Für den hpd sprach Brynja Adam-Radmanic mit den Veranstaltern Helmut Fink und Rainer Rosenzweig über das Nürnberger Symposium zur Frage "Was hält uns jung? - Neuronale Perspektiven für den Umgang mit Neuem". Sie fragte nach den Hintergründen, Zielen und dem angesprochenen Publikum des populärwissenschaftlichen Wochenendes im April.
hpd: Kortizes veranstaltet Mitte April in Nürnberg ein Symposium zur Frage "Was hält uns jung? - Neuronale Perspektiven für den Umgang mit Neuem", bei dem Forscher Vorträge über Hirn und Verhalten in Jugend und Alter halten. An wen wendet sich die Wochenendveranstaltung?
Rainer Rosenzweig: Wir haben keine Fachtagung geplant, sondern ein populärwissenschaftliches Bildungserlebnis. Das Symposium ist bewusst so angelegt, dass für die Teilnahme keine Vorkenntnisse erforderlich sind.
Die Referentinnen und Referenten sind im Vorfeld darüber informiert und werden sich nach Kräften bemühen, die Faszination ihrer Arbeitsgebiete so auszudrücken und zu vermitteln, dass die Teilnehmenden nicht nur verstehen, was da mit welchen Ergebnissen erforscht wurde, sondern auch Anknüpfungspunkte in ihrem beruflichen und/oder privaten Alltagsleben finden.
Teilnehmen können also alle, jung und alt, beruflich oder privat interessiert, die sich von dem Thema angesprochen fühlen und die den Wunsch verspüren, sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über deren aktuelle Forschungsergebnisse auszutauschen.
Etliche Menschen kennen Sie beide als Organisatoren anderer populärwissenschaftlicher Veranstaltungen in Nürnberg mit regionaler und überregionaler Bedeutung. Dieses Symposium findet aber unter dem Dach einer relativ neuen Organisation statt.
Rainer Rosenzweig: Ja, uns war und ist ein gemeinnütziges Dach wichtig, um zu verdeutlichen, dass es nicht um kommerzielle Interessen geht, sondern darum, die Methode der Wissenschaft in der breiten Öffentlichkeit zu verankern und die Ergebnisse der Forschungen und ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft und unser Leben zu diskutieren.
In Zeiten von "Fake News" ist es unserer Ansicht nach ein gesellschaftlich bedeutendes Anliegen, denen etwas Substanzielles entgegenzusetzen, die spontane Meinungen mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen gleichsetzen wollen. Wer die typischen Fallstricke unserer Wahrnehmung und Kognition nicht kennt oder versteht, wird frei von jeglicher Selbstkritik glauben, alles selber am besten beurteilen zu können und Entscheidungen an Machtfragen statt an gründlicher Argumentation zu orientieren. Das Ergebnis können wir tagtäglich in den Medien beobachten.
Vor diesem Hintergrund wurde das gemeinnützige Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs ins Leben gerufen. Der Name "Kortizes" erfüllt dabei die Funktion einer Kurzform - ein Kunstwort quasi. In der eingedeutschten Schreibweise des lateinischen Wortes "Cortices", also des Plurals von lat. Cortex (= Gehirn) erinnert Kortizes an den Gegenstand, um den es dabei gehen soll: Um die Gehirne der Menschen, die den populärwissenschaftlichen Diskurs führen wollen und die sich vernetzen, und zwar mit anderen Menschen, die über Gehirne im Allgemeinen und deren Funktion in speziellen Situationen etwas zu sagen haben, weil sie darüber nachgedacht, dazu publiziert und darüber geforscht haben.
Welche Aspekte des geistigen Jungbleibens bzw. der Hirnalterung haben Sie bei der Planung des Symposiums "Was hält uns jung?" besonders interessiert? Welche Blickwinkel wollen Sie einem breiteren Publikum vorstellen?
Helmut Fink: Wir legen bei unseren Symposien Wert darauf, das jeweilige Schwerpunktthema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten: Sowohl "harte" Neurowissenschaft und biologische Fakten, aber auch psychologische Forschungsergebnisse und die philosophische Reflexion sind für ein Gesamtverständnis wichtig.
Beim Thema "Jungbleiben und/oder Altern" müssen natürlich auch verschiedene Lebensphasen betrachtet und verglichen werden. Daher war von Anfang an klar, dass wir ein breites Spektrum an Fachleuten brauchen.
Die Plastizität des Gehirns wird in mehreren Vorträgen eine Rolle spielen. Die Hirnforschung ist für "Kortizes" ja quasi der Markenkern, aber der Inhalt der Beiträge soll bis in den Alltag reichen und - im wahrsten Sinn des Wortes - lebensnahe Aspekte mit umfassen. Da sind beispielsweise auch "Altersbilder" wichtig, individuelle und gesellschaftliche Vorstellungen vom Altern, etwa vom Ideal des guten Lebens. Ich kann also nur sagen: Die Mischung macht's.
Worauf freuen Sie sich beim kommenden Symposium am meisten?
Helmut Fink: Neben den Vorträgen hochkarätiger Referenten wie Manfred Spitzer und Rolf Oerter freue ich mich besonders auf das Wiedersehen mit vielen alten Freunden und Bekannten, die teilweise von weit her anreisen, um die anregende Atmosphäre und den Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten zu genießen. Es stimmt schon: Nürnberg ist immer eine Reise wert...
"Was hält uns jung? Neuronale Perspektiven für den Umgang mit Neuem"
13.-15. April 2018, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Frühbucher-Rabatt - nur noch bis Ende Februar: 160 Euro (ermäßigt 120 Euro),
ab 1.3. regulär 170 Euro (ermäßigt 130 Euro)
Infos und Anmeldung: http://kortizes.de/symposium/
Helmut Fink war bis 2016 Referent für Wissenschaft und Philosophie beim Turm der Sinne in Nürnberg und an den Planungen der dortigen Symposien beteiligt. Seit 2017 ist er in derselben Funktion für das Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs "Kortizes" tätig. Von 1999 bis 2015 war er Vorsitzender bzw. Präsident des HVD Bayern, vormals HVD-Nürnberg, und von 2011 bis 2017 Vizepräsident des HVD-Bundesverbandes. Seit 2012 ist er Vorsitzender des KORSO.
Rainer Rosenzweig war von 2002 bis 2016 Geschäftsführer der gemeinnützigen turmdersinne GmbH. Seit 2017 leitet er das Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes. Seit 2013 ist er Mitglied im Wissenschaftsrat der Gesellschaft zu wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Seit letztem Jahr ist er Mitglied im Kuratorium der Giordano-Bruno-Stiftung gbs und Präsident des hpd e.V.