Norwegens Humanisten mit 70.000 Mitgliedern

OSLO. Der Humanistische Verband Norwegens (Human-Etisk Forbund)

hat im Jahre 2006 einen Nettozuwachs – nach Abzug der Gestorbenen und Ausgetretenen – von 2.043 Mitgliedern. (Rund 4.000 Menschen waren dem Verband im Jahr seines 50-jährigen Bestehens beigetreten.) Zum 1.1.2007 hatte der Humanistische Verband damit eine Mitgliederzahl von genau 69.640 Menschen. Der Zuwachs im Jubiläumsjahr 2006 war der größte jährliche Zuwachs seit 1998.

Seit seiner Gründung 1956 hatte der Humanistische Verband Norwegens zwar beständig eine wachsende Mitgliederzahl - allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau von einigen hundert Mitgliedern und kleinen Zuwachsraten und war im Vergleich zu heute - mit annähernd 70.000 Mitgliedern und 60 Beschäftigten - nahezu unbedeutend.
Mit Beginn der 1980er Jahre - als der Verband 4.488 Mitglieder zählte - begannen die Mitgliederzahlen gleichsam zu explodieren. Zahn Jahre später waren es bereits 35.954, mit Beginn des Jahres 2000 dann 60.917. (Grafik dazu im Anhang).

  • 09.04.1956          256
  • 21.04.1966          750
  • 01.01.1976        1.584
  • 01.01.1986      26.708
  • 01.01.1996      55.133
  • 01.01.2007      69.640

Auslöser dafür waren nicht nur der damalige „Zeitgeist", sondern auch eine bewusste Strategie des Verbandes, die Mitgliederzahlen zu erhöhen. Ausdruck dafür sind auch die säkularen Angebote der norwegischen Humanisten: Geburts-/Namensfeier, Konfirmation, Heirat und Begräbnis.

(Zur Konfirmation – bei dem auch im Norwegischen der kirchliche Begriff verwendet wird – wird übrigens auf norwegisch gesungen: „Die Gedanken sind frei!")

Seit 1992 gibt es jährlich mehr als 1.000 Namensfeiern, die 2004 die 1.500-Marke überschritten haben und 2005 waren es bereits 1.647 Namens-/Geburtsfeiern.

Die Mitgliederzahl und die Tatsache, dass die norwegischen Humanisten – mit rund 5 % der Bevölkerung – der größte nationale Humanistische Verband weltweit sind, lässt die Generalsekretärin, Kristin Mile, zufrieden in die Zukunft blicken: „Da uns eine Anzahl von empirischen Studien zeigen, dass rund 70 Prozent der norwegischen Bevölkerung nicht an die Existenz eines Gottes glauben", so betont sie, „dann sagt uns das etwas darüber, welche Rekrutierungsbasis wir haben."

Der Humanistische Verband hat im vergangenen Jahr seine Öffentlichkeitsarbeit modizifiert und die Anzahl der Mitgliederzeitschrift wurde von jährlich sechs Ausgaben auf vier reduziert. Aus den frei werdenden Mitteln wird seit August 2006 das <Informations-Internetportal> FRI TANKE des Verbandes finanziert, mit dem sich der Verband tagesaktuell in die aktuellen norwegischen Debatten einmischt.

In den vergangenen Monaten ging es dabei u.a. um die <Aufhebung der Staatskirche>, über die Pflicht zur religiösen Erziehung an norwegischen Schulen und einer Modifizierung des Staatsauftrages, die Kinder christlich zu erziehen.

Für alle diese Fragen hat sich der Verband gut aufgestellt.

 

Carsten Frerk, unter Verwendung eines Textes von <Even Gran>

Weitere Information auf der Internetseite des <Human-Etisk Forbund>

(Abbildung: Titelblatt der Broschüre der „Orientierung zum Humanistischen Namensfest")