Amnesty International wirft ISIS ethnische Säuberungen vor

Nach einem Bericht von Amnesty International führt die radikale Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) eine Kampagne der "systematischen ethnischen Säuberungen" durch.

Nach dem Bericht würden Minderheiten wie die Jesiden, Christen oder schiitischen Turkmenen systematisch ausgelöscht. Die IS-Milizionäre verschleppten nach dem Bericht auch tausende Frauen und Kinder, Zehntausende sind auf der Flucht. "In einem Fall habe eine Familie 45 vermisste Angehörige gemeldet." Amnesty-Vertreterin Donatella Rovera forderte die irakische Regierung auf, alle Verantwortlichen zu verfolgen und zur Rechenschaft zu ziehen.

Auch der UN-Menschenrechtsrat hat die Verbrechen der Terrormiliz scharf verurteilt. In einer Sondersitzung nahmen die 47 Mitgliedsstaaten gestern in Genf eine Resolution an, mit der ebenfalls die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für Gräueltaten gefordert wird.

In der TAZ schreibt Karim El-Gawhari über die neuen Allianzen, die sich im internationalen Kampf gegen die Islamisten bilden. Gleichzeitig ist nach seiner Ansicht nun deutlich geworden, dass die Politik der USA in der Region gescheitert ist: "Damit können ein Jahrzehnt US-Politik in der Region und die neokonservative Mär vom 'Neuen Nahen Osten' offiziell als gescheitert erklärt werden. Weder hat man erfolgreich einen stabilen Irak geschaffen noch den Iran politisch isoliert."

"Schurken werden zu Partnern, deklarierte Terrororganisationen zu Mitkämpfern und der syrische Sumpf, den man zu ignorieren hoffte, muss nun doch begehbar gemacht werden. Und all das, während man darauf setzt, die irakischen Sunniten auf seine Seite zu ziehen, die man all die Jahre hat in der Sonne stehenlassen. Im Nahen Osten wird gerade Geschichte geschrieben: es ist nicht die, die man sich in den USA und in Europa für die Region vorgestellt hat."