Straßenumbenennung in Trier

Fritz Bauer statt Hindenburg

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Vorschlag für den neuen Straßennamen in Trier.
Fritz-Bauer-Straße

Der Trierer Stadtrat hat entschieden, die Hindenburgstraße in Trier umzubenennen. Nun muss ein neuer Namensgeber gefunden werden, der eine Ehrung tatsächlich verdient. Ein Vorschlag erfuhr in der Vergangenheit bereits große Resonanz: Der große Aufklärer und Humanist Fritz Bauer.

Der Vorschlag, die Trierer Hindenburgstraße in "Fritz-Bauer-Straße" umzubenennen, wurde vor vier Jahren von den Evolutionären Humanisten Trier in den Raum gestellt. Den Aufruf unterzeichneten damals eine lange Liste von Personen und Organisationen - darunter auch Bundestagsabgeordnete und Experten für Erinnerungs- und Gedenkkultur. Die humanistische Giordano-Bruno-Stiftung sagte damals sogar eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 1.000 Euro für die geforderte Umbenennung zu. Zu diesem Zeitpunkt konnte sich der Trierer Stadtrat allerdings noch nicht dazu durchringen, dem Antidemokraten Paul von Hindenburg die zweifelhafte Ehre einer Namenspatenschaft abzuerkennen. Mit der jüngsten Abstimmung des Stadtrates hat sich das Blatt aber nun gewendet und Bauer ist erneut als als Kandidat im Gespräch.

In der Sitzung des Trierer Stadtrates erklärte Matthias Koster von der Trierer Linksfraktion: "Gerade eine Straße, die mit Hindenburg einen Wegbereiter des NS-Regimes als Namenspatron trägt, verdient nach einer Umbenennung einen unzweideutigen Namen – einen Namen, mit dem man Haltung zeigt, einen Namen, mit dem man klar Position bezieht gegen Hass, Position bezieht gegen Diktatur, Position bezieht gegen rechte Umtriebe." Fritz Bauer stehe dafür wie kein Zweiter.

Florian Chefai, Vorsitzender der Evolutionären Humanisten Trier und Initiator der damaligen Forderung, begrüßt die Entscheidung des Trierer Stadtrates. Gegenüber dem Humanistischen Pressedienst erklärte er, warum Fritz Bauer der perfekte Namensgeber wäre: "Bauer widmete seine Arbeit der Strafverfolgung nationalsozialistischer Verbrechen und der Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Es ist Bauer zu verdanken, dass Massenmördern wie Adolf Eichmann trotz aller Widerstände der Prozess gemacht werden konnte. Bauer war ein unermüdlicher und integrer Vorkämpfer für Menschenrechte und Demokratie. Als Jurist plädierte er zudem für ein fortschrittliches Sexualstrafrecht, das die Stellung von Frauen in der Gesellschaft wesentlich verbesserte und forderte eine Streichung des Paragrafen 175 StGB, der als Nazi-Relikt homosexuelle Handlungen bis 1994 in Deutschland kriminalisierte."

Gerade für die Umbenennung der Hindenburgstraße sei Bauer als neuer Namensgeber geeignet, führt Chefai weiter aus: "Bauer wäre ein hervorragendes Korrektiv zu Hindenburg. Er steht in einem historischen Zusammenhang, da er sich für eine kritische Aufarbeitung der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte einsetzte. Auch die örtliche Nähe zu städtischen Verwaltungsgebäuden und der Trierer Synagoge sind diesbezüglich ein gutes Argument für Bauer. Nicht zuletzt besteht bei ihm keine Gefahr, dass in einigen Jahren erneut über eine Umbenennung der Straße diskutiert werden muss."

Während Fritz Bauers Verdienste lange Zeit verkannt wurden, genießt er heute ein hohes Ansehen über die Grenzen demokratischer Parteien hinweg. Katarina Barley, ehemalige Bundesjustizministerin und heutige Vizepräsidentin des Europaparlements, bezeichnete Bauer im hpd-Interview etwa als "großen Aufklärer" und als eine der "Schlüsselfiguren der jungen Demokratie, als Deutschland noch alles andere als eine Republik von Demokraten war."

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