Auf der Website zum Buch erfährt man ja einiges über euch – unter anderem, dass auch Lea ziemlich vergesslich ist. Hat sie das von dir geerbt?
Michael: Ja, ich fürchte, ich habe ihr ein paar meiner Gamma-Gene vererbt. Tut mir echt leid…
Lea: Schon gut. Du hättest mir sicherlich bessere Gene vererbt, wenn du sie bloß gehabt hättest…
Michael: Ist auch wieder wahr…
Wenn man euch so reden hört, würde man nicht meinen, dass so etwas wie eine „kulturelle Kluft“ zwischen euch liegt. Auf der Website zum Buch heißt es aber: „Er sammelt Bücher – Sie sammelt Schuhe“. Außerdem erfährt man, dass sich Lea zum 15. Geburtstag eine weiße Damentasche mit einem kleinen Hund darin gewünscht hat, weil sie das bei Paris Hilton gesehen hatte. Du, Michael, hattest an deinem 15. Geburtstag eine Schopenhauer-Gesamtausgabe auf dem Wunschzettel …
Lea (lacht): Wir wollten auf witzige Weise die Unterschiede zwischen uns zum Ausdruck bringen, die es ja tatsächlich gibt. Allerdings ist das mit meiner Schuhsammlung schon schwer übertrieben. Mein Vater hat sicherlich 500mal mehr Bücher als ich Schuhe habe. Und aus der Paris-Hilton-Phase bin ich auch schon längst herausgewachsen…
Michael: Glücklicherweise! Damals war ich jedoch ziemlich konsterniert: Ich habe mir ernsthaft überlegt, ein Buch mit dem Titel „Das Drama der begabten Eltern“ zu schreiben – gewissermaßen das Gegenbuch zu Alice Millers „Drama des begabten Kindes“.
Lea: Dabei war das, was ich damals wollte, völlig normal für mein Alter. Sich mit 15 Jahren eine Schopenhauer-Ausgabe zu wünschen, ist dagegen völlig schräg! Sowieso würdest du bei einer Wahl zum „schrägsten Vogel“ mit Sicherheit einen der vorderen Plätze belegen. Das wird jeder bestätigen, der einmal gesehen hat, wie du hin und her rennst, wenn du einen Text formulierst. Wenn der Boden gepflastert ist wie bei euch im Wintergarten, dann sieht das exakt so aus wie Jack Nicholson in seiner Rolle als Zwangsneurotiker in „Besser geht’s nicht“.
Michael (lacht): Ja, das gebe ich zu.
Zurück zum Buch: Hin und wieder gibt es da religionskritische Passagen, vor allem in den Kapiteln „Was können wir wissen?“, „Gibt es einen Gott?“ und „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“. Insgesamt aber scheint das Thema „Religionskritik“ mehr in den Hintergrund zu rücken als in deinen letzten Büchern.
Michael: Stimmt, allerdings war Religionskritik auch in „Jenseits von Gut und Böse“ nur ein Randthema. Im Grunde ist zum Thema „Religionskritik“ ja auch alles Wesentliche schon gesagt worden – und ich habe keine Lust, mich andauernd zu wiederholen. Zudem sollte klar sein, dass Humanismus viel mehr meint, als sich bloß vom Zwangskorsett der Religion zu befreien. Ich denke, das kommt in dem neuen Buch ganz gut zum Ausdruck.
Im Umfeld der Giordano-Bruno-Stiftung wurde in den letzten Jahren ja immer wieder angemahnt, dass Veröffentlichungen zum evolutionären Humanismus auch für Jugendliche interessant sein sollten. Ist „Leibniz war kein Butterkeks“ nun so eine Art „Jugendbuch-Ausgabe“ des „Manifests“, also eine „U18-Grundlagenschrift“ der gbs?
Michael: Natürlich ist das Leibniz-Buch aus der Perspektive des evolutionären Humanismus heraus geschrieben und ich denke auch, dass das Leibniz-Buch gerade für Jugendliche nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam ist. Im eigentlichen Sinne ist es aber sicherlich kein Jugendbuch. Es richtet sich vielmehr an Menschen jeden Alters. An die, die sich schon lange mit Philosophie beschäftigen, wie auch an jene, die normalerweise kein Philosophie-Buch freiwillig anfassen würden. Schließlich gehen die Themen, die wir in dem Buch behandeln, jeden Einzelnen an. Ich bin überzeugt, dass wir uns alle hin und wieder die Frage stellen, was das Ganze eigentlich soll, wofür sich all der Aufwand lohnt, der mit dem Leben Tag für Tag verbunden ist. Ich will ja nicht behaupten, dass wir in dem Buch die ultimative Antwort auf die Frage nach dem „Leben, dem Universum und den ganzen Rest“ gefunden haben, aber als kleine Orientierungshilfe im Dschungel der Philosophie ist „Leibniz war kein Butterkeks“ sicherlich gut geeignet. Vor allem auch, weil das Buch zeigt, dass man der Frage nach dem „Sinn und Unsinn des Lebens“ keineswegs nur mit „gesundem Menschenverstand“ begegnen sollte, sondern auch mit einer ordentlichen Prise Humor…
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Fiona Lorenz
Auf der „Website zum Buch“ gibt es weiterführende Informationen zum Buch und den Autoren. Dort erfährt man auch die Termine der Buchlesungen. Im April sind u. a. Lesungen in Frankfurt, Heidelberg, Hamburg und Osnabrück geplant.