Dieses Lehrbuch geht nach dem didaktisch bewährten Prinzip des "Top-Down" vor, von einem zunächst nur groben Überblick über Zwischenstufen bis hin zu einer alle notwendigen Details vermittelnden Darstellung. Der zu vermittelnde Stoff wird zu diesem Zweck in mehreren zunehmend detaillierter werdenden Durchgängen behandelt. Nach einem in die Problematik einführenden Vorspann wird zunächst eine schlagwortartige Übersicht über die Thematik gegeben, dann erfolgt eine Darstellung, die bereits Grundbegriffe und erste Einzelheiten enthält. Danach erfolgen weitere Durchgänge durch den jeweils gleichen Stoff, der dann unter verschiedenen Aspekten vertieft wird. Bis schließlich nach mehreren Durchgängen alle Aspekte und Details, die zu einem umfassenden Verständnis erforderlich sind, behandelt wurden. Dieser Text stellt ein ausgearbeitetes Unterrichtskonzept dar, das jeder Geschichtslehrer sofort, jeder andere interessierte Lehrer nach kurzer Einarbeitung einsetzen kann. Alle wesentlichen Aussagen werden durch bildhafte Darstellungen veranschaulicht. Die Autoren stellen interessierten Lehrern darüber hinaus weiteres bildliches Unterrichtsmaterial zur Verfügung (siehe weiter unten!).
Hier ein Ausschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis des zentralen Teils des Buches unter der Kapitel-Überschrift "Der Bauplan der Freiheit":
Problemhintergrund
Was ist überhaupt ein "Wert"?
Kurzerklärung der Europäischen Werte
Erklärung der einzelnen Werte
- Stufe 1 – Humanistisches Denken
- Stufe 2 – Rationalität
- Stufe 3 – Säkularität
- Stufe 4 – Rechtsstaatlichkeit
- Stufe 5 – Demokratie
- Stufe 6 – Menschenrechte
Ein stufenweiser Aufbau
Die Geschichte wiederholt sich
Wissen zur antiken Demokratie und dem Mittelalter
Wodurch kommt es zum Wechsel im Weltbild?
Entwicklungsschritte vom Mittelalter bis heute
Erkenntnis
Was macht heutige Europäer und Träger europ. Werte aus?
Sind diese Europäischen Werte universell?
Die europäische Hochkultur – so die Autoren – entstand in sechs Stufen.
Humanistisches Denken: Der Mensch steht im Mittelpunkt.
Rationalität: Die Vernunft wird zur letztendlichen Entscheidungsquelle.
Säkularität: Auftrennen der Machtbefugnisse von Religion und Politik.
Rechtsstaatlichkeit: Gerechtigkeit durch säkulare Grundgesetze und Verfassung.
Demokratie: Periodisch gewählte Volksvertreter.
Menschenrechte: Ein universelles Gesetz von Menschen für Menschen. Diese sechs Europäischen Werte zusammen – so die Aussage des Buches – ergeben ein voll entwickeltes humanistisches Weltbild.
Das Verständnis für das Entstehen und die Bedeutung dieser Werte wird ausführlich, aber ohne weitschweifig zu werden, unter den verschiedenen, als relevant angesehenen Aspekten behandelt. Es wird didaktisch bewusst in verstehensfördernden Gegensatzpaaren – wie z.B. Mythos vs. Logos / früher vs. heute / religiös vs. vernunftorientiert / theozentrisches vs. anthropozentrisches Weltbild – gearbeitet. Schülern, aber selbstverständlich auch generell Interessierten, wird vermittelt, wie sich die Menschen in den letzten etwa 2500 Jahren in kleinen Schritten, nicht ohne schwere Rückschläge, von Mythen, religiösen Vorschriften und selbsternannten religiösen wie weltlichen Herrschern befreien konnten und sich ein Gesellschaftsmodell erkämpften, das ihnen heute im sog. Westen – grundsätzlich wenigstens – die Menschenrechte garantiert.
Im zweiten Teil des Buches werden ergänzend historische und aktuelle Probleme thematisiert, und es werden die "Sicherheitssysteme" angesprochen, die dem Erhalt einer freien Gesellschaft dienen. Es wird vor allem an die Einsicht appelliert, dass eine säkulare, rechtsstaatliche, demokratische, die Menschenrechte garantierende Gesellschaftsordnung stets gefährdet ist, wieder untergraben zu werden, folglich der Wachsamkeit und des ständigen Engagements ihrer Bürger bedarf. Daher gilt es, um an dieser Stelle einen ganz aktuellen Bezug herzustellen, zum Beispiel nicht zuzulassen, dass Kruzifixe in Klassen und Bundestagsräumen aufgehängt werden, dass Richterinnen eine betont religiöse Kopfbedeckung tragen oder dass einer Frau der Handschlag verweigert wird, weil es religiöses Recht sei, tatsächlich aber einen Akt der Frauenverachtung darstellt.
Es handelt sich um einen pädagogisch und didaktisch wertvollen Beitrag zur geschichtlichen Entwicklung des modernen Staates. Ein Geschichtsbuch, das nicht von der Herrschaft von Kaisern und Königen, von einer Abfolge von Kriegen und Eroberungen, vom Auf und Ab der Religionen samt auswendig zu lernender Jahreszahlen berichtet. Es zeichnet die Geschichte der sich entwickelnden Herrschaft der Vernunft nach und vermittelt die argumentativen Grundlagen eines überzeugenden Plädoyers für unsere Gesellschaftsordnung. Es zeigt aber immer wieder auch unmissverständlich auf, woher die Gefahren drohen und dass der Erhalt dieser unter blutigen Opfern erreichten Standards einer zu Frieden und Gerechtigkeit fähigen Region in dieser unfriedlichen und ungerechten Welt sich keinesfalls von allein regelt.
Die beiden Autoren erhielten für ihr Buch u.a. als Auszeichnung in London den "Passion for Freedom Award 2011".
Einer der Autoren, Anton Pototschnik, ist Präsident von teamfreiheit.info – Humanistischer Verein für Demokratie und Menschenrechte. Durch Vortragstätigkeit im In- und Ausland sowie durch sein Engagement in der Schulkampagne "Freiheit macht Schule" vermittelt er allen Interessierten den hier beschriebenen "Bauplan der Freiheit".
Anton Pototschnik, Thomas Pototschnik: Der Bauplan der Freiheit – Freie Gesellschaften wachsen nicht auf Bäumen! ISBN 978-3732230686. BoD Norderstedt, 2013, 196 S., 16,90 Euro
5 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
"Das Zauberwort lautet regelmäßig: Mehr Bildung! Aber kann das so pauschal stimmen? "
Nein.
Und das wissen wir nicht nur aufgrund der zahlreichen gebildeten Islamisten sondern auch aufgrund der gebildeten Europäer, die Faschismus und Nationalsozialismus ermöglicht haben.
Da mehr Bildung immer besser ist als zuwenig, ist es eigentlich müßig, seine Rolle zu erörten und als Problemlösung nach mehr Bildung zu schreien. Haben wir etwa zuwenig "Bildung"? Möglich. Dann ist dies an sich aber bereits ein Skandal, völlig unabhängig vom Terrorproblem.
little Louis am Permanenter Link
Hervorragender Text. Zudem klar und inprätentös im Stil.
Kay Krause am Permanenter Link
Was für ein wunderbar formulierter Artikel! Mir aus der (möglicherweise vorhandenen) Seele gesprochen. Vielen Dank dafür!
Genaugenommen sind Protestanten in den Augen der Katholiken "Ungläubige"! Wie soll ein muslimische Zuwanderer erkennen, dass es in Deutschland mittlerweile nahezu 40 % der Bürger nicht mehr in die Kirchen zieht, dass der Großteil dieser Bürger ohne Gottesphantasie nach demokratischen, freiheitlichen und humanistischen Werten lebt? Denn diese nahezu 40% treten öffentlich kaum in Erscheinung, da sie nicht organisiert sind. Trotz ständig kleiner werdender Schafherden mischen die Kirchen im öffentlichen Leben jedoch nach wie vor fleißig mit, in Politik, in Wirtschaft und im Privatleben! Wie soll man einem Muslim diese Werte verständlich machen, wenn er in den Nachrichte und auf Wahlplakaten ständig Politiker sieht, deren Parteienname mit einem "C" beginnt, Menschen, die dieses "C" auch noch ständig vor sich hertragen, weil es um Wählerstimmen geht??? Wie soll ein Asylbewerber unseren Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben verstehen, wenn ihm das Dach über dem Kopf angezündet wird von (ebenso wie die Islamisten irregeleiteten) rechtsradikalen Handlangern?
Ich glaube, es kommt noch viel Geistesarbeit auf uns zu, bis wir diesen dummen und tödlichen Terrorismus ausgemerzt haben!
Roland Fakler am Permanenter Link
Man kann sich viel „Bildung“ ins Hirn stopfen und dabei ein ziemlicher Dackel bleiben. Das Buch ist wirklich sehr hilfreich, weil es kurz, klar und übersichtlich ist.
Andrea Diederich am Permanenter Link
In Deutschland ist der politische Konservatismus immer noch eine der stärksten Fortschrittsbremsen.