch nichts nutzen, Herrn Lehming darauf hinzuweisen, dass gut zwei Drittel der in Dresden Aufmarschierten aus den "alten Bundesländern" kamen. Es wird wohl auch nichts nutzen, darauf hinzuweisen, dass der Aufmarsch der "Hooligans gegen Salafisten" im erzkatholischen Köln stattfand. Der Mann wird seine unsägliche Ideologie weiterhin im Tagesspiegel verbreiten.
9 Kommentare
Kommentare
H. Rabending am Permanenter Link
Ich fasse es nicht! Auch wenn im Originalartikel die Unterstellung nur sehr vorsichtig formuliert ist: es ist eine bodenlose Frechheit, was der "Qualitätsjournalist" da von sich gibt.
Rainer Bolz am Permanenter Link
Ich empfehle Malte noch ein paar Jahre weitere Hochschulen zu besuchen, vielleicht ändert sich seine Erkenntnis dann ein wenig.
Max am Permanenter Link
Drei Zitate, die es in sich haben:
"Nur ein Bruchteil der Demonstranten dürfte je eine Kirche von innen gesehen oder eine Ahnung vom Wesen des Islam haben."
"Autoaggression gegen die eigene spirituelle Ödnis"
"Doch zu sehen, wie Kirchen in Deutschland mangels Nachfrage schließen, während Moscheen gebaut werden, erzeugt offenbar vor allem Neid bei denen, die nur ihren Nichtglauben haben."
Alles ganz simple non-sequitur Fehlschlüsse. Der Nichtbesuch einer Kirche oder Moschee führt doch nicht zwingenderweise zum Hassaufmarsch gegen jene Religion. Es würde mich überraschen, wenn im erzkatholischem Köln wöchentlich Großdemonstrationen mit PEGBV-Plakaten stattgefunden hätten: (P)atriotische (E)uropäer (G)egen (B)uddhistische (V)orstellungen. Ich bezweifle, dass ein Großteil der Katholiken und Protestanten in den letzten Jahren einen buddhistischen Tempel von Innen gesehen haben. Auch habe ich in Düsseldorf keine (Atheisten-)Aufmärsche erleben können, obwohl dortiges Japan-Zentrum, eines der größten in ganz Europa, ganz offensichtlich Shintoistisch geprägt ist. Und Japan ist sogar noch ferner als der "nahe Osten".
"der einzige Erfolg der DDR-Diktatur, die den Atheismus zur Staatsdoktrin gemacht hatte, bestand in der Entchristianisierung der Bevölkerung."
Interessanterweise wenden sich diese "Patrioten" NUR gegen eine ISLAMISIERUNG des Landes. Wäre die "Entchristianisierung" tatsächlich so erfolgreich gewesen, so würde diese trostlosen entchristianisierten Nichtchristen wohl eher zur Abneigung gegen Moscheen UND KIRCHEN führen. Ich wundere mich darüber, dass diese Vollpfostenpatrioten all die Jahre es verpennt haben, vor der Christianisierung des Abendlandes zu warnen. Im Gegensatz zu der "großen Islamgefahr", die angeblich über unseren Köpfen schweben soll, finanziert unser Staat mit bravur hochrangige Geldverschwender und Kinderschänder aus der Christenheit.
Ein NICHTGLAUBE würde - hätte der werte Herr Lehming recht - zum Aufmarsch gegen ALLE Glaubensrichtungen geführt. Oder existiert ein Naturgesetz in der mystischen Atheismuswelt, welches im Nichtglauben automatisch die abrahamitisch-monotheistische Religionen (mit Ausnahme des Islams), den Buddhismus, den Hinduismus und sämtliche weitere polytheistischen Religionen der Welt auf magische Art ausnimmt?
Der "Protest" der hirnlosen Hasspredigern richtet sich doch eindeutig einzig gegen "das Fremde", welche hier angeblich unser Sozialsystem ausnutzen sollen. Und das sind in deren Augen die "Kopftuchträger", die sich anders kleiden und anders sprechen, soweit es keine bekannte englisch-europäische Sprache ist. Das sie so erfolgreich die Religion instrumentalisieren können, verdanken sie den "heiligen Texten" selbst. Sie sind leicht nutzbar, um solchen Hass zu schüren. Unser "Abendland" wurde jahrhundertelang von den "Experten der heiligen Schrift" daraufhin geprägt, dass Religion unantastbar sei. Sie steht für Moral und Ethik. Für das Schöne und das Wahre. Den Frieden, die Hoffnung und die Liebe. Wer ohne Religion ist, hat weder Frieden, noch Moral, Ethik, Hoffnug, Vernunft oder andere schöne Attribute, welche Frauenverbrenner, Kinderschänder und Menschenrechtsverletzer gerne (und alleinig) für sich in Anspruch nehmen. In diesem Schwarz-Weiss-Denken ist leider kein Platz für eine "private Religion", die niemand anderem ausser der glaubenden Person selbst angeht und für die er/sie auch selbst im Rahmen der Menschenrechte verantwortlich zu sein hat.
Vom Gedanken, dass es Personen geben könnte, die einfach gar kein Interesse an etwaigen götterbasierten Seelentröstungen besitzen, weil sie weder einen angeblichen "naturgetriebenen religiösen Glauben" besitzen, noch sowas wie Religion für ein glückliches und erfülltes Leben benötigen, ist der Autor leider befreit. Solche (DDR-)Ungläubige sprechen sich auch nicht GEGEN die Freiheit des anderen(!) aus, Geister, Götter, Dämonen, Schamanen, Zauberkristalle, Einhörner oder andere mythische Fabelwesen anzubeten. Ist ja die Überzeugung einer anderen Person. "Was geht micht das an, was die da treiben?", wäre wohl der nahelegende Gedankengang eines solchen Atheisten.
Es ist leider immer dasselbe: Wenn nicht "mein Christentum" dafür schuldig zu machen ist, dann ist es eben "dein Nichtchristentum". Somit führt eine leere Kirche und deren Schließung für den Herrn Lehming anscheinend zu einer intoleranten Haltung gegenüber Muslimen. Und Schuld sind nunmal die Atheisten, die nicht in die Kirche gehen. Was denn sonst?! :)
Matsch am Permanenter Link
Sehr schön geschrieben und spricht mir aus dem Herzen. Danke.
Martin am Permanenter Link
Für die Nicht-Berliner, die den Tagesspiegel und insbesondere Malte Lehming nicht kennen, muß man erklären, daß dieser Chefkommentator hier sehr bekannt und für zwei Dinge berüchtigt ist: Erstens, sein einmaliges Vers
David am Permanenter Link
Vielen Dank für den einordnenden Kontext.
Stephan Fischer am Permanenter Link
Also ist jeder Nichtkirchenbesucher ein Atheist?
Wie legitimieren die Christen bei den mickrigen Mitgliederzahlen denn überhaupt noch ihre Existenz in Deutschland?
Jonathan Overfeld am Permanenter Link
Ich habe ein Problem und das drückt sich aus indem ich auf boshafte Dummheit nie eine Antwort kenne.
Ich arbeite daran und werde dem Tagesspiegel dazu befragen.
Neidisch bin ich nur auf Menschen die auf solche Dummheiten sachlich reagieren können.
Siegbert am Permanenter Link
"Doch zu sehen, wie Kirchen in Deutschland mangels Nachfrage schließen, während Moscheen gebaut werden, erzeugt offenbar vor allem Neid bei denen, die nur ihren Nichtglauben haben."
In diesem Zitat von Malte Lehming steckt aus meiner Sicht viel mehr Selbstaussage denn angstrebter sachlicher Inhalt. Atheisten haben keine Atheistenkirchen, in denen sie ihren Glauben pflegen und kommen deswegen schon gar nicht erst auf den Gedanken, neidisch zu sein gegenüber den mehr oder weniger gut besuchten Moscheen. Atheisten haben nicht vor, eine Kirche zu gründen, so dass sie überhaupt erst neidisch werden könnten auf möglicherweise besser besuchte Glaubenshäuser.
Der Autor gibt selber den Grund, weshalb er neidisch auf die Moscheen schaut: Er muss erleben, wie leer die Kirchen vor allem im Osten sind, und das ärgert ihn offenbar.
Im Nichtglauben empfindet er eine Leere ("spirituelle Ödnis"), so dass er Angst vor dem Nichtglauben hat. Er drückt hier eine persönliche Angst aus, den Glauben jemals zu verlieren. Das führt mich zu dem Anschein, dass er dem Glauben weniger aus Liebe zur Sache an sich anhängt als vielmehr ängstlich daran festhält, sich festklammert.