Die Fotoausstellung "Kohletagebau – Kulturlandschaft brachial" von Peter Menne ist von Offenbach nach Frankfurt gewandert: Am Freitag wurde die Ausstellung im Club Voltaire eröffnet. Erstmals gezeigt wurden die eindrucksvollen Bilder zur "Route der Industriekultur 2017" in der Stadtbibliothek Offenbach.
Mennes Bilder zeigen Braunkohletagebaue in Ost- wie Westdeutschland, südlich von Leipzig genauso wie in der rheinischen Tiefebene. Die Mondlandschaften gleichen sich – gekonnt in Szene gesetzt sind die riesigen Löcher, in denen auch die Bagger klein wie Spielzeugeisenbahnen wirken, obwohl sie tatsächlich 60 bis 80 Meter hoch sind.
Im Baggermuseum Ferropolis (südlich von Leipzig) stehen die ausrangierten Bagger zwischen Schaukeln und Kinderrutsche herum. Manche Bagger darf man zumindest teilweise erklimmen – was Menne dazu veranlaßte, das alte Motto "Schwerter zu Pflugscharen!" der Friedensbewegung abzuwandeln in "Bagger zu Klettergerüsten!".
Mit Blick auf den Kinderspielplatz auf dem Gelände kommentierte der Künstler ein Bild treffend: "Vorne das Klettergerüst für die kleinen, hinten das für die großen Kinder". Im Museum seien die Bagger richtig aufgehoben: als Zeugen einer Industrieepoche, die baldmöglichst dem Vorbild der Dinosaurier folgen sollte. Subventionen und überkommene Strukturen sorgen jedoch bis heute dafür, dass Kohleverstromung einen schnellen Wandel zu umweltverträglicher Energieerzeugung (Wind, Sonne etc.) ausbremst, so der Offenbacher Fotograf.
Voll besetzt war der Club Voltaire, als Laudator Engels das neueste "Wir-schaffen-das!"-Versprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel zitierte: Die deutschen Kohlendioxid-Emissionen sollen gemäß Pariser Klimaabkommen bis 2020 um 40% gegenüber dem Basisjahr 1990 reduziert werden. Noch im September 2017 – vor der Wahl – verkündete Merkel noch ihr "wir schaffen das!" (in der ZDF-Sendung "Klartext").
Im aktuellen Koalitionsvertrag finde sich aber nichts, wie das erreicht werden könne, so Engels. Gerade deshalb sei die politische Kunst eines Peter Menne so wichtig: um auf das fortdauernde Auseinanderklaffen von hehrem Anspruch und profaner Wirklichkeit hinzuweisen. Manche anwesende Gäste wollten nicht glauben, dass die Kohlegruben bis heute aktiv sind – sie dachten, dass sich das mit der "Wende" erledigt hätte: Doch mussten sie dazulernen, dass die meisten Fotografien im Jahre 2016 entstanden.
Das Gespräch mit dem Künstler ging in kleinem Kreis anregend weiter. In großem Rahmen wird die Diskussion am 20. März fortgesetzt: da hat die KunstGesellschaft Peter Menne und zwei Experten von Greenpeace in den Club Voltaire eingeladen, zur Podiumsdiskussion "Raus aus der Kohle – sonst schmelzen die Pole!".