Frau ohne Kleinhirn

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BERLIN. (hpd/rdf) Ärzte haben entdeckt, dass eine Frau aus China irgendwie das Alter von 24 Jahren erreicht hat, obwohl ihr ein großer Teil des Gehirns fehlt. Sie meinen, dies sei der Beleg dafür, wie unglaublich anpassungsfähig unsere Gehirne sein können.

Als eine Frau ins Allgemeine Krankenhaus PLA in Chinas Provinz Shandong kam, berichtete sie über Symptome von Schwindel und Übelkeit. Sie hatte die meiste Zeit ihres Lebens einen schwankenden Gang gehabt und im Gegensatz zu den meisten Menschen, die im Kleinkindalter Gehen lernen, war sie erst im Alter von 7 Jahren in der Lage, diese Fertigkeit zu beherrschen. Auch konnte sie erst mit 6 Jahren richtig sprechen.

Laut Helen Thomson im Magazin New Scientist war das Grundproblem sofort klar, nachdem die Ärzte einen CAT-Scan durchführten, welcher die Information diverser Röngtenaufnahmen verbindet, um ein umfassendes Bild der Gehirnstrukturen zu erzeugen. Das gesamte Kleinhirn der Frau fehlte, und an seiner Stelle befand sich nur zerebrospinale Flüssigkeit, eine spezielle Substanz, die das Gehirn vor schädigenden Schlägen und Erkrankungen schützt.

Das Kleinhirn macht 10 Prozent des Gesamtvolumens des Gehirns aus, enthält aber 50 Prozent seiner Neuronen. Es sitzt unterhalb der beiden Hemisphären des Gehirns und besteht aus einer einzigartigen Kombination kleiner und kompakter Faltungen. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der motorischen Kontrolle und dem Sprechen, und es gibt Belege, die darauf hinweisen, dass es an kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit und Sprache beteiligt ist und vielleicht sogar Gefühle wie Angst und Freude mindern kann.

Während diese Frau nicht der erste Mensch ist, der ohne Kleinhirn geboren wurde, ist sie einer von nur 9 Menschen, von denen bekannt ist, dass sie ohne dieses bis zum Erwachsenenalter überlebt haben.

“Eine detaillierte Beschreibung, wie sich diese Funktionsstörung bei einem lebenden Erwachsenen auswirkt, ist so gut wie nicht vorhanden”, sagen Ärzte des chinesischen Krankenhauses, “da die meisten Menschen in diesem Zustand jung sterben, und das Problem erst bei einer Autopsie erkannt wird.”

Die Tatsache, dass die Frau bis jetzt nur relativ geringe Reaktionen auf das fehlende Teil ihres Gehirns gezeigt hatte, weist darauf hin, wie “plastisch” und anpassungsfähig dieses Organ ist; möglicherweise hat ihr Cortex die Lücken aufgefüllt, damit sie funktionieren kann.

“Diese seltenen Fälle sind interessant, um zu verstehen, wie die Schaltkreise des Gehirns arbeiten und auf welche Weise es fehlende Teile kompensiert”, wie Mario Manto, ein Experte für zerebellare Störungen an der Freien Universität in Brüssel/Belgien, New Scientist mitteilte.

 


Übersetzung: Elisabeth Mathes, Daniela Bartl

Originalartikel: sciencealert.com.au, Übernahme von de.richarddawkins.net