WEEZE. (hpd) Alle Jahre wieder am 2. Donnerstag nach Pfingsten feiern die Katholiken das Fronleichnamsfest, das auf die Phantasie einer Ordensfrau zurückgeht. In Nordrhein- Westfalen und einigen anderen Bundesländern ist dieses religiöse Fest ein gesetzlicher Feiertag.
Wie so vieles in der christlichen Tradition hat dieses pompöse Spektakel nichts mit dem Ursprung dieser Religion zu tun, sondern wurde von Papst Urban IV. im Jahr 1264 eingeführt. Bis heute hält sich dieser Brauch in der katholischen Kirche, doch werden die einst großen Prozessionen, an der sich das ganze Dorf beteiligte, immer kleiner.
So ist das auch in der niederrheinischen Gemeinde Weeze, die in einem traditionell katholisch geprägten Landstrich liegt. Die religiöse Ausrichtung hat sich in den letzten Jahrzehnten merklich verändert, denn wie überall kehren auch auf dem platten Land viele Menschen der Kirche den Rücken und der Rest begnügt sich damit, Kirchensteuern zu zahlen. Das Gemeindeleben geht den Bach – im Falle von Weeze kann man sagen - die Niers hinunter.
Die offiziellen Statistiken sind keine abstrakten Zahlen, sondern drücken sich im Alltag der Pfarreien aus und führen – wie im Falle der „Heilig Kreuz–Gemeinde" - im Weezer Ortsteil Wemb zu recht außergewöhnlichen und eindeutig missionarischen Aktionen.
Der Pfarrgemeinderat und das Seelsorgeteam werben mit einem Werbeblatt, das sie in jeden Briefkasten werfen lassen, für die Prozession am 23. Juni 2011. Darin steht u. a.: "Da Sie am Prozessionsweg wohnen, bitten wir Sie um einen würdigen Schmuck, z. B. durch Beflaggung des Hauses, durch Straßenfähnchen oder einen Hausaltar in der Haustür oder an einem Fenster."
In jeden Briefkasten bedeutet, dass die Verteiler alle Hinweise wie das eindeutig angebrachte Werbeverbot schlichtweg ignorieren. Ein weiterer Aufkleber bleibt genauso unbeachtet.
Die Lage der katholischen Kirche ist nicht rosig. Dass ihre Mitglieder aber zu Praktiken greifen, die man bisher in ähnlicher Form nur von den Zeugen Jehovas kennt, ist ein Zeichen, dass die Lage von den Kirchenorganen in tiefgrauen Farben gezeichnet wird.
Dieser Akt der Verzweiflung ist aber auch ein Indiz dafür, dass man ein Bild von der Kirche erhalten will, das es so gar nicht mehr gibt. Man will zumindest den schönen, gottesfürchtigen und kirchenhörigen Schein wahren.
Man darf angesichts eines solchen Aktionismus` gespannt sein, was sich die „Frontsoldaten“ der katholischen Kirche im Kampf gegen den Unglauben auf der Welt noch einfallen lassen.
Thomas Häntsch