FRANKFURT/M. (hpd/sh) Die Regionalgruppen Rhein-Main und Mainz/Rheinhessen des Förderkreises der Giordano Bruno Stiftung gestalteten am 18. März den Frühjahrsauftakt mit einer gemeinsamen Veranstaltung. Volker Dittmar lieferte eine informative und verblüffende Einführung in das Thema „Hypnose – oder wie man mit einer Zitrone ein Blasorchester lahm legen kann“.
Bericht und Kommentar von Thorsten Barnickel und Mathias Mendyka
Es mag an dem bekannten Referenten Volker Dittmar, seinem neugierig machenden Thema „Hypnose“ oder der Kooperation zwischen den Gottlosen Humanisten aus Mainz und den Säkularen Humanisten aus Frankfurt gelegen haben – der Raum im Saalbau Gallus war an diesem Freitagabend mit gut 60 interessierten Besuchern jedenfalls an seiner Kapazitätsgrenze.
In seinem vierteiligen Vortrag mit dem Titel „Hypnose: Unerklärlich, esoterisch, magisch oder natürlich?“ gewährte Volker Dittmar dem interessierten Publikum einen umfassenden Einblick in das Thema Hypnose, wobei sowohl die theoretischen Grundlagen der Hypnose, deren praktische therapeutische aber auch missbräuchliche Anwendung sowie historische Aspekte erläutert wurden. Zahlreiche praktische Übungen, verblüffende Hintergrundinformationen zu alltäglichen Phänomenen (z.B. Rauchen) und humoristische Einlagen lockerten dabei den Vortrag auf, so dass es letztendlich keiner Hypnose bedurfte, um die Zuhörer über 3 Stunden hinweg gebannt auf die Sitze zu fesseln.
Entspannungsübungen zum Einstieg
Wer kennt das nicht – nach einem anstrengenden, langen Arbeitstag auf dem Bürostuhl ist der Rücken verspannt, das Einschlafen fällt schwer, und die Gedanken kreisen um die alltäglichen beruflichen oder privaten Probleme. Volker Dittmar erklärte, dass die strikte Trennung in körperliche und psychische Beschwerden letztendlich auf einer falschen, veralteten Vorstellung der menschlichen Psyche beruht. In Wirklichkeit sind beide Aspekte untrennbar miteinander verbunden, psychischer Stress führt oft zu entsprechenden körperlichen Problemen, und körperliche Tätigkeiten bzw. bestimmte Körperhaltungen können wiederum die Psyche positiv oder negativ beeinflussen. Dieser Effekt geht sogar soweit, dass ein Bläser eines Posaunenorchesters mental größte Schwierigkeiten haben dürfte, sein Instrument richtig zu bedienen, falls er auf einen Menschen im Publikum blicken muss, der gerade herzhaft in eine saftige Zitrone beißt. Die bloße Vorstellung des sauren Geschmacks, den der Zuhörer gerade erlebt, kann die Gesichtsmuskulatur des Posaunenbläsers derart beeinflussen, dass dieser keinen Ton mehr hervorbringt.
Diese enge Verschränkung zwischen Körper und Psyche kann jedoch in diversen Entspannungstechniken genutzt werden, um sich schnell und effizient zu entspannen. Als Entspannungstechniken wurden progressive Muskelentspannung, Yoga-Atemtechniken und eine Traumreise vorgestellt, wobei sich die Zuhörer durch praktische Übungen auch gleich von der Wirksamkeit der jeweiligen Technik überzeugen konnten.
Der Vortrag einschließlich der Übungen war jedoch zu jeder Zeit weit entfernt von jeglicher Esoterik. Die besprochenen Entspannungstechniken stellen letztlich eine Möglichkeit für jeden Einzelnen dar, durch einfache, gedankliche und/oder körperliche Übungen in sehr kurzer Zeit einen Entspannungseffekt zu erzielen, ähnlich dem Entspannungseffekt, wie ihn die meisten Raucher nach dem Genuss einer Zigarette erfahren, nur ohne die mit dem Rauchen verbundenen Gesundheitsrisiken. Denn was den Raucher letztendlich entspannt, so Dittmar, sind nicht die Inhaltsstoffe des Tabaks. Diese haben nämlich in erster Linie eine anregende Wirkung. Dass der Genuss einer Zigarette dennoch auf die meisten Raucher entspannend wirkt, liegt letztlich an der beim Rauchen verwendeten Atemtechnik. Wer raucht, praktiziert also eigentlich eine Form von Yoga-Atemtechnik. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: wer nur die Atemtechnik anwendet, kann sich genauso entspannen wie durch das Rauchen einer Zigarette, und das ganz ohne Krebsrisiko.
Im Anschluss an die Atemübungen begab sich das Publikum unter Anleitung von Volker Dittmar auf eine Traumreise. Diese wurde von der Mehrzahl als überaus entspannend und angenehm wahrgenommen und machte zudem sehr eindrucksvoll deutlich, wie stark die Wahrnehmung der Zeit von der jeweiligen subjektiven Situation abhängig ist. Obwohl die Reise ca. 30 min in Anspruch nahm, kam es den meisten Teilnehmern vor, als seien keine 15 Minuten vergangen. Im starken Kontrast dazu wirken bereits Sekundenbruchteile in welchen der eigene Finger mit einer heißen Herdplatte in Kontakt ist, wie eine halbe Ewigkeit. Trauriges Fazit aus dieser Erfahrung: je schöner ein Moment, desto schneller ist er (subjektiv) auch schon wieder vorbei!