Bis vor einem Jahr brauchten Patienten noch eine besondere Erlaubnis dafür. Seit dem 10. März 2017 ist die Verschreibung von Cannabis-Medizin auf Kassenrezept dank eines neuen Gesetzes leichter geworden. Doch es gibt noch erhebliche Widerstände.
Cannabis gilt als Rauschmittel, das v.a. psychisch abhängig machen kann und ist andererseits eine alte, weltweit verbreitete Heilpflanze. Schwer erkrankte Patienten in Deutschland wissen schon seit langem, dass ihnen wie kein anderes Mittel Cannabis helfen kann, wenn sie an chronischen Schmerzen leiden etwa bei Krankheiten wie Multipler Sklerose, Rheuma oder bei Gewichtsverlust infolge einer Krebs- und Aidserkrankung.
Eines von vielen Positivbeispielen zeigte der MDR am Fall der Beate Kehrenberg aus Freyburg auf. Sie litt jahrzehntelang unter schwerer Arthrose und Weichteilrheuma, was ihr ohne höchstdosierte Opiate und übermäßige Medikation täglich jede Bewegung "zur Hölle" machte. Doch am Ende half auch das nicht mehr. Seit sie jedoch Cannabis-Tropfen bekommt, kann sie viele ihrer anderen Medikamente weglassen. Beate Kehrenberg hält eine große Tüte mit Verpackungen ihrer alten Medikamente in die Höhe und sagt dazu: "Asthmaspray! Brauch ich auch nicht mehr so viel. Ich hatte am Tag 17 Tabletten, wobei die eine Tablette gegen die Nebenwirkungen der anderen war. Ist bestimmt ein Kilo."
Cannabis ist aber natürlich kein Wundermittel. Vorsicht geboten ist insbesondere bei Patienten mit einem Risiko für Psychosen oder auch Vorerkrankungen am Herzen. Doch aufgrund staatlicher Freigabeblockade gibt es bisher keine zuverlässigen Forschungsergebnisse zu Wirkungen und Nebenwirkungen. PatientInnen haben erst durch eigene Experimente die Erfahrung gemacht, dass Cannabis bei ihnen sehr positiv wirkt, wo alle anderen Mittel schon versagten. So war es auch der Fall eines schwerkranken Mannes, der die Freigabe von Cannabis durch einen Prozess beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig auslöste.