Menschen sind neugierig und motiviert, neue und unbekannte Dinge auszuprobieren und zu erforschen. Teilen Menschenaffen diese Eigenschaft mit uns? In einer aktuellen Studie beschreiben Alejandro Sánchez-Amaro vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Federico Rossano von der University of California San Diego in den USA, dass Kinder beim Erkunden des Unbekannten – einer geheimnisvollen Box mit unklarem Inhalt – neugieriger sind als Menschenaffen. Wenn die Affen aber einen Blick auf die Belohnungen erhalten, welche in dieser Box versteckt sein könnten, dann lernten auch sie diese "unsichere" Option zu erkunden.
In ihrer Studie untersuchten die beiden Forscher, ob Kinder und Menschenaffen eine unbekannte Option einer sichtbaren Belohnung vorziehen würden. Dazu ließen sie erwachsene Schimpansen, Gorillas, Bonobos und Orang-Utans zwischen zwei umgedrehten Plastikbechern wählen, unter denen sich Weintrauben befanden. Ein Becher war durchsichtig und enthielt eine kleine Belohnung, während der andere undurchsichtig war und eine größere Belohnung enthielt. Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren wurde eine ähnliche Aufgabe gestellt, mit Aufklebern als Belohnung.
Im Durchschnitt verzichteten Kinder eher auf die sichere Belohnung zugunsten der unbekannten – 85 Prozent und 77 Prozent der Kinder wählten in zwei Versionen der Studie wenigstens einmal den undurchsichtigen Becher, verglichen mit 24 Prozent der Menschenaffen. Als die versteckte Belohnung kurz aufgedeckt wurde und die Teilnehmenden ihre Wahl ändern durften, wählten über 88 Prozent der Menschenaffen und Kinder wenigstens einmal den undurchsichtigen Becher mit der größeren Belohnung.
Wer ist neugieriger: Kinder oder Menschenaffen?
Die aktuelle Studie vergleicht erstmals die Neugier von Kindern und Menschenaffen unter Verwendung desselben Studienaufbaus. Den Ergebnissen zufolge sind Kinder möglicherweise stärker motiviert als Menschenaffen, das Unbekannte zu erforschen, oder weniger risikoscheu als diese. Nachdem Menschenaffen gelernt hatten, dass es sich lohnt, ein unbekanntes Objekt zu erforschen, wendeten sie dieses Wissen auch auf zukünftige Szenarien an.
Die Autoren fassen zusammen: "In dieser vergleichenden Studie untersuchten wir, ob Kinder und Menschenaffen ausreichend neugierig sind, um zugunsten einer ungewissen Option – einer Belohnung im undurchsichtigen Becher – auf einen sichtbaren Vorteil – eine Belohnung im durchsichtigen Becher – zu verzichten. Ohne weitere Informationen zu haben, waren Kinder eher bereit als Menschenaffen, die unsichere Option zu erkunden. Nachdem wir aber den Inhalt der undurchsichtigen Becher aufgedeckt hatten und sich darin eine größere Belohnung verbarg als im 'sicheren' transparenten Becher, überwanden auch Menschenaffen ihre anfängliche Risikoaversion. Kinder erkundeten teils auch weiterhin verschiedene Optionen." (PLOS ONE/SJ, EF – mpg)