Nach den beiden im hpd veröffentlichten Texten über die jüngste Vorstandswahl bei der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) kochen die Emotionen hoch – wie so oft, wenn es um Begriffe wie "Wokeness" geht, unter denen viele etwas anderes verstehen. hpd-Autor Florian Schwarz, der sich seit langem mit diesem Thema befasst, versucht hier darzustellen, wovon eigentlich die Rede ist und weshalb es der GWUP gut täte, sich selbst an ihren eigenen Maßstäben zu messen.
Eine Ideologie breitet sich aus im Westen, seit Jahren still und leise, jetzt mit zunehmendem Lärm. Es klafft bereits ein tiefer Spalt zwischen ihren Anhängern und Gegnern, und er tut sich nicht auf zwischen links und rechts, progressiv und konservativ, wohlhabend und arm, sondern quer zu allen Lagern. Zerwürfnisse und Entfremdung sind auch unter Linken und Linksliberalen zu beobachten – und ausgerechnet auch in Gruppen, die sich der wissenschaftlichen Aufklärung verschrieben haben.
Die Ideologie, von der die Rede ist, wird häufig als "Wokeness" (deutsch auch Wokismus) bezeichnet. Ursprünglich stammt das Wort woke von schwarzen Aktivistinnen und Aktivisten in den USA der 30er Jahre und bedeutete, achtsam und sensibel zu sein gegenüber rassistischer Diskriminierung. Heute beanspruchen Woke für sich, besonders aufmerksam zu sein gegenüber allen Formen von Diskriminierung; sie wollen tolerant und empathisch sein, bereit, von Minderheiten zu lernen, wo Unterdrückung stattfindet – und etwas dagegen tun.
Dieser Anspruch macht Wokeness vordergründig sympathisch und attraktiv – zumal die meisten Menschen sich angesprochen fühlen von positiv besetzten Worten wie Gerechtigkeit, Gleichheit oder Antirassismus. Wer also Woke und Wokeness kritisiert, begibt sich in die Gefahr, als jemand abgelehnt zu werden, der sich dem aufrechten Kampf gegen Rassismus, Sexismus und andere Formen der Unterdrückung in den Weg stellt.
Nun wirft die Wokeness ihren Schatten auch auf die GWUP, die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Im Streit um die Frage, ob Fächer und Theorien aus dem Feld der sogenannten Critical Studies (CS) als wissenschaftlich akzeptiert oder als unwissenschaftlich kritisiert werden sollten, ist ein heftiger Streit entbrannt. Ein Streit, der offenbar auch den Hintergrund bildet für die überraschende Wahl des neuen GWUP-Vorstands. Manche sprechen gar von einem Putsch, da sich im Vorfeld heimlich eine Gruppe einflussreicher Mitglieder getroffen hatte, die die Kritik an den CS offenbar als irgendwie politisch ablehnt. Was in diesem Falle nicht einer gewissen Ironie entbehrt, da die CS selbst den Anspruch haben, die Gesellschaft politisch zu beeinflussen. Auch herrschte offenbar die Sorge, Kritik an CS – und damit an Wokeness – könnte als Beleg für eine rechte Gesinnung interpretiert werden oder sei sogar ein solcher Beleg. Unmittelbar vor der Wahl des Vorstands jedenfalls zauberte die Gruppe einen eigenen Vorstandskandidaten aus dem Hut (wenn in dem Kontext dieses Bild erlaubt ist) und überrumpelte die Mitglieder – zumindest jene, die von den Absprachen nichts wussten.
Aber was lässt sich gegen Wokeness überhaupt einwenden? Vordergründig scheinen die Ansprüche und Ziele dieser Ideologie ja keine anderen zu sein als die des liberalen, aufgeklärten Humanismus.
Tatsächlich stellt Wokeness jedoch eine Abkehr von den naturwissenschaftlichen Prinzipien und vom humanistischen Weltbild dar. In den Geistes- und Sozialwissenschaften führt Wokeness bereits seit Jahren dazu, dass kein objektiver Standpunkt gegenüber Forschungsobjekten eingenommen wird, sondern ein moralischer, die entsprechenden Arbeiten sind deshalb nicht mehr wirklich ergebnisoffen.
Das wird schnell klar, wenn man sich vor Augen führt, dass Wokeness eigentlich nur ein anderes Wort für "Critical Social Justice" ist. "Critical" bedeutet hier nicht nur kritisch den gegenwärtigen Gesellschaftsstrukturen gegenüber. Kritisch werden hier vielmehr die üblichen Methoden gesehen, mit denen heute Wissen über die Welt gewonnen wird. Kritik bedeutet hier besonders auch "Selbstkritik" derjenigen, die von gesellschaftlichen Privilegien profitieren.
Wokeness geht von folgenden Prämissen aus: Wissen ist nicht das, was wir an Erkenntnissen über die Realität sammeln, indem wir unsere Ideen, Vorstellungen, Hypothesen an ihr testen und dann korrigieren und anpassen. Wissen ist vielmehr ein soziales Konstrukt. Gruppen, die sich durch verschiedene Eigenschaften auszeichnen – etwa die ethnische Herkunft, die Kultur, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder Identität – machen ihre eigenen Erfahrungen und verfügen deshalb über ein eigenes spezifisches Wissen. Da andere Gruppen nicht dieselben "gelebten Erfahrungen" machen, können sie dieses Wissen nicht infrage stellen.
Jede Gruppe kann also für sich ihre eigene Wahrheit beanspruchen, die akzeptiert werden muss. Selbst wenn sich das Wissen der Gruppen widerspricht. Zu entscheiden, dass eine Gruppe mit ihren Erfahrungen der Realität näher kommt als eine andere Gruppe, ist für Woke anmaßend und diskriminierend. Vor diesem Hintergrund hat etwa Neuseeland beschlossen, an Schulen das traditionelle, teils esoterisch-religiöse "Wissen" der Maori zu lehren – als andere, aber gleichberechtigte Form des Wissens neben den naturwissenschaftlichen Fächern, die ja nur das "westliche" Verständnis von Wissenschaft berücksichtigen. Eigentlich dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Kreationisten den Ball aufnehmen und fordern, ihr besonderes religiöses Wissen über die Schöpfung müsse neben der Evolutionstheorie im Biologieuntericht gelehrt werden. Hatten wir das nicht schon?
Wokeness beruht darüber hinaus stark auf den Vorstellungen des postmodernen Säulenheiligen Michel Foucault, demzufolge alle, wirklich alle Beziehungen und Verhältnisse auf Macht ausgerichtet sind: Immer und überall gibt es Unterdrücker und Unterdrückte. In der westlichen Welt stellen natürlich weiße, heterosexuelle Männer die dominierende Gruppe dar. Sie sollen deshalb in der Lage sein, zu bestimmen, welches Wissen gelten soll. Und natürlich bevorzugen sie Erkenntnisse, die ihren eigenen Interessen dienen. Sie bestimmen den vorherrschenden "Diskurs" und die "Narrative" in der Gesellschaft, denn sie entscheiden, wie über was gesprochen wird. Sie sichern sich so ihre Privilegien und unterdrücken die Wahrheit anderer Gruppen.
Wer nun in einer solchen Gesellschaft aufwächst, internalisiert deren Strukturen, die geprägt sind durch Hass, Scheinheiligkeit, Egoismus, Unterdrückung. Diejenigen, die von diesen Verhältnissen profitieren, können sich ihnen nicht leicht entziehen; sie halten daran fest und verteidigen sie, häufig, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn da sie Teil des Unterdrückungssystems sind, bleiben dessen Strukturen für sie weitgehend unsichtbar.
Aber für gute Menschen gibt es Rettung: Sie müssen auf die Anhänger der Critical Social Justice hören. Sie müssen woke werden. Sie müssen helfen, den Diskurs zu ändern – zum Beispiel, indem sie die Sprache ändern.
Für marginalisierte Gruppen ist das woke Weltbild besonders interessant, da ihr spezifisches "Wissen" angeblich helfen kann, die unsichtbaren Machtstrukturen aufzudecken und aufzuzeigen – den vielbeschworenen, aber selten genau beschriebenen strukturellen Rassismus und Sexismus, das weiter vorherrschende Patriarchat, Homophobie, Transphobie, toxische Männlichkeit, etc., die alle Schichten der Gesellschaft, alle ihre Institutionen, ihre kulturellen Normen und Werte, die Gesetze und die Polizei prägen sollen. Dafür werden noch die schwächsten Hinweise aufgespürt – etwa sogenannte "Mikroaggressionen".
Die "wissenschaftlichen" Analysen der Critical Social Justice bestehen darin, alle vorherrschenden Narrative, Paradigmen, Diskurse und Erkenntnisse infrage zu stellen, da sie den Machthabern dazu dienen, andere zu unterdrücken. Das Aufdecken der Strukturen funktioniert unter anderem durch Dekonstruktion (eine Methode, Sprache und Texte zu deuten, um deren eigentliche Aussagen bloßzulegen – unabhängig davon, was die AutorInnen selbst zu sagen meinen). Wo es schwierig ist, die Wurzeln von wahrgenommenen Problemen zu identifizieren, werden Faktoren so lange "problematisiert", bis alles ins woke Weltbild passt. Mit dem Ziel, die Unterdrückung nonbinärer Menschen oder Transpersonen zu beenden, wird zum Beispiel die Realität der biologischen binären Geschlechtlichkeit "problematisiert" und infrage gestellt. Der heterosexuellen Mehrheit wird außerdem "Heteronormativität" vorgeworfen als Mittel, die eigene Macht zu erhalten. Wer sagt, es gebe nur zwei biologische Geschlechter (und natürlich Intersexelle), entlarvt sich als transphob.
Das Ziel der sozialen Gerechtigkeit lässt sich nun aber nur erreichen, wenn genug Menschen woke werden und helfen, die unsichtbaren Machtstrukturen abzubauen. (So sind etwa Ibram X. Kendi zufolge alle Menschen so lange Rassisten, bis sie sich entsprechend seiner Vorstellungen als "Anti-Rassisten" engagieren.) Wer anderer Meinung ist als die Woken, ist eben noch nicht aufgewacht, ist ein Ignorant oder schafft es nicht, die eigenen Privilegien einzuräumen oder gar aufzugeben – im woken Jargon ist hier häufig die Rede von "White Fragility" (Robin DiAngelo). Um diesem Vorwurf zu entgehen, wenden sich auch immer mehr vormals rational denkende, kritische und vor allem selbstkritische Menschen dieser Ideologie zu – wahrscheinlich häufig, ohne sich der absurden und dunklen Seiten der Wokeness bewusst zu sein.
Der Platz reicht hier nicht, um alle Aspekte der Wokeness, ihre Ursprünge und Absurditäten darzulegen. Wer aber bis zu diesem Punkt noch immer Sympathie für diese Ideologie hegt, sollte sich letztlich die Gretchenfrage stellen: Wie halte ich es tatsächlich mit der Gleichheit und Gleichberechtigung aller Menschen? Denn im Mittelpunkt der Wokeness stehen nicht die einzelnen Individuen mit ihrer Würde und ihren Wünschen. Die Idee des Universalismus – dass alle Menschen trotz aller Unterschiede als Menschen im Prinzip gleich und gleichberechtigt sind, wie es die Philosophen des Humanismus, allen voran Denis Diderot, erklärt haben – wird von der woken Ideologie abgelehnt. Das lässt sich etwa bei Vertretern der sogenannten Critical Race Theory wörtlich nachlesen: "Anders als der traditionelle Bürgerrechtsdiskurs [etwa von Martin Luther King, d.A.], der die Betonung auf Inkrementalismus [Verbesserung bestehender Strukturen, d.A.] und schrittweisen Fortschritt legt, stellt Critical Race Theory gerade die Grundlagen der liberalen Ordnung infrage, inklusive der Gleichheitstheorie, des Abwägens rechtlicher Argumente, des Rationalismus der Aufklärung und der Neutralitätsprinzipien der Verfassung." ("Unlike traditional civil rights discourse, which stresses incrementalism and step-by-step progress, critical race theory questions the very foundations of the liberal order, including equality theory, legal reasoning, Enlightenment rationalism, and neutral principles of constitutional law." (Richard Delgado & Jean Stefancic: Critical Race Theory: An Introduction, 3rd Edition, New York 2017)
Woke unterteilen die Menschheit anhand von bestimmten Merkmalen in Gruppen und betonen deren Unterschiede und ihre dadurch angeblich definierten besonderen Identitäten – Hautfarbe (auch wenn das nicht mehr laut gesagt werden soll), Kultur, Religion, sexuelle Orientierung und Identität und so weiter. Diese Identitätspolitik überschneidet sich deutlich mit dem Weltbild der Rechten, die darüber hinaus allerdings verschiedene Gruppen nicht nebeneinander in einer Gesellschaft leben lassen wollen, sondern ihnen bestimmte Weltregionen zuteilen möchten. Diese Aufspaltungen der Gesellschaften, ja der ganzen Menschheit, ist ganz im Sinne der anti-aufklärerischen Vorstellungen mancher europäischer Philosophen wie etwa Herder mit seinen Ideen vom Volksgeist, und der Anhängern der neuen Rechten. Aus der linksliberalen, humanistischen Sicht lässt sich Wokeness deshalb kaum anders als reaktionär betrachten.
Wie oben bereits gesagt, zielen Woke nicht darauf, objektive Erkenntnisse zu gewinnen und Aberglaube zu bekämpfen, indem Vorstellungen und Überzeugungen immer wieder einem Realitätscheck unterzogen werden – eigentlich die Methode, der sich die GWUP verschrieben hat. Im Gegenteil: Die naturwissenschaftliche Methode wird als ein Werkzeug des Machterhalts abgelehnt, das weiße, westeuropäische Männer entwickelt haben, um Imperialismus, Kolonialismus, Sklaverei rechtfertigen und alle anderen Menschen und die Natur auszubeuten zu können. Stattdessen geht Wokeness davon aus, dass jede Gruppe neben ihrer Identität auch über eine eigene, gleichwertige Wahrheit verfügt. Selbst wenn sich deren Aussagen diametral widersprechen. Es geht hier also nicht nur um Eigenheiten bestimmter Fachdisziplinen, die Uneingeweihte auch mal irritieren können. Es geht nicht darum, dass einzelne Vertreterinnen und Vertreter ihrer Fächer auch mal Unsinn reden und so einen falschen Eindruck von Unwissenschaftlichkeit erwecken. Sondern: Wokeness ist letztlich eine anti-wissenschaftliche Weltanschauung.
Da Kritik an Wokeness von vielen Menschen unweigerlich als Hinweis auf eine falsche Gesinnung interpretiert wird, kann man es nicht genug betonen: Alle Probleme, die Woke prinzipiell ansprechen – Rassismus, Sexismus, Homophobie und so weiter – existieren in unserer Gesellschaft leider immer noch. Sie werden von Linken und Liberalen genauso wahrgenommen und bekämpft wie von Woken. Das woke Weltbild ist jedoch keine Voraussetzung dafür, diesen Kampf zu führen. Im Gegenteil. Es ist zerstörerisch. Denn: Mit ihrer Betonung der Gruppenidentitäten und -unterschiede, ihrer bedingungslosen Forderung nach Loyalität, der sozialen Ächtung Andersdenkender, der Ablehnung von Individualität, Universalismus, des Humanismus (und damit letztlich der universellen Menschenrechte), mit ihrer Anerkennung eigener "Wahrheiten" ethnischer, kultureller oder anderer Gruppen, der Ablehnung einer möglichst objektiven, naturwissenschaftlichen Erkenntnissuche, mit ihrem Anspruch, Opfer zu sein oder für gedemütigte und unterdrückte Opfer einzutreten sowie ihrer Unterwerfung unter die Prämissen ihrer postmodernen Führungsfiguren weist Wokeness insgesamt religiöse und – man wagt es kaum zu sagen – der Definition nach faschistoide Züge auf.
Nun werfen Woke genau solche Züge ihren Kritikerinnen und Kritikern vor. Und tatsächlich nutzen viele Rechte und Konservative, religiöse oder faschistoide Eiferer die Kritik an Wokeness, um im eigenen Lager Stimmung zu machen und von anderen Problemen abzulenken. Das belegen die erschütternden Entwicklungen in den USA. Die Motive eines Ron DeSantis – aber auch eines Markus Söder – Wokeness zu kritisieren, sind jedoch andere als die aus einem humanistischen Weltbild heraus. Wer Kritik an Wokeness mit einem Hinweis auf DeSantis, Trump und Co. pauschal abwehrt, wendet die gleichen perfiden Werkzeuge an wie die Rechten.
Es bleibt zu hoffen, dass gerade Organisationen wie die GWUP, die sich explizit der wissenschaftlichen Aufklärung verschrieben haben, sich nicht darauf beschränken, Homöopathie, Astrologie, Anthroposophie oder Esoterik aller Couleur als unwissenschaftlich und gefährlich zu entlarven. Ihre Mitglieder sollten den Mut aufbringen, keine fragwürdigen Bereiche auszulassen. Sie sollten sich auch die Methoden und Arbeiten der Critical Social Justice, der Critical Studies, der Wokeness vornehmen. Auch wenn das vielleicht Follower auf Twitter, Freundinnen und Freunde auf Facebook, sogar Teile des Publikums ihrer Vorträge und der Leserschaft ihrer Bücher kostet. Gerade GWUP-Mitglieder sollten der Versuchung widerstehen, zur einen Seite auf Wissenschaftlichkeit zu bestehen, aber zur anderen Seite zu signalisieren, es gebe einen gewissen Spielraum für verschiedene Realitäten. Ein solcher Opportunismus geht an die Substanz der Organisation.
66 Kommentare
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Kommentare
xanathon am Permanenter Link
Dieser "Artikel" kostet euch mich. Wird euch nicht interessieren, ich weiß.
Michael Wolfmeier am Permanenter Link
Und dafür bin ich gewonnen.
Wokeness aber wäre der radikalisierte Nachfolger christlichen Moraldenkens.
Elisabeth Farkashazy am Permanenter Link
und me too...
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Warum? Ist das hier ein Trendmagazin? Das ist eine Nachrichtenseite, die, wenn ich das viele Jahre lang richtig verstanden habe, ein Spektrum abbildet und zur Diskussion einlädt.
Tobias Seyb am Permanenter Link
Schöner Artikel, danke. Werde mir einige Formulierungen merken.
Meine erste bewusste Begegnung mit solch einer Form von Wissenschaftsfeindlichkeit war vor Jahren im Diskussionsbereich der GWUP mit einem Soziologen, der ernsthaft die Meinung vertrat, dass z.B. der Wert der Lichtgeschwindigkeit abhängig vom kulturellen Kontext sei. Wohlgemerkt - nicht die Interpretation von Messungen, sondern die gemessene Größe selbst.
Dieser Relativismus bei einem Akademiker, der auch noch in einer wissenschaftlichen Organisation aktiv ist, hat mich damals verblüfft. (Soviel ich weiß, ist er dann beim Forum Parawissenschaften gelandet).
Ich bin der Meinung, dass man sich in der Forschung und ihrer Vermittlung nicht am Zeitgeist oder öffentlichen Meinungen orientieren darf. Aber ich bin ja auch alt, weiss und männlich ;- )
Na dann, schöne neue Welt.
Der_Leser am Permanenter Link
Dieser Artikel weckt Horrorvisionen.
Wenn man den Gedanke des Wokismus konswquent zuendedenkt.
Arische Tradition mit Deutscher Gründlichkeit.
Belibigkeits pikerei, da ja ALLES zur Wahrheit gehört.
Das ist Wissenschaftlichkulturelle Anthropophagie.
Mit der Wissenschaft wird letzlich auch der Humanismus
getilgt.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Critical Social Justice ("Wokeness") ist die Zerstörung des Diskursraumes, das Negieren eines mehr als zweitausendjährigen Ringens um menschliche Erkenntnismöglichkeiten von Aristoteles bis Hans Albert, letz
Dies verdient sowohl wissenschaftsorientierte als auch humanistische Kritik. Allein deshalb, weil in den Grundzügen der "Wokeness" ja auch eine Relativierung, wenn nicht Zerstörung der Kritikwürdigkeit auch "klassischer" Themenfelder des Skeptizismus liegt. Schon heute ist z.B. Versuchen zu begegnen wie denen von Pseudomedizinern, eigene genehme "Wissenschaftswelten" zu legitimieren, die man gefälligst anzuerkennen habe und dabei kritisches Denken mit Begriffen wie "reduktionistischer Materialismus" zu diskreditieren.
Stefan Dewald am Permanenter Link
»da die CS selbst den Anspruch haben, die Gesellschaft politisch zu beeinflussen«
Dabei sind sie höchstens deskriptiv aber nicht normativ. Genau wie der Duden.
malte am Permanenter Link
Eine gute Zusammenfassung und Diskussionsbasis.
Thomas Waschke am Permanenter Link
Ich muss zugeben, dass ich den Begriff 'woke' bisher nur aus der Diskussion in den USA kannte, eben, wie Sie schreiben, als rechter Kampfbegriff.
Daher finde ich die Idee, einen neuen Begriff zu prägen, sehr nachdenkenswert. Auch meiner Meinung nach ist es eine wichtige Errungenschaft, davon auszugehen, dass es einen zumindest zeitkernig gültigen Standard in den Naturwissenschaften gibt, der es prinzipiell ausschließt, dass es 'partikuläre Wahrheiten' geben kann. Sonst sind wir bei 'alternativen Fakten'.
Constantin Huber am Permanenter Link
Besonders übel an dem Text von Florian Schwarz, in welchem "Woke" als "faschistoid" und "religiös" abgestempelt werden, sind vier Aspekte:
1) Vorurteile über Menschen, die "wokes" Gedankengut vertreten, werden einfach als Fakten dargestellt. Und das so pauschal wie möglich. Dass es aber auch innerhalb dieser Kreise unterschiedliche Strömungen gibt, diese sich gegenseitig kritisieren und zum Teil durchaus zulässige Beanstandungen lediglich auf einen winzigen Prozentsatz zutreffen, wird im Text völlig unterschlagen. Es gäbe viele Beispiele im Text, aber ich mache das mal an diesem besonders eindrücklichen fest: "Die naturwissenschaftliche Methode wird als ein Werkzeug des Machterhalts abgelehnt [...]". Das stimmt so pauschal schlicht nicht. Wenn diese Kritik auf den einstelligen (oder noch kleineren?) Prozentsatz derer gerichtet wäre, die tatsächlich so denken, wäre das eine sehr solide Beanstandung. Aber in dieser generalisierenden Form klingt das sehr nach "Antirassist:innen sind alle doof!" und Kulturkampf von rechts.
2.) Es ist möglich, den Individualismus sowie die universellen Menschenrechte gutzuheißen und gleichzeitig strukturelle Benachteiligungen von Frauen, BIPoC, queeren Menschen, etc. zu beanstanden. Denn nur, weil man Missstände auch über einer individuellen Ebene hinaus mit konkreten Politiken auf eben solche Gruppen zugeschnitten beseitigen möchte, heißt das nicht dass Individuen nichts mehr wert seien oder der Universalismus verworfen würde.
3.) Struktureller Rassismus und Sexismus werden als nebulöse Äußerungen ohne inhaltlichen Gehalt dargestellt. Dabei gibt es diese wie viele Studien belegen. Bestrebungen, strukturellen Rassismus und Sexismus einzudämmen, sind sehr sinnvoll. Deren Existenz in Frage zu stellen, erschwert dieses Anliegen und führt die Debatte ohne Not drei Schritte zurück ins Jahr 2005.
4.) Dass es zwei biologische Geschlechter mit einer ganzen Bandbreite an möglichen Variationen dazwischen gibt, ist seit längerem wissenschaftlicher Konsens. Wenn man sich diesem verschließen möchte und ganz fest auf den Boden stampft, wird die eigene Weltsicht auch nicht "wahrer".
https://www.nature.com/articles/518288a
https://www.tagesspiegel.de/wissen/es-gibt-mehr-als-zwei-geschlechter-5211841.html
P.S.: Wenn sich der Autor wie gegen Ende seines Textes angemerkt tatsächlich gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie, usw. einsetzt, muss er bald fürchten, als "woke" abgestempelt zu werden. Und damit ist eigentlich alles gesagt.
Michael Henke am Permanenter Link
Bitte nicht schon wieder. https://twitter.com/claireainsworth/status/888365994577735680?s=46&t=IS99Jt8jH2WvsJ-B3vhSfA
Florian Schwarz am Permanenter Link
Verehrter Herr Huber,
Am liebsten würde ich mir übrigens eine Antwort sparen und einfach nur sagen, lesen Sie den ganzen Text noch einmal in Ruhe ... aber gut, das wäre vielleicht etwas anmaßend. Aber ich antworte mal nur auf einige Punkte, die m.M.n. beispielhaft stehen für Ihre Reaktion insgesamt.
- Sie werfen mir vor, ich würde Woke als faschistoid und religiös abstempeln. Tatsächlich schreibe ich: Wokeness weist "insgesamt religiöse und ... der Definition nach faschistoide Züge auf". Sehen Sie den Unterschied? Noch dazu habe ich dargelegt, wie ich zu dieser Aussage komme. Unter Abstempeln verstehe ich etwas anderes.
- Dann werfen Sie mir vor, Vorurteile über Menschen, die "wokes" Gedankengut vertreten, einfach als Fakten darzustellen, so pauschal wie möglich. Vorurteile hätte ich, wenn ich mich mit dem Thema nicht auseinandergesetzt hätte. Ich habe aber genau das getan, was ich mir von Ihnen und auch von der GWUP insgesamt erwarte: Ich habe mir genauer angeschaut, was dahinter steckt, und meine Beobachtungen und die anderer nach bestem Wissen und Gewissen, allerdings in aller Kürze, dargelegt. So einfach wie Sie es sich also mit mir machen, habe ich es mir mit der Wokeness nicht gemacht.
- Benachteiligungen für Minderheiten in manchen "Strukturen" zu finden, das ist kein besonderes Qualitätsmerkmal von Wokeness, das tun wir alle, wenn wir hinschauen. Ich habe deshalb vom "vielbeschworenen, aber selten genau beschriebenen strukturellen Rassismus und Sexismus" und anderen Phänomenen geschrieben, die bei Anhängerinnen und Anhängern der Wokeness aber mit einem postmodernen Weltbild zusammenhängen. Den Weg bis zu den postmodernen Wurzeln könnten Sie über viele der Studien, auf die Sie hinweisen, auch selbst verfolgen, wenn Sie mir nicht glauben.
- Ich kann mir beim besten Willen nicht verkneifen, auf die Belehrung zum wissenschaftlichen Konsens zu den Geschlechtern beim Menschen einzugehen. Ich spreche explizit von zwei biologischen Gechlechtern und Intersexuellen. Letztere sind die "Variationen", von denen Claire Ainsworth spricht, und über die Sie mich aufklären wollen. Nun ja, als Biologe war mir das tatsächlich schon klar. Der andere Artikel ist ein inzwischen wirklich alter Hut eines Biologen, der konsequent sexuelle Identität und biologisches Geschlecht durcheinanderwirft. Was dahintersteckt, habe ich versucht, darzulegen.
Zu Ihrem P.S.: Ich muss nur fürchten, von Menschen als "woke" abgestempelt zu werden, die immer noch nicht verstanden haben, was Wokeness ist, dass Wokeness nicht nötig ist, um gegen Diskriminierung und Unterdrückung zu sein/zu kämpfen, und das da einiges Unerfreuliche dazu gehört.
Mit freundlichen Grüßen
F.S.
Bo am Permanenter Link
@ Florian Schwarz fragt: "Sie werfen mir vor, ich würde Woke als faschistoid und religiös abstempeln. Tatsächlich schreibe ich: Wokeness weist "insgesamt religiöse und ...
Constantin Huber am Permanenter Link
Hallo Florian,
vorneweg: Auch ich als linksliberal eingestellter Mensch heiße längst nicht alles "Woke" gut und kritisiere "woke Bestrebungen", wenn ich begründet annehme, dass diese insgesamt mehr schaden als nutzen, mit Leidenschaft.
Nur nutzt es niemandem, alles "Woke" pauschal abzuwerten. Das wird der Sachlage nämlich einfach nicht gerecht. Und ist zudem noch gefährlich. Ich möchte etwas genauer ausführen, weshalb dem so ist.
So wie du Recht hast, dass nicht einzig "Woke" ungerechtfertigte Diskriminierungen erkennen und angehen können, sind es aber eben mitunter auch diese, die das tun.
Wenn du deine Kritik auf den Personenkreis eingrenzen würdest, der über das Ziel hinausschießt (überhastete Vorwürfe der kulturellen Aneignung oder Menschen, die nicht Betroffene gar nicht mehr zu Wort kommen lassen wollen zum Beispiel), dann würde ich deinen Zeilen vermutlich fast gänzlich zustimmen können. Doch genau das machst du explizit nicht.
Hier drängt sich dann durchaus die Frage auf: Wozu in den von Rechten heraufbeschworenen Kulturkampf auf deren Seite einsteigen? Warum "alles Woke" pauschal als "Ideologie" und ablehnenswert brandmarken wie es Neue Rechte, Rechtspopulist:innen, Rechtslibertäre und Rechtsextremist:innen tun, um möglichst noch etwas länger unbescholten rassistisch sein zu können?
Darauf hätte ich sehr gerne eine inhaltliche Antwort und kein Ausweichen im Sinne von: "Ich schaue nur auf Naturwissenschaften und Politik interessiert mich nicht." Denn der Vorwurf, dass du hier keine Aufklärung, sondern rechte Politik betreibst, steht zu Recht im Raum.
___
Noch ein paar weiterführende Gedanken:
Wie du siehst, feiern dich hier in den Kommentaren auch Menschen, die Racial Profiling nicht als strukturellen Rassismus von Polizeibehörden erkennen mögen.
Oder Menschen, die die queere Community lächerlich machen möchten, weil es einen winzigen Prozentsatz unter LGBTQIA+ gibt, der esoterischen Unsinn glaubt.
Oder Menschen, die transfeindliche Aussagen tätigen, welche die Existenz von trans* Menschen negieren.
Genau solche Texte wie deiner tragen dazu bei, dass diese Menschen ermutigt werden, nicht-binären und trans* Personen das Leben schwerer zu machen.
Willst du wirklich so tun, als hättest du die Debatte der letzten Jahre nicht mitbekommen? Für viele "geht es um Leben und Tod". Und das nicht nur sprichwörtlich, siehe folgende Beiträge.
https://www.spiegel.de/netzwelt/geschlechterdebatte-fuer-manche-menschen-geht-es-um-leben-und-tod-a-4d0b4ab9-92a0-43e1-a753-da69e994b52b
https://www.tagesschau.de/inland/transfeindlichkeit-statistiken-gewalt-101.html
Übrigens gibt es neben dem biologischen Geschlecht auch noch ein soziales Geschlecht. Dazu gibt es einen sehr sehenswerten Beitrag von Mai Thi Nguyen-Kim oder der Technischen Universität Wien.
Warum du diesen wichtigen wissenschaftlichen Aspekt gar nicht erwähnst und damit nicht-binäre und trans* Menschen unsichtbar machst, finde ich zumindest suspekt. [Ich würde jede Wette eingehen, dass ohne Hinweise wie diesen, gute 50 % der Antwort sich auf diese Aussage einschießen und die viel wichtigeren Aspekte und Fragen von oben kaum Raum bekämen – falls denn überhaupt mit einer Beantwortung gerechnet werden kann. Meiner Erfahrung nach steigen die meisten mit solchen Einstellungen recht schnell aus dem Diskurs aus, sobald es konkret wird.]
https://youtu.be/8fraZlsmCio
https://www.tuwien.at/tu-wien/organisation/zentrale-bereiche/genderkompetenz/gender-in-der-forschung/geschlecht-innovation/begriffe/gender-bzw-die-soziale-dimension-des-geschlechts
Florian Schwarz am Permanenter Link
Hallo Herr Huber,
Und haben Sie tatsächlich ein so großes Verständnisproblem bzgl. meiner Kritik? Sie sagen, ich sollte doch gerne einige Leute unter den Woken kritisieren, die "über das Ziel hinausschießen", aber nicht alle Woken pauschal "abwerten". Das Problem ist: Es ist Wokeness selbst, diese postmoderne, unwissenschaftliche Ideologie, die ich für falsch und gefährlich halte (die gewissermaßen über das Ziel hinausschießt), und es sind die Anhänger*innen dieser Ideologie, die ich kritisiere. Es gibt also nicht einige Woke, die zu kritisieren gerechtfertigt wäre, weil sie über das Ziel hinausschießen, sondern das woke Weltbild basiert auf falschen Prämissen.
Vielleich gibt es auch Menschen, die sich als woke betrachten, und sich gar nicht bewusst sind, was da alles dahintersteckt. Aber die sollten sich dann auch nicht so bezeichnen.
Und fordern Sie mich etwa tatsächlich dazu auf, zu schweigen oder sogar unehrlich zu sein, um Applaus aus der falschen Ecke zu vermeiden?
Grüße
FS
Constantin Huber am Permanenter Link
Hallo Florian. Das verstehst du falsch. Nicht ich stelle dich in die rechte Ecke, sondern mit deinen Worten stellst du dich da selbst hin.
Wie zu erwarten war, gehst du auf meine zentralen Kritikpunkte überhaupt nicht ein, sondern hängst dich an weiterführenden Gedanken auf, die ich nicht unerwähnt lassen wollte, die aber im Grunde wenig mit den eigentlichen Beanstandungen zu tun haben. Fällt dir das selbst nicht auf? Ich fasse dir die Kritikpunkte noch einmal in Form von (ernstgemeinten) Fragen zusammen. Vielleicht schaffst du es ja noch, dazu ein paar Gedanken aufzuschreiben oder gar Teile deines Weltbildes irgendwann zu revidieren, wenn du dies nicht vermagst.
1.) Warum stimmst du in den von Rechten heraufbeschworenen Kulturkampf auf deren Seite sein, indem du "Wokeismus" pauschal abwertest?
Bist du dir darüber im Klaren, dass das das Kernanliegen etwa der rechtsaußen Republikaner:innen in den USA ist?
2.) Erkennst du das Leid von nicht-binären und trans* Menschen an, die aufgrund früherer und zu leider großen Teilen noch heute existierender Diskriminierungen deutlich häufiger in den Suizid gedrängt werden als der Durchschnitt?
Kannst du die Kritik nachvollziehen, dass solche Texte wie deine, Menschen dazu ermutigen, hier weiterhin an reaktionären Denkweisen festzuhalten?
3.) Gibt es deiner Ansicht nach strukturellen Rassismus z.B. in der Polizei? Stellt für dich Racial Profiling ein Problem dar? Bist du dir darüber im Klaren, dass alle, die wissenschaftliche Studien dazu forderten, von vielen Konservativen und Rechten als "Spinner", "Woke", etc. diffamiert wurden?
Ist dir also bewusst, dass du einen Kampfbegriff mit deinen Worten in exakt deren Duktus aufgreifst?
4.) Erkennst du die Existenz von sozialen Geschlechtern an, die weit mehr als binär sind?
Stimmst du der Aussage zu, dass es neben den Naturwissenschaften noch weitere Zugänge gibt, um Erkenntnisse über die Welt und ihre Gesellschaften auf Erden zu gewinnen?
___
Noch zu deiner vorherigen Antwort: ["Es ist Wokeness selbst, diese postmoderne, unwissenschaftliche Ideologie, die ich für falsch und gefährlich halte (die gewissermaßen über das Ziel hinausschießt)"]
Und genau das ist, was Rechtsextremist:innen überall erzählen. Nur stimmt das eben nicht. Nicht alle "woke Menschen" schießen über das Ziel hinaus. "Wokismus" ist nicht per se verwerflich.
Das ist ein so unredlicher Standpunkt wie der einiger (weniger) "Woker", die der Ansicht sind, dass einzig ihre Weltsicht und Handlungen ungerechtfertigte Diskriminierungen abzubauen vermögten.
Was nutzt es dir, gegen diese "über das Ziel hinausschießende Woke" (und sogar noch weitere) zu wettern, wenn du dafür deren Methoden einfach kopierst? Meinst du, dass das niemandem auffällt?
___
Sowie: ["Und fordern Sie mich etwa tatsächlich dazu auf, zu schweigen oder sogar unehrlich zu sein, um Applaus aus der falschen Ecke zu vermeiden?"]
Nein, ich fordere dich wenn überhaupt dazu auf, keine ausgedachten Willkürdefinitionen zu verwenden, um "Wokismus" im Einklang mit Rechtsextremist:innen pauschal zu verdammen. Denn das wird der Sachlage nicht gerecht, stärkt Rechtsextremist:innen und schwächt einen Teil der Gesellschaft, welcher sich erfolgreich gegen Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit und Co. engagiert.
(Was übrigens der Hauptanlass ist, weshalb dir hier so viel Wind entgegenschlägt. Und wie ich vermute auch nicht ganz unbeteiligt daran ist, dass du dich nicht traust, derart dürftig recherchierte Texte und fragwürdige Agitationen unter Klarnamen zu verbreiten.)
Lars Temme am Permanenter Link
Ihr Kommentar, Herr Huber, illustriert schön das Problem einer woken Geisteshaltung.
"Ich glaube an das Leid binärer und trans* Menschen,
an ihre noch heute existierenden Diskriminierungen,
wie auch an strukturellen Rassismus
in Gesellschaft und Polizei
und die Problematik von Racial Profiling.
Ich anerkenne die Existenz von sozialen Geschlechtern,
die weit mehr als binär sind..."
Ähnlichkeiten zum katholischen Glaubensbekenntnis sind nicht zufällig.
Die Problematik liegt nicht darin, dass mit Fragen wie den Ihren, die von woken Glaubensbrüdern gerne so oder ähnlich gestellt werden, einfach nur versucht würde, eine gemeinsame Faktenbasis zu schaffen, auf der man diskutieren kann. Dahinter steht immer ein moralischer Furor, der verlangt, sich dem Credo anzuschließen und dann bitte still oder eben ein schlechter Mensch zu sein. Bei Ihnen ja auch: Herr Schwarz "stimmt in einen Kulturkampf ein" (auch noch auf der falschen Seite, unerhört!) und ermutigt "reaktionäres Denken". Das würde er nicht (mehr) machen, wenn er ihre Forderungen, Fragen sind es nicht immer wirklich, erfüllen würde.
Weil das ganze pseudoreligiös ist, wird es garniert mit einer gegenderten Schreibweise ("rechtsaußen Republikaner:innen", ungewollt witzigerweise also Republikanern drinnen und draußen vor der Tür) und neuen Sprach- und Grammatikschöpfungen ("trans* Menschen", trans* als Adjektiv - zum Heulen). Im Mittelalter schrieb man übrigens schon mal GOtt und HErr, weil ein Großbuchstabe am Wortanfang zu gewöhnlich erschien. Charakteristisch und vielsagend ist auch immer die Verwendung von Anglizismen wie Racial Profiling oder eben woke. Solche Begriffe sickern aus dem (US-)Englischen ein, weil die Ideologie von dort stammt und sich die Rezipienten hierzulande oft nicht die Mühe machen, zu überlegen, was die Begriffe wirklich bedeuten. "Erweckt" wie bei den Zeugen Jehovas? Ernsthaft? "Rassebezogene" Fahndungsmerkmale? Die gibt es in den USA tatsächlich (z.B. "white caucasian male"), "Rasse" ist dort eine reale Kategorie. Das gibt es so aber nicht in Deutschland, und von daher sollte man besser einen anderen, passenderen Begriff verwenden. Aber Religion ist ja bekannt dafür, das kritische Denken zu vernebeln.
Wahrscheinlich erkennt man den pseudoreligiösen Charakter des Wokismus als Außenstehender besser als als Anhänger dieser neuen Religion. Das ist bei Sekten auch oft so.
P.S.: Warum Sie Herrn Schwarz duzen, nachdem er Sie weiterhin siezt, finde ich auch komisch.
Florian Schwarz am Permanenter Link
Herr Huber, Sie können weiter darauf drängen, dass ich auf Ihre überflüssigen und provokativen Fragen antworte – oder aber Sie lesen einfach noch einmal meinen Text und setzen dabei vorher die woke Brille ab.
Eigentlich entlarven Sie hier nicht mich, sondern sich selbst. Dazu braucht es gar nicht viel Ahnung von den rhetorischen Tricks, den Fehlschlüssen, Scheinargumenten etc., mit denen sich ein Streitgespräch zerstören lässt. (Ich befürchte ja, Sie fordern jetzt eine Analyse Ihrer Kommentare... aber das überlasse ich der Leserschaft selbst.)
Statt einen hpd-Autor zu diffamieren, schreiben Sie doch selbst einen Text zur Wokeness, Sie sind doch hier als hpd-Autor aufgeführt? Vielleicht können Sie einfach erklären, wieso Wokeness Ihrer Meinung nach keine gefährliche Ideologie ist. Und vielleicht berücksichtigen Sie dabei ehrlicherweise auch die postmodernen Wurzeln, die Ablehnung von Aufklärung und Universalimsus, etc... Und vielleicht geht das sogar, ohne dass Sie versuchen, sich an mir abzuarbeiten. Einfach nur für sich. Schlagen Sie sich doch mit dem Thema herum, ohne auf andere Personen einzuschlagen.
Grüße. F.S.
Andreas Edmüller am Permanenter Link
Hallo Herr Huber,
Sie scheinen in Ihren Kommentaren zu Herrn Schwarz davon auszugehen, dass die Kritik an WOKE in erster Linie aus der rechtsextremen Ecke kommt oder kam und dann naiverweise vom „bürgerlichen Lager“ aufgegriffen wurde. Sie reden explizit von „Neue Rechte, Rechtspopulist:innen, Rechtslibertäre und Rechtsextremist:innen“. Ich glaube, das sollte man etwas nuancierter betrachten. Hier ein paar Indizien:
Erstens: Vertreter der Critical Studies berufen sich immer wieder auf den Poststrukturalismus bzw. dessen Thesen. Kritik daran kam sehr wohl und von Anfang an aus den Universitäten auf Basis rein wissenschaftlicher Argumente. Ein gutes Beispiel dafür - von mehreren - ist das Buch von Alan Sokal und Jean Bricmont: "Fashionable Nonsense. Postmodern Intellectuals` Abuse of Science", (1999). Darin wird an vielen konkreten Beispielen und Originaltexten belegt, dass sehr viele Vertreter dieser Richtung immer wieder und sehr gerne auf Theorien und Begriffe aus dem Bereich der Natur- und Formalwissenschaften zurückgreifen, um ihre eigene Position zu entwickeln bzw. zu plausibilisieren. Sokal und Bricmore zeigen in aller Klarheit, wie inkompetent und ignorant diese Versuche sind. Harte Sprache, ich weiß - aber anders kann man das nicht ausdrücken. Beide Autoren haben übrigens auch ein politisches Anliegen: Sie möchten ihre eigenen eher „linken“ politischen Anliegen vor Vereinnahmung durch inkompetente Wissenschaftler-Aktivisten schützen. Für den Bereich von Logik, Mengentheorie und Beweistheorie kann ich die Kritik Sokals und Bricmores übrigens selbst gut beurteilen: Die betreffenden „Argumente“ diverser Poststrukturalisten sind tatsächlich pompöse Verbalscharlatanerie. Also: Wer sich, wie so oft die Critical Studies, auf deren Einsichten und Konzepte beruft, der baut auf argumentativen Treibsand. Mit Rechts oder Links hat diese Kritik nichts zu tun.
Zweitens: Natürlich werden und wurden auch die Critical Studies selbst von allen Seiten kritisiert - eben nicht nur oder in erster Linie von Rechts. Dafür stehen Wissenschaftler wie Noam Chomsky (eine Ikone der Linken in den USA), Roland Fryer, John McWhorter, Jonathan Haidt, Steven Pinker - übrigens auch Michael Shermer, Vorreiter der Skeptiker. Ich glaube nicht, dass man sie und viele andere als nützliche Naivlinge einstufen sollte, die sich vor einen rechtsextremen Karren spannen lassen und nicht bemerken, wie sie missbraucht, instrumentalisiert oder manipuliert werden.
Drittens: Die Heterodox Academy wurde als akademisches Gegengewicht zum Woke-Aktivismus an US-Universitäten ins Leben gerufen: https://heterodoxacademy.org/. Die mittlerweile etwa 5000 Mitglieder alle als rechtsextrem, dazu affin oder aus dieser Richtung manipuliert einzustufen bedarf schlüssiger und überzeugender Argumente. Aber vielleicht haben Sie diese ja - ich wäre neugierig darauf.
Viertens gibt es - ganz alltagsnah und bodenständig - auch zahlreiche Politiker wie hier bei uns in München Alt-OB Christian Ude (SPD), die sich mit viel Energie und Einsatz gegen den Einfluss der WOKE-Bewegung auf die politische Linke stellen. Wenn Sie ihm erklären, er sei im Grunde „von den Rechten gesteuert“ oder würde deren Spiel spielen, wäre ich gerne dabei.
Also: Seit sie aufgetaucht sind, werden die Critical Studies und ihre Vorläufer von vielen Wissenschaftlern aus so gut wie allen relevanten Fachrichtungen sehr scharf und inhaltlich angemessen kritisiert. Viele dieser Wissenschaftler sind politisch als eher linksorientiert einzuordnen. Wer behauptet, dies sei das Ergebnis einer offenen oder verdeckten rechtsextremen Beeinflussung, der braucht gute Argumente. Wer behauptet, man würde dadurch das Spiel der Rechten fortführen und sich unbewusst instrumentalisieren lassen, der braucht auch gute Argumente. Bei Herrn Schwarz gehe ich nach Lektüre seines Artikels davon aus, dass seine kritischen Einschätzungen auf respektablen Argumenten beruhen, die Gewicht haben und belastbar sind. Und genau darauf sollte es doch ankommen: Wer hat die besten Argumente?
Petra Pausch am Permanenter Link
Hallo Herr Huber. Kennen Sie Herrn Schwarz persönlich? Oder weshalb Duzen Sie ihn permanent? Kann es sein, dass es Ihnen an der notwendigen Höflichkeit mangelt?
David Z am Permanenter Link
Lieber Herr Huber,
Sie fragen:
"Hier drängt sich dann durchaus die Frage auf:... Warum "alles Woke" pauschal als "Ideologie" und ablehnenswert brandmarken... ? Darauf hätte ich sehr gerne eine inhaltliche Antwort..."
Die Antwort gebe ich gerne. Weil es das verbindende Element ist zwischen den Menschen, die sich selbst als woke bezeichnen oder verstehen - so wie Sie ja auch - und gleichzeitig mit wirren und unsachlichen Behauptungen und Forderungen auftreten.
Sie merken das wahrscheinlich selber nicht und halten sich für woke im Sinne des vermeintlich ursprünglichen Gedankens. Aber das sind Sie nicht: in jedem zweiten Satz spricht aus Ihnen die woke Radikalität mit ihren daraus erwachsenen Abstrusitäten, wie zB es gäbe mehr als zwei biologische Geschlechter etc.
Der Grund, warum aus meiner Sicht das Konzept der wokeness abzulehnen ist:
1. Es ist inherent toxisch, da es als Ideologie davon aus geht, dass überall Ungerechtigkeiten oder Ungleichheiten bestünden
2. Es befördert damit einen aktivistischen Tugendwahn, nicht unähnlich dem Bekehrungsdrang von Religionen, der dazu verleitet, dieses behauptete Grundrauschen überall auszumachen.
3. Darauf basierend als selbsternannter Tugendwächter - oft in autoritäre Form und mit der Überzeugung eines Religionsgläubigen - bringt es einen Menschen dazu, die unsachlichsten, wirresten Forderungen stellen wie zB Männer im Frauensport oder Frauengefängnissen.
4. Es erschafft und forciert Opferrollen und die damit einhergehenden Problematiken.
Der Umstand, dass es das Konzept wokeness nicht benötigt, um Gesellschaftsprobleme zu erkennen und anzugehen, zeigt uns doch, dass es eben mehr umfasst. Und dieses "mehr" ist toxisch, für die Gesellschaft wie auch die woke Person selbst.
Constantin Huber am Permanenter Link
Bitte höre auf, den wissenschaftlichen Konsens zu ignorieren. Es gibt mehr als zwei Geschlechter, David.
Und warum magst du transfeindliche Aussagen verbreiten, indem du trans* Frauen das Frausein absprichst? Kannst du dir mittels Empathie nicht vorstellen, wie sehr du damit trans* Menschen abwertest und zur Diskriminierung beiträgst?
Trans* Frauen sind Frauen und trans* Männer sind Männer. Auch dann, wenn du das nicht wahrhaben willst und im Kern menschenverachtende Positionen hier verbreitest.
Viele deiner aufgezählten Punkte sind zudem ganz schön absurd. In unserer patriarchalen Gesellschaft gibt es an sehr vielen Stellen Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten. Siehe allein wie anteilsmäßig Frauen noch immer deutlich seltener in Spitzenpositionen vertreten sind. Da gibt ja so grundlegend und offensichtlich eine Schieflage, da müssen wir über Menschen mit Migrationshintergrund oder die queere Community noch nicht einmal anfangen zu reden. Schade, dass du hier auf dem Stand der Debatte von 2003 stehengeblieben bist. Hast du entsprechende Artikel und Diskussionen der letzten Jahrzehnte allesamt ignoriert? Oder gar als "woke" und falsch abgetan? Hieran sehen wir, wie sehr anti-woke-aktivistisches Denken notwendigen gesellschaftlichen Fortschritt hemmt.
Deine Täter:innen-Opfer-Umkehr ist ebenfalls ganz schön daneben. Ganz nach dem Motto: 'Nicht Menschen, die ungerechtfertigte Diskriminierungen aufrechterhalten handeln fragwürdig, sondern all jene, die eben diese Diskriminierungen einzudämmen versuchen'. Allein, dass du Begriffe wie 'Autoritarismus' in diesem Kontext einbringt, zeigt, wie groß die Angst vor Veränderung und Einsicht zu sein scheint. Ganz so, als würde dir etwas weggenommen, wenn trans* Menschen und Co. gleiche Rechte bekommen – oder auch nur deren Diskriminierung und Leid anerkannt wird.
Und bitte höre auf, offensichtlich existierende strukturelle Benachteiligungen bestimmter Gruppen als nicht existent darzustellen. Sich das zu wünschen, lässt es nicht wahr werden. Das ist Esoterik.
terra.libertatis am Permanenter Link
Woke wird zu Recht als religiös bezeichnet.
Siehe zum Beispiel 2SLGBTQ+ (Die neueste Erweiterung des Akkronyms).
Das 2S steht für:
2S – Two-Spirit (or 2 Spirit or 2S): an important term within some Indigenous cultures and for some Indigenous people, meaning a person with both a feminine and a masculine spirit living in the same body. This is often used to describe sexual orientation, gender identity and / or spiritual identity.
https://kidshelpphone.ca/get-info/2slgbtq-what-does-it-mean/
Die woken gehen davon aus, dass Geister/Seelen die Körper von Menschen bewohnen.
Sie sagen auch, dass diese Seelen eine adäquate Beschreibung für "gender identity" sind.
Desweiteren gab es in Amerika Aktionen mit dem Slogan "Trans people are sacred".
https://www.saveartspace.org/tpas
Themios am Permanenter Link
Nein, "die woken" gehen nicht davon aus und ich finde es ehrlich gesagt ziemlich erschreckend, wie man so dreist eigentlich einfach zu verstehende Konzepte verfälschen kann.
1. 2S ist eine spezifisch kanadische Erweiterung, da sie auf die dortige indigene Minderheit abzielt. Hat mit dem Diskurs in D nicht das Geringste zu tun.
2. In einigen indigenen Kulturen werden LGBT+ Personen als "two spirit" bezeichnet. Dabei geht es nicht um den Glauben um zwei Geister, wie du es aus westlicher Sicht aus der vereinfachten Beschreibung auf einer KINDERseite interpretiert hast. Du ignorierst, dass es eine Sprachbarriere zwischen indigenen Vorstellungen und Beschreibungen sozialer Konzepte gibt, deren Bedeutung sich nicht allein durch die wortwörtliche Übersetzung erschließen. Siehe dazu:
"Nations and tribes used various words to describe various genders, sexes and sexualities. Many had separate words for the Western constructs of gays, lesbians, bisexuals, intersex individuals, [etc] ... Even these categories are limiting, because they are based on Western language and ideas rooted in a dichotomous relationship between gender, sex, and sexuality. This language barrier limits our understanding of the traditional roles within Native American/First Nations cultures."
und
"Although two-spirit implies to some a spiritual nature, that one holds the spirit of two, both male and female, traditional Native Americans/First Nations peoples view this as a Western concept. Since historically many "berdache/two-spirit" individuals held religious or spiritual roles, the term two spirit creates a disconnection from the past. The terms used by other tribes currently and historically do not translate directly into the English form of two spirit or the Ojibwa form of niizh manidoowag."
Also vorm Hetzen erstmal richtig schlau machen.
Themios am Permanenter Link
Und zu "Trans People Are Sacred". Das ist eine REAKTION auf die ständigen Angriffe und Bedrohungen von Trans-Menschen.
Das ist die Forderung hinter dem Slogan:
"Our bodies are holy ground, our magic is potent and true, and our existence makes the world a more loving and equitable place for all. We have always been here and always will be. We demand safety for our community. We demand the right to exist without being targeted. We demand understanding. We will continue to work tirelessly until these demands are met."
Du hälst es also für verwerflich, das diese Personen das elementarste Level an Menschenrechten einfordern? Was zur Hölle stimmt mit dir nicht?
Stephan Andreas am Permanenter Link
Punkt 4. überzeugt nicht.
Ich möchte Ihnen auch den Artikel der Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard hierzu empfehlen: https://www.emma.de/artikel/viele-geschlechter-das-ist-unfug-339689
Frau Nüsslein-Volhard ist als Expertin sicher höher einzuschätzen als der Sozialwissenschaftler Voß, promoviert an der Uni Bremen, von dem der zweite Artikel stammt.
RPGNo1 am Permanenter Link
Claire Ainsworth hat ihrem Artikel "Sex redefined" eben NICHT behauptet, dass es "zwei biologische Geschlechter mit einer ganzen Bandbreite an möglichen Variationen dazwischen gibt", wie es seitens
https://twitter.com/ClaireAinsworth/status/888365994577735680?lang=de
Rerun am Permanenter Link
Puh, da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll.
Nichts anderes sagt auch der weibliche Autor des verlinkten Artikels. Wörtlich: "No, not at all. Two sexes, with a continuum of variation in anatomy/physiology."
Genau das ist es, wogen sich die GWUP dringend schützen muss, diese intellektuelle Unredlichkeit, um sich und seiner Ideologie doch irgendwie retten zu können.
>Denn nur, weil man Missstände auch über einer individuellen Ebene hinaus mit konkreten Politiken auf eben solche Gruppen zugeschnitten beseitigen möchte, heißt das nicht dass Individuen nichts mehr wert seien oder der Universalismus verworfen würde.
Doch. Genaus das heißt es und das nennt man dann "positive Diskriminierung" und die nimmt nun einmal in Kauf, dass Indiviuden diskriminiert werden und es keinen Universalmus gibt.
>Struktureller Rassismus und Sexismus werden als nebulöse Äußerungen ohne inhaltlichen Gehalt dargestellt. Dabei gibt es diese wie viele Studien belegen.
Wenn es Studien gibt, die das belegen, dann ist es konkreter Rassismus. "Strukturell" ist es ja immer nur dann, wenn man es weder qualitativ noch quantitativ belegen kann, aber doch irgendwie fest davon überzeugt ist, dass es da ist. Das ist nuneinmal unwissenschaftlich.
Ganz im Ernst: Wenn Ihre Aussagen das neue Bild der GWUP ist, dann gute Nacht.
Themios am Permanenter Link
Ähm, Redlining und Gerrymandering sind struktureller Rassismus UND belegt.
Und deine Ausführungen zu "positiver Diskriminierung" zeugen eben auch von einer gewissen Realitätsferne. Erzähl doch mal, wie überwindet man denn deiner Meinung nach auf die Schnelle fest verankerten systematischen und strukturellen Rassismus wie er bspw. mit Redlining und Gerrymandering betrieben wird und in seinen Auswirkungen ganze Generationen benachteiligt? Muss man - solange diese Strukturen existieren - vielleicht Gegenmaßnahmen schaffen, um die benachteiligten Gruppen zu fördern und kann gleichzeitig daran arbeiten, die Strukturen zu ändern/abzuschaffen mit dem Endziel Universalismus?
Zum praktischen Einstieg empfehle ich mal eine Recherche zum völlig bekloppten school funding system in den USA und wie dieses systematischen Rassismus darstellt und fördert, da weitaus weniger Geld in die Bildung von PoC als von Weißen an öffentlichen Schulen gesteckt wird.
Myron am Permanenter Link
Claire Ainsworth, die Autorin des von Ihnen verlinkten Nature-Artikels, hat auf Nachfrage selbst klargestellt, dass sie mit ihrem Aufsatz "Sex Redefined" keineswegs sagen wollte, dass es mehr als zwei biolog
"@ClaireAinsworth: In your piece 'Sex Redefined' are you making the claim there are more than 2 sexes?"
"Claire Ainsworth: "No, not at all. Two sexes, with a continuum of variation in anatomy/physiology."
Quelle: https://twitter.com/ClaireAinsworth/status/888365994577735680
David Z am Permanenter Link
Lieber Constantin,
Die Erklärung der Kritik am woke sein kann ich dir erklären.
1. Sie bezeichnen sich selbst als "woke".
2. Sie stellen groteske Behauptungen auf wie zB es gäbe bei uns "strukturellen (sic!) Rassismus oder Sexismus". Oder: es gäbe mehr als zwei biologische (sic!) Geschlechter und dies sei wissenschaftlicher Konsens (sic!) Oder: es gäbe strukturelle (sic!) Benachteiligungen von Frauen, BIPoC, queeren Menschen.
3. Die Behauptung aus Punkt 2 sind in dieser Form nun sehr offensichtlich für jeden rational und wissenschaftlich denkenden Menschen nicht nur falsch, sondern ein Affront des Intellekts.
4. Und weil man dieses Muster der unsachlichen Behauptungen auch bei anderen erkennt, die sich ebenfalls als woke bezeichnen, erfolgt dann ganz zwangsläufig die Kritik am woke sein.
Die Herleitung ist doch eigentlich sehr einfach nachzuvollziehen.
Carsten Ramsel am Permanenter Link
Vielleicht missverstehe ich Sie, David Z. Was verstehen Sie bzw. was glauben Sie, dass die Woken unter strukturell verstehen?
David Z am Permanenter Link
Ich bin als alter weisser Mann dann doch etwas old-school und nehme Begriffe so auf, wie sie gemeinhin definiert sind.
Was das Wort "strukturell" bedeutet, lesen wir im Duden. Das ist meine Referenz.
Constantin Huber am Permanenter Link
Kann es sein, dass die Neue Rechte den Begriff #woke zu etwas Verwerflichem umdichten möchte und Teile der bürgerlichen Mitte sich daran munter beteiligen?
Zur Erinnerung: 'woke' beschreibt das Sensibilisieren zur Erkennung von #Rassismus und anderen üblen #Diskriminierungen.
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Um einmal geradezurücken, was hier in den letzten Tagen verschoben wurde: Der Naturwissenschaftler Holm Gero Hümmler, der sich selbst als "rechtsliberal" bezeichnet und mal bei der CDU aktiv war, möchte rechte Kulturkämpfe aus der GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) heraushalten. Aus guten Gründen, denn Aufklärung funktioniert nicht wenn neuere wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert werden. Holm wurde zum neuen Vorsitzenden der GWUP gewählt, was jenen, die neuen wissenschaftlichen Disziplinen (wie den Gender Studies, etc.) pauschal die Existenzberechtigung im akademischen Betrieb nehmen möchten, überhaupt nicht schmeckt. (Ganz so, als hätten neue Forschungsbereiche nicht immer anfangs mit methodischen Mängeln zu kämpfen gehabt, die es zu beseitigen gilt.)
Daraufhin haben sie eine Schmierenkampagne gestartet und Holm mit Begriffen wie "woke" und "Putschist" diffamiert. Wenn konservativ eingestellte Wissenschaftler:innen wie Holm laut diesen Anti-Woke-Aktivist:innen bereits "zu woke" sind, was sind dann Wissenschaftler:innen mit Parteibuch der SPD oder Grünen-Mitgliedschaft? Alles Linksextremist:innen?
An dieser Verschiebung des Diskurses sollten wir Humanist:innen uns lieber nicht beteiligen. Denn das ist weder Aufklärung, noch Journalismus, sondern üble Nachrede auf Bild-Niveau bar jedweder Fakten und zudem ist das auch rechte Politik.
P.S.: Kritik an Gender Studies, CRT und Co. ist sehr willkommen. Dass diese auch bereits erfolgt, weiß jede:r, der:die mal eine entsprechende Veranstaltung besucht hat. Nur sind pauschale Abwertungen oder Standpunkte wie "es gibt nur zwei Geschlechter" eben nicht mehr zeitgemäß. Das ist neuer wissenschaftlicher Konsens. Auch dann, wenn er noch nicht zu allen durchgedrungen ist.
P.S.S.: Wer neuen wissenschaftlichen Disziplinen gegenüber offen eingestellt ist, stellt nicht zwangsläufig in Frage, dass es exakt eine objektive Realität gibt. Es gibt neben Naturwissenschaften nur eben noch weitere Zugänge, um Erkenntnisse über die Welt zu erlangen. Wie wir heute wissen gibt es zum Beispiel nicht nur biologische, sondern auch soziale Geschlechter. Eigentlich nicht so schwer, zu verstehen.
malte am Permanenter Link
Es glaubt wohl niemand, dass Hümmler „zu woke“ eingestellt ist. Es gibt auch so etwas wie Zweckbündnisse.
Du sagst, Kritik, solle ja schon erlaubt sein, aber man solle doch bitte nicht sagen, dass es beim Menschen nur zwei Geschlechter gebe. Wie stellst du dir das vor? Wieso soll eine skeptische Organisation eine offensichtlich pseudowissenschaftliche Aussage nicht kritisieren? Die Behauptung „Es gibt mehr als zwei Geschlechter“ ist auf dem selben Niveau wie „Es gibt keinen Klimawandel“ oder „Das HI-Virus ist nicht der Auslöser von AIDS“.
Deine Behauptung, es gebe da einen neuen wissenschaftlichen Konsens, ist pure Phantasie. Es sind immer die selben Quellen, mit denen du das zu belegen versuchst. Die eine ist ein Essay einer Journalistin, die außerdem schon längst zurückgerudert ist: https://jungle.world/artikel/2022/50/die-ainsworth-boehmermann-pipeline
Die 2. Quelle ist eigentlich ein und die selbe, denn der Tagesspiegel-Artikel beruft sich ausschließlich auf den Beitrag von Ainsworth. Autor ist der Sozialwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß. Der hat zwar irgendwann mal Biologie studiert, hat aber nie in diesem Bereich geforscht. Er hat mit einer sozialwissenschaftlichen Arbeit promoviert und hat jetzt eine Professur für Sexualwissenschaft.
Wie kommst du darauf, dass die Meinung dieser beiden Personen (von denen eine sich bereits distanziert hat) etwas darüber aussagt, was Konsens in der Biologie ist? (Voß sagt übrigens sogar selbst, dass seine Position der Lehrmeinung widerspricht)
Wenn die GWUP Behauptungen wie die von Voß, die ja gesellschaftlich durchaus wirkmächtig sind, nicht mehr kritisch untersuchen können soll, dann ist das ein Problem.
Jan Lütje am Permanenter Link
"Es gibt auch so etwas wie Zweckbündnisse.
Das ist für mich derzeit die einzige plausible Erklärung, warum Leute, die normalerweise einen dezidiert nicht-linken, anti-woken, "konservativ-liberal-libertären" (Zitat Ruhrbarone) Naturwissenschaftler ohne zu zögern in die rechte bis "rechtsextreme" Ecke stellen würden, Hümmler und die, wenn auch satzungskonformen, zumindest fragwürdigen Vorgänge im Zusammenhang mit dessen Wahl jetzt so unterstützen.
Nur: ich denke nicht, dass es eine nachhaltige Lösung oder langfristig überhaupt möglich ist, die 3 Affen (nichts sehen, nichts hören, nichts sagen) zu spielen und das Thema bewusst auszusparen. Wissenschaft ist irgendwo immer auch politisch, und früher oder später wird sich eine Konfrontation mit unangenehmen Themen auch nicht mehr vermeiden lassen.
Jetzt wäre daher eine gute Gelegenheit für die GWUP, ihr Verhältnis zu den pseudowissenschaftlichen "Critical Studies" nachhaltig zu klären. Solange dieses Verhältnis ungeklärt bleibt und vereinsinterne Konflikte in der Öffentlichkeit ausgebreitet werden, ist eine Mitgliedschaft nicht attraktiv für mich.
Jan Lütje am Permanenter Link
Nein, das kann nicht sein, denn die Assoziation mit verwerflichen Aspekten haben sich die unterschiedlichen "Woke"-Bewegungen und ihre Aktivisten selbst zuzuschreiben.
Donald Trump formulierte es mal präzise auf den Punkt: "Everything 'woke' turns to shit."
Damit hatte er recht, und das kann man gut daran erkennen, dass die GWUP durch dieses Thema jetzt schon gespalten und zum Teil zerstritten ist, und zwar durchaus obwohl die GWUP im Vergleich zu anderen Institutionen noch gar nicht in dem Ausmaß mit "Woke-Ideologie" durchseucht ist (und es hoffentlich auch nie wird). Wehret den Anfängen.
David Z am Permanenter Link
"Nur sind pauschale Abwertungen oder Standpunkte wie "es gibt nur zwei Geschlechter" eben nicht mehr zeitgemäß. Das ist neuer wissenschaftlicher Konsens. "
Nein. Diese Aussage ist eben nicht wissenschaftlicher Konsens. Wenn sie also ihre Position als" woke" beschreiben, dann trifft die Kritik an "woke" genau die Positionen, die sie treffen soll.
Funken am Permanenter Link
Danke für diesen Beitrag.
Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem gerade (!) die GWUP standhaft bleiben muss, weiter auf einem universalistischen Menschenbild, auf wissenschaftlicher Prüfbarkeit beharren muss.
Bitte, bleibt standhaft und den Grundsätzen treu.
Marc Andreßen am Permanenter Link
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Zusammenstellung nicht Elemente von Strohmann enthält. „Woke“ nehme ich als Sammelbegriff wahr, um den herum ein Streit entbrannt ist, wer darüber die Deutungshoheit hat.
Was wir in den letzen Jahrhunderten beobachten können, ist das unser Wissen Exponentiell zunimmt. Das ist für viele fein und erbaulich, für andere bedeutet das, zurückgelassen zu werden. Vielleicht schon alleine deshalb, weil ihr Alltag es ihnen nicht erlaubt mitzuhalten.
Andere entstammen vielleicht sozialen Umfeldern oder Kulturen, die gar keinen oder nur sehr begrenzten Zugang dazu haben. Diese stehen dann oft als Modernisierungsverlierer da und fühlen sich abgewertet und ausgeschlossen.
Ich denke nicht, dass eine Homogenisierung der Weltbevölkerung eine absehbare Aussicht auf Erfolg hat. Aus meiner Sicht würde das erforderlich machen, einen Umgang zu finden der auf Abwertung und Ausgrenzung von Menschen nach Möglichkeit verzichtet.
Ich schreibe das, während ich vor einem Buch sitze, das das Curriculum für „Science“ für die Klassenstufen 1-4 für Homeschooling in evangelikalen Haushalten in den USA enthält. Und was immer ihr an Befürchtungen habt, was die Inhalte dieses Buches anbetrifft - sie treffen vermutlich zu. Und doch werden (tragischerweise) Millionen von Kindern in den USA nach diesem oder ähnlichem Curriculum unterrichtet.
Doch wie gestaltet man eine Gesellschaft, die in dieser Hinsicht „divers“ ist? Wie wir in den USA sehen, scheint ein respektloser Umgang mit Modernisierungsverlierern und -Verweigerung nicht zielführend zu sein. Es ist nicht abzusehen, dass es einen Erfolg geben wird bei einem wie auch immer gearteten Versuch, einen großen Anteil der Bevölkerung am Nasenring aus ihren anachronistischen Bezügen und Wissenschaftsfeindlichen Haltungen herauszuziehen in einem Ideal einer Diktatur aus dem Elfenbeinturm heraus, das es niemals geben wird und geben sollte.
Die Kritik an dem was angeblich Woke sein soll (der Inhalt der Mindmap, was „woke“ ist wird wohl kaum eine Standard-Definition finden, der woke und anti-woke gleichermaßen zustimmen) hilft da auch nur begrenzt weiter, weil sie sich zumeist auch eine Art Cherry-Picking oder Strohmann ist - nur dass eben die als negativ verstandenen Aspekte überbetont werden. Zu einer entspannten inhaltlichen Debatte trägt das auch nicht wirklich bei. Und es hilft auch nicht, die Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, zu lösen.
terra.libertatis am Permanenter Link
Sie sollten sich folgenden Abschnitt im Artikel nocheinmal deutlich zu Gemüte führen:
"Wokeness beruht darüber hinaus stark auf den Vorstellungen des postmodernen Säulenheiligen Michel Foucault, demzufolge alle, wirklich alle Beziehungen und Verhältnisse auf Macht ausgerichtet sind: Immer und überall gibt es Unterdrücker und Unterdrückte. In der westlichen Welt stellen natürlich weiße, heterosexuelle Männer die dominierende Gruppe dar. Sie sollen deshalb in der Lage sein, zu bestimmen, welches Wissen gelten soll. Und natürlich bevorzugen sie Erkenntnisse, die ihren eigenen Interessen dienen. Sie bestimmen den vorherrschenden "Diskurs" und die "Narrative" in der Gesellschaft, denn sie entscheiden, wie über was gesprochen wird. Sie sichern sich so ihre Privilegien und unterdrücken die Wahrheit anderer Gruppen.."
Ihre Aussage "wer darüber die Deutungshoheit hat.", deutet daraufhin, dass sie mindestens Teile dieses Weltbild angenommen haben.
Nämlich, dass ein Subjekt ("wer") mit Macht ("-hoheit") festlegt was wahr ("Deutungs-") ist.
Es gibt eine einigermaßen klare Definition von Woke in der Critical Social Justice Encyclopädie von newdiscourses.com
https://newdiscourses.com/tftw-woke-wokeness/
Themios am Permanenter Link
Schon sehr mutig, als "einigermaßen klare Definition" auf die Ausführungen von James Lindsay, einen rechtsextremen Verschwörungsideologen, zu verweisen, der unter anderem auch die Verschwörungsideologie vom
Mal ehrlich, noch deutlicher kann man doch gar nicht machen, dass diese ganze Schmierenkampagne nur rechtsextremer Kulturkrieg dog whistle ist.
Lukasz am Permanenter Link
Guter Artikel! Tatsächlich handelt es sich um eine Unterwanderung linker Kontexte durch teils rechte bis rechtsextreme Inhalte.
Beschäftigt man sich mit den Werken vermeintlich antirassistischer BestsellerautorInnen wie Ibram X. Kendi oder Robin DiAngelo, fühlt man sich sehr unangenehm an das Freund-Feind-Denken von Carl Schmitt und den Ethnopluralismus von Alain de Benoist erinnert.
Die identitätspolitische Bewegung aus Nordamerika lässt BürgerInnen unmündig und furchtsam sein - sie ist definitiv keine Bürgerrechtsbewegung. Warum sie so mächtig geworden ist, ist eine Frage für sich.
terra.libertatis am Permanenter Link
Was meinen Sie mit "Unterwanderung linker Kontexte durch teils rechte bis rechtsextreme Inhalte"?
Lukasz am Permanenter Link
Na hab ich doch gesagt.
Ideen wie der Ethnopluralismus oder die Vorstellung, dass Naturwissenschaft etwas völkisch bedingtes sei, stammen ursprünglich aus dem extrem rechten Umfeld.
Man schaue sich etwa das Geschreibsel von Philipp Lenard an - einem Begründer der sogenannten "Deutschen Physik" in den 1930ern, die die Ablehnung der damals neuen Quantenmechanik mit antisemitischer Schwurbelei kombinierte: "‚Deutsche Physik‘? wird man fragen. Ich hätte auch arische Physik oder Physik der nordisch gearteten Menschen sagen können, Physik der Wirklichkeits-Ergründer, der Wahrheits-Suchenden, Physik derjenigen, die Naturforschung begründet haben. – ‚Die Wissenschaft ist und bleibt international!‘ wird man mir einwenden wollen. Dem liegt aber immer ein Irrtum zugrunde. In Wirklichkeit ist die Wissenschaft, wie alles was Menschen hervorbringen, rassisch, blutsmäßig bedingt."
Genau diese Ideen finden sich nun (wenn auch kosmetisch überarbeitet) in einem Umfeld wieder, das für sich gern behauptet, linksliberal in der Tradition der Bürgerrechtsbewegung zu sein. Jetzt heißt es halt, Naturwissenschaft sei etwas "weißes", exklusiv Westliches, etc. Geschichtsblind sind diese Behauptungen ohnehin. Aber es geht gar nicht um Wahrheit und nicht mal um Gerechtigkeit, es geht um Machtspiele und das können die Identitäts-Ideologen gut.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich warte auf den Tag, an dem die echte Aufarbeitung dieser schleichenden Religion des Wokismus beginnt.
Die gesellschaftsspaltende Wirkung wird dabei nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern ist Ziel. Eine der Wirkungen wurde gestern Abend bei Markus Lanz vor Augen geführt: Da ist der anerkannte Fachwissenschaftler Mojib Latif, der über die Folgen des Klimawandels spricht - faktenbasiert. Neben ihm ein AfD-Scherge, der die Folgen des Klimawandels negiert - meinungsbasiert.
Er wird es (vllt.) nicht wissen, aber er argumentierte "woke": Er habe ein Recht auf eigene Fakten, auch wenn Markus Lanz dem widerspricht. Die Betrachtung der Welt ist relativ, quasi gemütsabhängig. Daher ist der Wokismus bei Faschisten und anderen Extremisten so beliebt. Die Welt kann nicht mehr definiert werden, Belege nicht mehr verifiziert, falsche Meinungen nicht mehr falsifiziert.
Wokismus hat also in der AfD oder auch linksextremen Gruppierungen ihren Platz, aber doch bitte schön nicht in der GWUP! Dort müsste diese neue Religion (die alle manipulativen Methoden in Petto hat) das natürliche Objekt der Kritik sein. Da dies offenbar nicht mehr der Fall ist, hat sich diese Organisation selbst ins Knie geschossen und versenkt sich in der Bedeutungslosigkeit. Und das sind noch die angenehmeren Vokabeln. Sie kann sogar zu einer gefährlichen Zitatquelle für Extremisten werden - wie uns gestern der AfD-Scherge bei Lanz vorführte.
Wir sollten lieber für ein Zusammenleben der menschlichen Gesellschaft auf humanistischer und individueller Basis sorgen. Viele Themen des Wokismus sind ja wichtig und teilweise noch Baustellen in der Gesellschaft. Aber ausgerechnet (um nur ein Beispiel herauszupicken) mit der sexistischen Gendersprache gegen Sexismus vorgehen zu wollen, hat schon etwas unfreiwillig Komisches. Aber ich weiß... dem Woken gelten Fakten nichts. Er ist halt der Meinung und gut ist für ihn...
terra.libertatis am Permanenter Link
Eine erstklassige Zusammenfassung von Wokeness.
Antikonservativling am Permanenter Link
Der Artikel ist manipulative Stimmungsmache.
«Color blindness can be admirable, as when a governmental decision maker refuses to give in to local prejudices. But it can be perverse, for example, when it stands in the way of taking account of difference in order to help those in need.»
«CRT’s critique of merit takes a number of forms, all designed to show that the notion is far from the neutral standard that its supporters imagine it to be (see chapter 6). Several writers critique standardized testing, demonstrating that tests like the SAT or LSAT are coachable and reward people from high socioeconomic levels.»
Außerdem fällt auf, dass der Autor sich an der Beschmutzung des Wortes «woke» beteiligt, welches ja früher für Wachsamkeit gegenüber Diskriminierung verwendet wurde. Hat er sich überhaupt aus erster Hand mit CRT-Arbeiten auseinandergesetzt, oder plappert er bloß Propaganda von Pluckrose et al. nach?
StefanW am Permanenter Link
Fakt ist aber, dass es autoritäre Ausprägungen des Antirassismus gibt und dass Fehlentwicklungen kritisiert werden müssen.
Justin Driver, ein liberaler schwarzer US-Professor, hat 2011 einen Artikel "Rethinking the Interest-Convergence Thesis" genau darüber verfasst, dass schon die Ur-CRT von Bell & Co. verschwörungstheoretisches Denken in Minderheiten befördert und kontraproduktiv sein kann.
Letztlich muss Kritik immer erlaubt sein. Und in einer Demokratie hat auch eine Frau Pluckrose ein Recht auf ihre eigene Meinung, was macht sie zu Propaganda?
GWUP-Freund am Permanenter Link
Der Beitrag erscheint mir durchaus als gute Grundlage zum Einstieg in eine konstruktive Diskussion zur Thematik Wokeness und ihrer vielfältigen Belange. Viele maßgebliche Punkte werden klar angesprochen.
Mark am Permanenter Link
Die GWUP wird sich selbst zerfleischen und am Ende in die Beutungslosigkeit verschwinden. Selbst die meisten woke Menschen haben keine Ahnung wie man ihre Agenda umsetzen soll.
David Z am Permanenter Link
Im grossen und ganzen eine gute Zusammemfassung, stelllt sie doch klar, dass die Auswüchse des wokismus auf der Radikalisierung linker Ideen beruhen und keine "Übernahme" rechter Ideen darstellt.
"Wer Kritik an Wokeness mit einem Hinweis auf DeSantis, Trump und Co. pauschal abwehrt, wendet die gleichen perfiden Werkzeuge an wie die Rechten."
Nicht ganz. Nicht nur "wie die Rechten" sondern auch "wie die Linken". Es ist kein spezifisches Werkzeug "der Rechten" sondern ein Werkzeug des Totalitarismus. Das Konzept der Kontaktschuld gibt es bei den Linken eindeutig ebenso, heutzutage werden wir mit Kontakschuldvorwürfen aus dem linken Bereich sogar tagtäglich und wesentlich häufiger bombardiert, siehe cancel culture. Das Werkzeug war bekanntermassen äusserst beliebt bei Stalin, Mao & Co.
"... weist Wokeness insgesamt religiöse und – man wagt es kaum zu sagen – der Definition nach faschistoide Züge auf."
Ja. Und genau so hat diese Radikalisierung kommunistische, sozialistische und stalinistische Züge. Sinnvoller wäre es folglich, von totalitären Zügen zu sprechen, ansonsten verwischt man die Tatsache, wo der Urspung dieser Bewegung liegt und welche Ideenbasis zu dieser Radikalisierung geführt hat. Erfreulicherweise wurde dieser im Artikel ja beschrieben.
AufmerksamerBeo... am Permanenter Link
Letztlich ist es doch nur ein neuer Aufguss von "Teile und herrsche" im Rahmen neoliberaler Ideologien. Wen wundert's, dass der Unfug aus den USA kommt...
DM am Permanenter Link
Ich versuche seit Monaten darauf hinzuweisen, dass es der Glaube an den Bösen Wokismus nichts weiter ist als eine Moral Panic, bei der Leute eins-zu-eins die Argumente rechtsradikaler US Politiker wie Marjorie Taylor
Hier dunning-krugern sich Ingenieure durch Jahrzehnte an Forschung in den Geisteswissenschaften, nur, weil sie sich nicht der Möglichkeit stellen wollen, dass die Welt vielleicht etwas komplexer ist, als es ihnen recht wäre. Dass genau diese Leute, die jeden Vergleich mit der MAGA-Bewegung immer weit von sich gewiesen haben, jetzt mit (bestenfalls) Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien die Legitimität einer demokratische Wahl angreifen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Und dass der HPD so etwas veröffentlicht, schädigt seiner Glaubwürdigkeit.
Myron am Permanenter Link
Interessanterweise haben die Autoren der oben zitierten 3. Auflage der bekanntesten Einführung in die kritische Rassentheorie in der in diesem Jahr erschienenen 4.
"Unlike traditional civil rights discourse, which stresses incrementalism and step-by-step progress, critical race theory /examines/ the very foundations of the liberal order, including equality theory, legal reasoning, Enlightenment rationalism, and neutral principles of constitutional law."
(Delgado, Richard, and Jean Stefancic. /Critical Race Theory: An Introduction./ 4th ed. New York: New York University Press, 2023. p. 3)
"Unlike traditional civil rights discourse, which stresses incrementalism and step-by-step progress, critical race theory /questions/ the very foundations of the liberal order, including equality theory, legal reasoning, Enlightenment rationalism, and neutral principles of constitutional law."
(Delgado, Richard, and Jean Stefancic. /Critical Race Theory: An Introduction./ 3rd ed. New York: New York University Press, 2017. p. 3)
Myron am Permanenter Link
Es sollte angemerkt werden, dass das Adjektiv "critical" in "Critical Social Justice" im speziellen ideologischen Sinn der "kritischen Theorie" der neomarxistischen Frankfurter Schule (Ho
Die linksradikale Woke-Bewegung ist die "Neue Neue Linke", d.i. die postmodernisierte Nachfolgerin der Neuen Linken der 1960er/70er Jahre. Darin tritt eine Gegenaufklärung von links zutage, was hauptsächlich auf den Einfluss der postmodernen Philosophie zurückzuführen ist.
Nathalie Mutanen am Permanenter Link
wird zeit für den objektiven blickwinkel (sprich mehrere, wie hier) auf die bewegung welche links auffrisst.
Ben am Permanenter Link
Auf den Punkt gebracht. GWUP und Wokeness passen von den Methoden her überhaupt nicht zusammen.
Peter am Permanenter Link
Der neue Vorsitzende der GWUP war zwar ein "Überraschungskandidat", allerdings auch ein langjähriges und relativ prominentes Mitglied. Mit Wokeness hat er überhaupt nichts am Hut.
A.S. am Permanenter Link
Den Spaltern dieser Welt geht es um die eigene Macht.
Eine universalistische Wissenschaft untergräbt viele derzeit noch existierende Machtstrukturen, insbesondere die Machtstrukturen aller religiösen Führer.
Die wehren sich gegen Wissenschaft mit Hilfe intellektueller Nebelkerzen. Verwirrung stiften, das ist das Ziel. Wokeness und Identitätspolitik mischen sich - das ist aus meiner Sicht das Fatale.
Wokeness im Sinne von sensibel und selbstkritisch sein ist völlig OK, denn wir alle haben den Kopf voll mit Informationen, die wir aus unserem kulturellen Kontext unreflektiert übernommen haben.
Die Identitären wollen spalten. Spalterei führt immer zu Konflikten und in letzter Konsequenz zu Kriegen. Die Identitären von rechts links religiös benutzen Wokeness für ihre spalterischen Absichten. Ziel ist immer der Erhalt der eigenen Filterblase - und der darin enthaltenen Machtstrukturen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Genau meine Meinung.
Es geht letztlich um Machtgewinn/-erhalt. Und damit - im Fall des Wokismus - um das Gegenteil dessen, was irgendwann am Anfang der Überlegungen Ziel war. Jede sonstige Religion begann natürlich mit Verbesserungen für bestimmte (!) Gruppen, sonst hatte der Ideologiestifter kaum einen nennenswerten Zulauf erhalten und wäre irrelevant geblieben. Und gleichzeitig dichtete man dieser Religion einen angeblichen Universalismus an.
Man muss sich also Ideologien anschauen, wenn sie einige Generationen überlebt haben. Wenn bestimmte Inhalte stereotyp formuliert und kanonisiert wurden, wenn Abweichler identifiziert und bestraft wurden, wenn mit brutalsten Mittel missioniert wurde. Erst dann zeigt sich die Gefährlichkeit jeder (!) Ideologie.
Dass sich dies bereits nach wenigen Jahrzehnen des Postmodernismus derart deutlich zeigt (mit Bekleidungs-, Frisuren-, Sprech- und Denkverboten, mit Dogmatisierung offensichtlich falscher Behauptungen und diskriminierender Beleidigung [durch sexuelle, ethnische und Altersdiskriminierung] Andersdenkender) schockiert mich zutiefst.
Ähnlich wie bei religiösen Adepten wird dieses diskriminierende Weltbild auch noch im säuselnden Klang innerster Überzeugung quasi als Heilslehre hinausposaunt, als sei das Hirn wie bei religiös Überzeugten bereits ausgeknipst.
Muss man wirklich all die Stellen zitieren, in denen religiöse Gläubige ihren Glauben als Heil für die gesamte Erde, ja, das Universum anpreisen? Und fast im gleichen Atemzug jeden Andersdenkenden in die Hölle verfluchen.
Wenn sich die aus der Postmodernen entstandene Ideologie nicht auf den Prüfstand der Wissenschaft stellen lassen will (weil ihre Lehren sakrosankt seien), dann müssten dies Organisationen wie die GWUP erledigen. Dafür ist sie da: Parawissenschaften entlarven!
Die Vorstellung (um nur eine herauszupicken) es gäbe neben XX- und XY-Menschen noch weitere sexuelle Geschlechter, also vielleicht YY oder XYZ, ist absurd. Daraus abzuleiten, nun müsse jeder XY-Mensch Lederhosen tragen, mit Spielzeugautos spielen und Frauen heiraten, ist genauso absurd. Doch Diversität ergibt sich nicht aus unwissenschaftlichen Glaubenssätzen, sondern aus dem fairen und offenen Umgang mit biologischen Fakten. Was ist denn so schlimm, wenn ein XX-Mensch sich eher als Frau im sozialen Sinne fühlt? Er bleibt aber sein Leben lang ein XX-Mensch.
Sozialer Friede und freie Entfaltung der Persönlichkeit ersteht nicht aus geglaubtem Unsinn, sondern aus erwachsenem und fairem Umgang mit erkannten Realitäten. Denn offensichtlichen Unsinn können die Feinde der offenen Gesellschaft genüsslich aufspießen und sich daran abarbeiten. Baut man sein Gesellschaftsmodell jedoch auf solides, wissenschaftliches Fundament, haben es Ideologen schwerer.
Da reicht es auch nicht, einer falschen Ideologie eine vermeintlich modernere Ideologie entgegenzusetzen. Zumal diese modernere Ideologie sich selbst ad absurdum führt, indem sie die Moderne für überholt erklärt und vorsorglich schon jeden Erkenntnisgewinn negiert...
A.S. am Permanenter Link
Danke für Ihre Zustimmung!
Das wissenschaftliche Prinzip, dass
- alle Lehren nur vorläufig sind, bis dass es eine bessere gibt und
- dass alle Lehren regelmäßig auf Evidenz überprüft werden müssen
muss meiner Ansicht nach auf alle Bereiche des Lebens und der Politik angewendet werden und angewendet werden dürfen.
Natürlich darf man mit dem wokistischen Ansatz traditionelle Lehren hinterfragen. Aber im Gegenzug müssen sich auch die wokistischen Lehren hinterfragen und im verantwortungsethischen Sinne auf ihre Folgen hin prüfen lassen.
David Z am Permanenter Link
Grossartiges Beispiel für den woke Wahnsinn gibts grade in UK.
Ohne Frage sehen wir hier die Entwicklung linker Ideen zu totalitären Verhaltensmustern. Diese Muster sind keine ausschliesslich rechten Muster. Sie sind Muster, die sich aus Radikalisierung bestimmter Ideen entwickeln.
In den 70gern wurde der Film von der kirchlich-konservativen Seite angegriffen, heutzutage wird er von der woken-linken Seite attackiert. Welch Ironie!
Die Kritik am wokismus ist absolut berechtigt.
Flo am Permanenter Link
Falsch! Am Film wird nichts geändert. Es gab lediglich die Diskussion, ob die Stelle bei einer für 2024 geplanten Bühnenfassung des Films ausgelassen wird.
Stefan W. am Permanenter Link
Es ist ja richtig, dass der Begriff unterschiedlich benutzt wird. Richtig ist auch, dass sich Rechtsradikale genüßlich über wokes Versteigen hermachen (James Lindsay schätze ich nicht als rechtsradikal ein).
Dieses Form des Fehlschließens ist so prävalent, dass man vermuten sollte, man müsse sie niemand auf einem Skeptikerportal erklären, weil sie jeder schon zu oft gesehen hat.
Ich empfehle aber eh davon abzusehen, sich mit der simplen Kategorisierung "das ist woke" (folglich schlecht) zu begnügen, sondern jede konkrete Sache mit konkreten Argumenten anzugehen.
Und auch sehr wichtig: Ich orientiere mich sehr an den Methoden, die die Leute anwenden. Wird mit rhetorischen Tricks gearbeitet, wird mit Kontaktschuld argumentiert, wird versucht auszugrenzen, zu stigmatisieren, Cancelculture, Deplatforming usw. - das sind alles menschenfeindliche Methoden; dagegen muss ich mich wenden, auch wenn derjenige, der sie anwendet, meint damit Gutes im Schilde zu führen.
Viele Leute, die hier und da woke Merksätze zitieren und sich entsprechend verhalten sind nicht von allem Stuss, der da verbreitet wird, restlos überzeugt. Viele haben kaum was von den genannten Autoren gelesen. Viele haben noch nicht mit jemandem, der eine Critical-X-Theorie und Anverwandtes vernünftig kritisiert, diskutiert. Viele sind in der einen Frage auf der woken Schiene unterwegs und bei einer anderen Frage nicht.
Differenzieren, sachlich bleiben, die Punkte verstehen und einräumen, die die Gegenseite hat. Nicht: "Hau rein ist Tango".
Es gibt so viele Leute, die bis 3 zählen können, aber Sonntags von 9-10 gehört ihr Hirn dem Herrn, da wird gesungen und gebetet, ja und Amen gesagt aber um 10:30 Uhr funktionieren sie schon wieder ganz vorzeigbar. Der Mensch ist irrational, damit müssen wir uns abfinden. Die woke culture ist vielleicht der Beleg, der vielen noch gefehlt hat. Man hat keinen Schalter in sich, den man nur finden muss, umlegen kann, und dann ist man ein Skeptiker von Kopf bis Fuß.
Ja, mehr Rationalität und Vernunft in wichtigen Entscheidungen, in Debatten, wäre wünschenswert.
In vielen Fragen haben woke Argumentationen nicht einfach Schwächen, über die man so oder so denken kann, sondern sind fundamental selbstwidersprüchlich und müssen meiner Meinung nach deswegen verworfen werden. Wir glauben heute nicht mehr, dass ein weiblicher Mensch danach streben soll, so weiblich wie möglich aufzutreten und zu erscheinen; dass es eine essentielle Weiblichkeit gibt. Bei einem als männlich geborenen Transmenschen, der sich als Frau fühlt, soll das aber ausschlaggebend sein? Ich bin ein als Junge geborener Mann und habe daran keinen Zweifel. Natürlich finde ich viele Ähnlichkeiten zu anderen Männern, die ich zu Frauen nicht in dem Ausmaß finde, aber es gibt auch massig Männer, in die ich mich nicht hineinversetzen kann. Das ist alles sehr komplex, vielfältig und unordentlich.
Wenn sich ein Erwachsener einer Hormonbehandlung hingeben will oder gar einer Operation, so soll er es tun. Funktionierende Geschlechtsorgane kann man heute nicht operativ austauschen und ich schätze die nächsten 10, 20 Jahre wird man es auch nicht können. Unter solchen Umständen bin ich geneigt die Sorge über die Verstümmelung von Jugendlichen oder gar Kindern sehr ernst zu nehmen.
Nur vom Hörensagen vermute ich, dass sich bei vielen nach der Pubertät Transitionswünsche wieder legen und dass einige später eine Behandlung bereuen. Für den Stimmbruch ist es andererseits nach der Pubertät wohl zu spät, um da einzugreifen wie auch für manche Entwicklung im Körperbau. Da da so vieles irreversibel ist, sind das schwerwiegende Fragen.
Genaue Zahlen kenne ich leider nicht.
Für schwierige Fragen brauchen wir aber eine offene Diskussionskultur, wo man nicht schnell mal eben als Nazi abgestempelt wird und wo auch "das ist ja woke!" die Diskussion nicht oft weiterbringt.
Uns kann auch passieren, dass "Nicht-Wokesein" zu einem Hype wird, wo man 2, 3 Phrasen lernt, die einen als Antiwoke ausweisen, und das war's dann schon mit Einstellung, Meinung und Bewusstsein.