USA. (hpd) Das Jahr nähert sich seinem Ende zu und mit den näher rückenden Primaries, die im Januar beginnen, wird die republikanische Kandidatenkür immer mehr zur Schlammschlacht. Verfehlungen der Politiker werden von den Medien genüsslich ausgeschlachtet, von der Christlichen Rechten jedoch meist verteidigt. Wie schon im letzten Monat steht auch die kapitalismuskritische Occupy Wall Street-Bewegung weiter unter Beschuss.
Im US-Senat werden derzeit Adoptionsrechte für homosexuelle Paare diskutiert, was umgehend den Zorn der Christlichen Rechten auf sich zog. Der Family Research Council rief dazu auf, zu beten, dass Gott den Amerikanern die Augen öffne, um die radikale Homo-Agenda zu stoppen. Der Alliance Defense Fund schrieb, dass ein Kind mit zwei Müttern genauso eines Vaters bedürfe, wie es auch bestimmter Proteine in der Nahrung bedürfe. (Quelle 1), (Quelle 2).
Peter LaBarbera warnte vor einem Homo-Faschismus und bezeichnete Christen, die homosexuellenfreundlich gesonnen seien, als "Häretiker". Ebenso wies er auf die Verbindung zwischen Homosexualität und Geschlechtskrankheiten sowie Pädophilie hin. Sein Interviewpartner Scott Lively, der die NSDAP als Schwulenorganisation bezeichnet hatte, warnte, dass Schwule die komplette Kontrolle über die Gesellschaft anstrebten. Mike Bickle, der im letzten Monat in die Schlagzeilen geraten war, weil er verkündet hatte, dass Gott Hitler gesandt hätte, warnte davor, dass Schwule und Lesben in der Hölle enden würden. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Bryan Fischer nahm sich erneut der Ermordung des homosexuellen Teenagers Larry King an. Das Mordopfer habe seinen Mörder sexuell belästigt und angeflirtet. Da niemand eingriff, kam es zu der Bluttat. Die Untätigkeit der Behörden sei laut Fischer dadurch zu erklären, dass Homosexualität die „politisch bevorzugte sexuelle Orientierung“ sei. (Quelle)
Diesen Monat hielt Lou Engle die Gebetsveranstaltung TheCall Detroit ab. Bereits im Vorfeld hatte er gewarnt, dass die Stadt sich auf seinen Aufruf einlassen sollte, da sie sonst von Dämonen heimgesucht werde. Weitere Teilnehmer der Veranstaltung wollten Dämonen aus Moscheen, Freimaurerlogen und dem Parlament von Michigan vertreiben. Zum Unterstützerkreis der Gebetsveranstaltung, die zur Missionierung von Muslimen aufrief zählt auch der General a.D. Jerry Boykin. Dieser hatte zu einer Offensive der Christen gegen den Islam aufgerufen. In seinem Fall keine leere Rhetorik, in seinen aktiven Zeiten hatte er verkündet, in Gottes Auftrag gegen den Islam zu kämpfen. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Bryan Fischer sagte in seiner Fernsehsendung, dass der Oberkommandierende der Streitkräfte (also der Präsident) ein Christ sein müsse. Spirituelle Stärke sei wichtiger als militärische Stärke. Dies ist nicht nur ein erneuter Seitenhieb auf Muslime, sondern auch auf den mormonischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Pat Robertson befeuerte erneut die Gerüchte über eine „muslimische Neigung“ Obamas, der in Indonesien angeblich eine Koranschule besucht hatte. (Quelle 1), (Quelle 2).
Wie in jedem Jahr, so auch in diesem, beklagt die Christliche Rechte erneut den „Krieg gegen Weihnachten“. Bryan Fischer beklagte, dass sich ein Krankenhaus dazu entschlossen hatte, im Dezember kein Krippenspiel aufzustellen. Die Scharia der Säkularen unterscheide sich nicht von der Scharia der Muslime, die beide planten, das Christentum zu verbannen. Außerdem warnte Fischer anlässlich des Thanksgiving-Festes vor Truthähnen die halal, also nach islamischer Vorschrift geschlachtet seien und die auch in christlichen Familien auf dem Esstisch landen könnten. (Quelle 1), (Quelle 2).
Für Verstörung sorgte diesen Monat eine Dokumentation, die in plastischen Bildern vor den Schrecken der Abtreibung warnt. Sie enthält auch Bilder, die das Leiden während des Holocaust illustrieren. Unterstützung erhielt die Dokumentation von größeren christlichen Organisationen, denen am Schutz des ungeborenen Lebens gelegen ist. Die jüdische Anti Defamation League sprach sich gegen die Instrumentalisierung des Holocaust aus. Analogien wie diese sorgen mit Regelmäßigkeit für Verstimmungen zwischen Juden und Christen. (Quelle)
Auch der republikanische Abgeordnete Louie Gohmert trug nicht dazu bei, diese Spannungen abzubauen. Bei einem Besuch in Israel überreichte er Ministerpräsident Netanjahu ein Buch eines christlichen Autors, der zur Missionierung der Juden aufruft. (Quelle)
Erneut geriet auch die Occupy Wall Street-Bewegung ins Visier der Christlichen Rechten. Präsidentschaftskandidat Newt Gingrich teilte heftig nach Kurt Beck-Manier aus. Die Protestierenden sollten in die Wanne steigen, waschen und sich danach einen Job suchen. Verschiedene Vertreter der Christlichen Rechten riefen zu Gebeten gegen die Bewegung auf. Sie stießen sich unter anderem daran, dass auch Nazis und Kommunisten im Windschatten der Proteste den Kapitalismus kritisieren. Pat Buchanan warnte ebenso, dass die Rhetorik von OWS denen der Kommunisten ähnele und befürchtete eine Machtergreifung. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Grober Patzer für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Herman Cain. In einem Fernsehinterview wurde er dazu aufgefordert, zu Obamas Libyen-Politik Stellung zu nehmen und gab dabei keine besonders gute Figur ab. Hilflos reihte er Satz an Satz, ohne jedoch eine klare Aussage zu treffen. Später entschuldigte er sich damit, übermüdet gewesen zu sein und die unpräzise Fragestellung Schuld an seiner Antwort gewesen sei. Dabei hätte gerade sie es erlaubt, nicht allzu große Wissenslücken gekonnt zu umschiffen. Nach einigen Tagen Bedenkzeit meldete er sich erneut zu Wort und verkündete, dass nach dem Sturz Gaddafis nun die Taliban Libyen regieren würden. Auch ehemalige Mitstreiter Cains wandten sich nach dessen Blamage von ihm ab.
Aber auch die Vorwürfe der sexuellen Belästigung rückten erneut in den Fokus der Medien. In den 90er Jahren soll Herman Cain Angestellte, die entlassen worden waren, mit dem Versprechen ihnen ihren Job zurückzugeben, zum Sex genötigt haben. Rick Joyner zweifelte die Glaubwürdigkeit des Opfers an und vermutete, dass Satan selbst hinter den Anschuldigungen stecke. Sandy Rios, ehemalige Präsidentin der christlichen Organisation Concerned Women for America, wollte die Vorwürfe ebenfalls nicht glauben. Das angebliche Opfer habe sich nachts mit Cain getroffen und mit ihm geflirtet. Außerdem wünsche sie nun den direkten Kontakt mit ihm, um ihn erneut mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Ein echtes Vergewaltigungsopfer sei zu traumatisiert, um den Peiniger erneut treffen zu wollen. Bryan Fischer kehrte die Täter-Opfer-Rolle um. Angenommen, die Vorwürfe gegen Cain würden sich bestätigen, sei das Opfer feige gewesen und hätte andere weibliche Angestellte in Gefahr gebracht, weil sie in den 90ern der Zahlung von Schweigegeld zustimmte. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).
Der Republikaner Rick Santorum sprach sich in diesem Monat erneut gegen die Evolutionstherie im Klassenzimmer aus. Anfangs galt er als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat, mittlerweile ist er in den Umfragen jedoch weit abgeschlagen. (Quelle)
Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr