Aufschrei der Vernunft

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Standard-Inserat

WIEN. (hpd) Die laizistische Szene Österreichs macht von sich reden. Erstmals hat ein Verein ein Inserat in einer Tageszeitung schalten lassen und mit prominenter Unterstützung ein Aus für Kreuze in öffentlichen Gebäuden gesammelt.

„Das hat uns auch überrascht, dass es so schnell gegangen ist“, zeigt man sich beim Verein „Religion ist Privatsache“ gegenüber dem hpd erfreut über die Aktion. „Es war toll, wie viele Prominente sofort mitgemacht haben.“ Innerhalb von fünf Tagen hatten international bekannter Künstler wie Günter Brus und Christian Ludwig Attersee oder renommierte Autoren wie Robert Menasse und Thomas Glavinic einen ganzseitigen Aufruf in der Tageszeitung „Der Standard“ für ein Ende der religiösen Erziehung und ein Aus für Kreuze in öffentlichen Gebäuden unterschrieben. Dazu Unterschriften des im deutschsprachigen Raum bekannten Wiener Physikers Heinz Oberhummer, der auch Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien ist, des Karikaturisten Gerhard Haderer, selbst beinahe Opfer der Blasphemieparagraphen in Österreich und Griechenland, des Schriftstellers und Grün-Politikers Klaus Werner-Lobo, der Grün-Abgeordneten Daniela Musiol sowie zahlreicher Vertreter der humanistischen Szene in Österreich. Stellvertretend sei Ronald Bilik, stellvertretender Vorsitzender des Freidenkerbunds genannt.

Mehr als ein Achtungserfolg. Es ist das erste Mal, dass ein laizistischer Verein per Inserat an die Öffentlichkeit geht. „Wir haben dazu natürlich ein Medium ausgewählt, das schon in der Vergangenheit freundlich über die Kreuzdebatte berichtet hat“, heißt es aus dem Verein. Tatsächlich war der „Standard“ eine der wenigen Tageszeitungen, die sich nicht auf jenen Vater einschossen, der Ende 2009 gegen die Kreuze im Kindergarten seiner Tochter eine Verfassungsklage einreichte. Die Kronenzeitung, Österreichs auflagenstärkste Zeitung, kampagnisierte damals heftig. Der Tenor war ähnlich wie nach dem EGMR-Urteil im Fall Lautsi. Aus den Erfahrungen um diesen Fall ist der Verein entstanden, bei dem sich auch der Vater, der die Klage einreichte, engagiert.

Das Inserat ist angesichts der medialen Ausgangslage auch als eine Art Notwehraktion zu verstehen. Laizisten und Humanisten kommen kaum mit ihren Standpunkten durch, den Argumenten der Gegenseite, die sich auf eigene Presseabteilungen und ein Heer von Juristen stützen kann, wird allgemein breiter Raum gegeben. „Das war ein Lebenszeichen“, heißt es aus dem Verein. „Nach dem hervorragenden Echo werden wir sicher weitermachen“. Ob es weitere Inserate geben soll, wird erst entschieden. Sicher ist, dass die Suche nach prominenten Testimonials weitergeht. „Die ersten Erfahrungen haben uns ermutigt. Wir hoffen, dass es nach diesem ersten Schritt und den vielen Unterschriften von bekannten Persönlichkeiten einfacher wird, auch andere zu bewegen, sich für uns zu engagieren.

Christoph Baumgarten