Integrierte Gesamtschule mit Gottesdienst

WUNSTORF. (hpd) Am Samstagmittag eröffnete der hannoversche Landesbischof Ralf Meister mit einem Gottesdienst die erste evangelische Integrierte Gesamtschule (IGS) im niedersächsischen Wunstorf. Eine Klage gegen die kirchliche Übernahme war erfolglos. Damit ist vorerst der Plan einer Elterninitiative gescheitert, die Umwandlung der zuvor staatlichen Schule zu verhindern.

„Wir freuen uns, dass wir mit diesem spannenden Projekt am Start sind und dass die Eltern großes Interesse zeigen“, freute sich die Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track im Vorfeld der Schuleröffnung. „Das evangelische Profil der Schule entwickeln wir in einer Planungsgruppe zusammen mit Lehrerinnen und Lehrern der Schule sowie mit kirchlichen Fachleuten.“ Man wolle nun „gute Schule machen“ und dem Ansatz gerecht werden, unterschiedlich begabte Kinder nach ihrem Möglichkeiten zu fördern, sagte Gäfgen-Track über die Motive der Kirche für die Schulübernahme. Dort soll künftig der Bildungsauftrag nach „Welt- und Menschenbild der Kirche“ stattfinden. Und ab Februar will die Schule im Schulzentrum An der Aue auch islamischen Religionsunterricht anbieten. „Die Schule wird den interreligiösen Dialog pflegen“, erklärte Superintendent Michael Hagen. Damit soll sie ihren Beitrag zu einem gelingenden Zusammenhalt der Religionen und Kulturen leisten.

Am Freitag zuvor erreichte die im Frühjahr gegründete Elterninitiative „Pro Staatliche IGS Wunstorf“ die Nachricht, dass das Verwaltungsgericht in Hannover die Klage gegen die Umwandlung der als staatliche Schule gegründeten IGS in eine durch die Landeskirche getragene Bildungseinrichtung abgeschmettert hatte. Mit Stellungnahmen über das weitere Vorgehen will das Bündnis bis zur Veröffentlichung der Urteilsbegründung abwarten.

Insgesamt werden nun fünf allgemeinbildende Schulen von der Landeskirche getragen, die neben der Wunstorfer IGS in Hildesheim, Dassel, Wolfsburg und Nordhorn existieren. Weitere Projekte sind in Planung.

Streitpunkte bei der straff organisierten Übernahme durch die Landeskirche war unter anderem die Kostenverteilung bei der Schulsanierung. An den insgesamt 14,5 Millionen Euro wird sich die Kirche mit 1,4 Millionen Euro beteiligen, den Rest trägt die Stadt. Ralfina Dicker, langjährige Triebkraft für die vor einem Jahr erfolgte Gründung der Gesamtschule in staatlicher Hand, hatte nicht nur die Auflösung des ursprünglichen Konzepts abgelehnt. Auch die Übernahme erheblicher Sachkosten durch den öffentlichen Haushalt wurde von ihr und den Eltern kritisiert. „Das Land bezahlt die Lehrkräfte, die Stadt bezahlt den Unterhalt und die Kirche kassiert zusätzlich das Schulgeld“, sagte Dicker im März dieses Jahres. Damals stellte sie fest, die Kirche bekomme die Schule zum Nulltarif und Stadt trage am Ende fast alle Kosten für die Schule.

Arik Platzek