BERLIN. (hpd). Jihyun Park schilderte erstmals in Deutschland ihr Leben in Nordkorea und als Flüchtling in China. Auf der Veranstaltung, die gemeinsam von der European Alliance for Human Rights in North Korea, Saram e.V. und der Giordano-Bruno-Stiftung organisiert wurde, wurden Lösungsansätze zur Verbesserung der Menschenrechtslage von Nordkoreanern auf deutscher und europäischer Ebene vorgestellt. Außerdem berichten wir über die Ausweisung von Mitarbeitern zweier Hilfsorganisationen aus Nordkorea.
Unter dem Titel "Menschenrechte in Nordkorea: Internationale Herausforderung, Europäische Lösungen" hat eine Allianz, bestehend aus Saram e.V., der Giordano-Bruno-Stiftung und der European Alliance for Human Rights in North Korea eine Veranstaltung im Rahmen der Berliner Stiftungswoche organisiert.
Nach einem Grußwort der Vorsitzenden von Saram – Für Menschen in Nordkorea, Yvonne Yung Hee Bormann, lieferte Nicolai Sprekels (ebenfalls Vorstandsmitglied von Saram) eine kurze Einführung zur Situation in Nordkorea, um dem Publikum das zum Verständnis der weiteren Vorträge erforderliche Wissen zu vermitteln bzw. in Erinnerung zu rufen und verwies in diesem Zusammenhang auf die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Nordkorea, wie sie durch den Bericht der UN-Untersuchungskommission zur Menschenrechtslage in Nordkorea erfasst worden sind.
Sprekels erwähnte das Songbun-Kastensystem und die Juche-Ideologie als Instrumente, die das Regime zu seiner Stabilisierung einsetzt, und verwies auf politische Unterweisungen und zwangsweise Teilnahmen an Massenveranstaltungen als Werkzeuge zur Unterdrückung der Bevölkerung. Im speziellen führte er als Beispiel die Verpflichtung nordkoreanischer Bürger an, ein Journal zu führen, in dem nicht nur eigene "Verfehlungen" gegen die herrschende Doktrin minutiös erfasst werden müssen, sondern das auch zur Denunziation von Freunden, Nachbarn und Familienmitgliedern dient.
Sprekels verwies auf die besondere Stellung Deutschlands, das neben den guten Beziehungen zu Südkorea aufgrund seiner DDR-Vergangenheit auch auf jahrzehntelange diplomatische Erfahrungen mit Nordkorea zurückgreifen kann. Weiterhin stünde Deutschland in Korea durch seinen offenen Umgang mit der eigenen Vergangenheit in hohem Ansehen, da die Bereitschaft, die Verbrechen der Nazi-Herrschaft zu sühnen, deutlich vermittelt werde – anders als in der japanischen Politik, in der die Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges verharmlost oder verschwiegen würden.
Nicht zuletzt hat Deutschland die Teilung erfolgreich überwunden, was in Korea als Ansporn zur Wiedervereinigung betrachtet werde. Aufgrund seiner Erfahrungen könnte Deutschland als Vorbild dienen, um eine vorsichtige Annäherung der beiden koreanischen Staaten zu ermöglichen.
Als Überleitung zum Vortrag Jihyun Parks erläuterte Sprekels die spezielle Situation nordkoreanischer Flüchtlinge in China, die dort als solche nicht anerkannt, sondern als Wirtschaftsmigranten betrachtet und zwangsweise repatriiert würden. Um dauerhaft in Sicherheit zu leben, sei es für Flüchtlinge daher nicht nur erforderlich, erfolgreich aus Nordkorea zu fliehen, sondern auch unerkannt durch China in ein sicheres Drittland zu gelangen.
In einem erschütternden Vortrag schilderte anschließend Jihyun Park die Geschichte ihrer Flucht aus Nordkorea.
Sie wurde in der Stadt Chongjin, die in der nordöstlichsten Provinz Nordkoreas liegt, in den 1960er Jahren geboren und wuchs in einer bürgerlichen Familie auf. Nach einem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften arbeitete Frau Park als Hochschullehrerin. Diese Zeit, die sie als "glücklich" bezeichnet, auch wenn Unterwerfung unter das Regime gefordert wurde, fand jedoch ihr Ende, als ihre Mutter gezwungen war nach China zu fliehen, um Schuldeneintreibern zu entkommen, und ihr Vater daher Repressalien ausgesetzt war. Während der Hungersnot musste Park ihrem Onkel beim Sterben durch Unterernährung zusehen und ihr Bruder, der vom nordkoreanischen Militär desertiert war und sich bei ihnen versteckt hielt, wurde nach dessen Entdeckung durch die Behörden schwer misshandelt.