Hypnose – oder wie man mit einer Zitrone…

Geschichte der Hypnose

Im zweiten Teil ging Volker Dittmar auf historische Aspekte der Hypnose ein und erläuterte den Einfluss von Persönlichkeiten wie Franz Anton Mesmer, Marquis de Puysegur, James Braid, Sigmund Freud und Milton Erickson auf die Entwicklung der Hypnose. Die Vorstellung von dem, was Hypnose ist, hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Auffallend ist, dass bis heute teils sehr irreführende Vorstellungen von Hypnose in der Bevölkerung recht weit verbreitet sind. So ist es zum Beispiel nicht möglich, einen (nicht gerade psychopatisch veranlagten) Menschen durch Hypnose zu einem Mord zu bewegen, da selbst unter Hypnose ethische Grundsätze nicht außer Kraft setzbar sind. Mit anderen Worten: zwar kann das Verhalten eines hypnotisierten Menschen beeinflusst werden, er kann aber nicht dazu gebracht werden, Dinge zu tun, die dieser definitiv nicht will. Und auch die Pendeluhr, die gemeinhin stark mit Hypnose assoziiert wird, ist nur eine unter einer Vielzahl möglicher Induktionstechniken.

Hypnose und Missbrauch

Auch auf den Missbrauch der Hypnose, wie er derzeit zum Beispiel in diversen Hypnoseshows betrieben wird, ging Volker Dittmar ein. Letztendlich ist es fast unmöglich, einen Menschen zu hypnotisieren, der sich nicht auf die Hypnose und den Hypnotiseur einlässt und jede Äußerung des Hypnotiseurs mit analytischem Skeptizismus begegnet. Eine sog. „kritische Fakultät“, also eine Instanz unseres Gehirns, die für diese skeptisch-kritische Bewertung von Informationen zuständig ist, stellt also einen wirksamen Schutzmechanismus vor allerhand Missbrauch hypnotischer Techniken dar, wie sie z.B. bei Pseudoheilungen oder suggestiv-hypnotischen Schleifen in der Werbung vorkommen. Dittmar äußerte seine Kritik am Missbrauch von Hypnosetechniken vor Allem in Bezug auf Hypnoseshows, in welchen mit der Gesundheit der hypnotiserten Menschen gespielt wird, z.B. bei der so genannten Katalepsie, bei der Menschen in eine äußerste körperliche Starre versetzt werden.

Sich durch kritisch-rationale Analyse der Anweisungen des Hypnotiseurs der Hypnose zu entziehen ist jedoch nicht immer sinnvoll, denn Hypnose kann ein ausgesprochen wertvolles, effizientes und nebenwirkungsfreies Heilmittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden, allen voran Angstzuständen, sein.

Anwendungsmöglichkeiten

Ein großer Vorteil der Hypnose ist, dass sie ein Lernverfahren darstellt, mit dessen Hilfe es möglich ist, einmal gelernte Inhalte, zum Beispiel die Angst vor dem Zahnarzt, wieder zu "vergessen". Dies ist bei dem bewussten Lernen nicht möglich: wann immer man sich vornimmt, den letzten schmerzhaften Zahnarztbesuch zu vergessen, denkt man genau an diesen Zahnarztbesuch, so dass sich die Ängste vor dem nächsten Zahnarztbesuch in der Regel eher verstärken dürften. Ein bewusstes, aktives Vergessen ist also nicht möglich. Hypnose, die primär auf unbewusste Gedächtnisinhalte einwirkt, stellt dagegen eine Möglichkeit dar, solche unbewussten Gedächtnisinhalte zu beeinflussen und gegebenenfalls vergessen zu machen. Unter anderem deshalb eigne sich Hypnose insbesondere zur Behandlung von Ängsten wie etwa der Angst vor dem Fliegen, vor Spinnen oder vor dem nächsten Zahnarztbesuch, teilweise jedoch auch bei schwereren psychischen Beschwerden wie etwa Depressionen.

Letztendlich, so unser Eindruck, scheint Hypnose ein Lernverfahren zu sein, welches ein sehr großes therapeutisches Potenzial besitzt bzw. eine wertvolle Hilfe in verschiedenen Alltagssituationen von Zahnarztbesuch bis Raucherentwöhnung sein kann.

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