Fritz Bauer: Späte Würdigung eines verkannten Humanisten

Heute jährt sich der 117. Geburtstag des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer, der wie kein Zweiter zur Aufklärung und Strafverfolgung nationalsozialistischer Verbrechen beitrug. Langsam wird dem Ausnahmejuristen die Ehre zuteil, die er verdient.

Vor wenigen Tagen wurde im Foyer des Bundesjustizministeriums in Berlin eine bronzene Büste enthüllt, welche einen der bedeutendsten Staatsanwälte ehrt, die Deutschland je hatte: Den großen Aufklärer der Nazi-Verbrechen, Fritz Bauer (1903–1968). Er sorgte dafür, dass die Attentäter des 20. Juli als "Kämpfer gegen ein Unrechtsregime" rehabilitiert wurden, gab Israel den entscheidenden Hinweis, um Adolf Eichmann zu fassen, und setzte sich gegen erbitterten Widerstand für die Durchführung der Frankfurter Auschwitz-Prozesse ein. Bauer war zudem einer der wichtigsten Vorkämpfer für Strafrechts- und Strafvollzugs-Reformen und wies wie kaum ein anderer auf die gesellschaftliche Verantwortung des Justizwesens beim Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft hin.

Erstaunlicherweise wurde die prominente Würdigung kaum von der Öffentichkeit wahrgenommen. Selbst das Bundesjustizministerium verzichtete auf eine Pressemitteilung und verkündete das Ereignis mit Ministerin Christina Lambrecht und dem Künstler Pavel Feinstein bloß in einer kurzen Meldung auf Twitter. Allein die Jüdische Allgemeine berichtete ausführlicher in einem Artikel von dem Ereignis.

In ihrer Rede erklärte die Bundesjustizministerin, warum eine Fritz-Bauer-Büste im Justizministerium besser aufgehoben sei als eine übliche Justitia-Statue: "Es waren auch und gerade Juristen, die die Schoa – das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte – organisiert und routiniert verwaltet haben. Und sie haben sich nicht geschämt, das unter den Augen von Justitia zu tun." Mit der Büste sollten die Mitarbeiter des Ministeriums daran erinnert werden, dass das Bekenntnis zu Recht, Gesetz und Menschlichkeit kein reines Lippenbekenntnis sein dürfe.

Bauer dringt vor ins kollektive Gedächtnis

Nach seinem Tod im Jahr 1968 geriet Fritz Bauer zunehmend in Vergessenheit und das Gewicht seines Vermächtnisses wurde lange Zeit unterschätzt oder gar heruntergespielt. Mit Dokumentationsfilmen wie "Fritz Bauer – Tod auf Raten" und Spielfilmen wie "Der Staat gegen Fritz Bauer" wurde der einstige hessische Generalstaatsanwalt in den letzten Jahren aber langsam wieder einem größeren Publikum bekannt.

Immer häufiger stehen nun auch Forderungen im Raum, Straßennamen nach dem verkannten Humanisten zu benennen – so etwa in Trier und Berlin.

Unterstützen Sie uns bei Steady!