TIBET. (hpd) Hintergrundinformationen anlässlich der "Pro-Tibet"-Aktionen im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Beijing
Von Colin Goldner
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen in Beijing gelang es am Vorabend der olympischen Eröffnungszeremonie einer vierköpfigen Gruppe von Pro-Tibet-Aktivisten, in unmittelbarer Nähe des Stadions einen Lichtmast zu erklettern und auf 40 Meter Höhe ein Schriftbanner mit FREE TIBET-Slogans zu entrollen. Bilder der Aktion, die ein bereitstehendes Team des US-Senders ABC filmte, gingen um die Welt und gaben die chinesischen Olympiaveranstalter, die mit „absolut sicheren Spielen" geworben hatten, der Lächerlichkeit preis. Die Aktion war von langer Hand geplant und vorbereitet worden: organisiert von einer in New York ansässigen Pro-Tibet-Gruppe namens „Students for a free Tibet". Diese Gruppe, die bereits mehrfach mit spektakulären stunts auf sich aufmerksam gemacht hatte - unter anderem hatte man ein 150 Meter langes Free-Tibet-Transparent auf der Chinesischen Mauer entrollt -, wird über das CIA-nahe „National Endowment for Democracy" finanziert, eine halbstaatliche US-Organisation, aus deren Fond dem Dalai Lama und seinen Propagandaeinrichtungen jährlich Millionenbeträge zufließen.
Die Verbindungen des Dalai Lama zu US-Geheimdiensten sind nicht neu. Schon Ende 1950, kurze Zeit nachdem die Volksbefreiungsarmee den Yantze überschritten und damit tibetisches Territorium betreten hatte, reiste der älteste Bruder des Dalai Lama, Thupten Jigme Norbu, Abt eines Großklosters im Osten des Landes, in die USA, um Präsident Truman um militärische Unterstützung zu bitten. Zugleich wurden Vorbereitungen getroffen, den Dalai Lama sowie die ranghöchsten Regierungsmitglieder in den Süden des Landes in Sicherheit zu bringen: bei Verschlechterung der Lage, so die Überlegung, sei es von dort aus ein Leichtes, über die Grenze nach Indien zu gelangen und dort um Asyl nachzusuchen.
Kurze Zeit darauf, Anfang Januar 1951, wurden mehrere Karawanen mit Gepäck und großen Teilen des Staatsschatzes an den beabsichtigten Zufluchtsort nach Yatung, etwa fünfhundert Kilometer südlich von Lhasa, vorausgeschickt. Insgesamt hatte man nicht weniger als eineinhalbtausend Lasttiere bepackt. Der Dalai Lama sowie eine Entourage von mehr als zweihundert Beamten, Würdenträgern und Bediensteten folgten wenige Tage später. Zeitgleich wurde eine Delegation nach Beijing entsandt, um Verhandlungen aufzunehmen. Diese führten letztlich zur Unterzeichnung des sogenannten Siebzehn-Punkte-Abkommens, das tiefgreifende soziale Reformen vorsah, die Funktionen und Befugnisse des Dalai Lama indes unverändert beizubehalten zusicherte. Auf Weisung seines Staatsorakels trat der Dalai Lama wenige Wochen nach Unterzeichnung des Abkommens den Rückweg nach Lhasa an, wo er am 17. August 1951 eintraf. Kurze Zeit danach, am 9. September 1951, marschierten die ersten rund 3.000 Soldaten der Volksbefreiungsarmee in der tibetischen Hauptstadt ein. Am 24. Oktober 1951 sandte der Dalai Lama ein Telegramm an Mao Tsedong, in dem er die Annahme des Siebzehn-Punkte-Abkommens offiziell bestätigte.
Im Sommer 1954 brach er zusammen mit seiner Familie und einer Gefolgschaft von rund fünfhundert Beamten und Würdenträgern unter großem Pomp zu einem Besuch der Volksrepublik China auf. Während seines mehrmonatigen Aufenthaltes in Beijing traf er mehrfach mit Premierminister Zhou Enlai und Mao Tsedong zusammen, insgesamt dauerte seine China-Reise fast ein Jahr. Das Klima in Lhasa hatte sich in seiner Abwesenheit erheblich gewandelt: es wuchs die Sorge, dass die in anderen Landesteilen bereits begonnene Bodenreform, sprich: Enteignung und Umverteilung des Grundbesitzes von Klöstern und Adelsfamilien an ehemalige Sklaven, Leibeigene und unfreie Bauern, in Kürze auch die Provinz Ü-Tsang mit der Hauptstadt erfassen werde. Während eines religiösen Festes Anfang des Jahres wurden Spendengelder gesammelt, offiziell zur Ausrichtung einer Zeremonie zu Ehren der zahllosen Schutzgottheiten Tibets. Tatsächlich aber wurden die Gelder zur Gründung einer Untergrundorganisation verwendet. Unter dem Namen „Chusi Gangdruk" führte diese in den folgenden Jahren einen weitverzweigten Guerillakampf gegen die Volksbefreiungsarmee und nachrückende chinesische Siedler.
Chusi Gangdruk
Thupten Jigme Norbu und Gyalo Thöndup, die beiden älteren Brüdern des Dalai Lama stellten Kontakte zur CIA her, die den Untergrundkampf ab 1960 und bis Anfang der 1970er mit jährlich 1,7 Millionen US-Dollar aus einem eigens aufgelegten Sonderprogramm zur Finanzierung exiltibetischer Operationen gegen China förderte. Der Dalai Lama erhielt aus dem gleichen Fonds 186.000 US-Dollar pro Jahr zu persönlicher Verfügung. Nachdem er den Erhalt dieser Gelder und die Verbindung zur CIA jahrzehntelang abgestritten hatte, musste er Ende der 1990er zugeben, gelogen zu haben.
Fest steht, dass ab 1958 eine Gruppe von 400 „Chusi Gangdruk"-Kämpfern in Camp Hale, einem Trainingszentrum der CIA in den Rocky Mountains, in Guerilla-Kriegführung, sprich: im Durchführen gezielter Kommandoattacken, ausgebildet wurde. Geplant war die Ausbildung von weiteren 3.500 Kämpfern in Camp Hale, es blieb aber bei der ersten Gruppe; das Training weiterer Einheiten wurde vor Ort durchgeführt. Als Operationsbasis wählte man das ehemalige Königreich Lo (Upper Mustang), eine auf dem tibetischen Hochplateau gelegene, politisch jedoch dem Staatsgebiet Nepal zugehörige Bergregion im Nordwesten des Landes. Innerhalb kurzer Zeit wurde dort eine mehrere tausend Mann starke Truppe zusammengestellt, der es gelang, wie der Dalai Lama vermeldet, „den Chinesen mehrere Male erheblichen Schaden zuzufügen". Auf Veranlassung der USA hatte Nepal das gesamte Gebiet von Upper Mustang - eine Fläche von rund 2.000 Quadratkilometern - zur militärischen Sperrzone erklärt: ungestört konnten von hier aus die Operationen der tibetischen Guerilla geplant und durchgeführt werden. Die Bewaffnung der Kämpfer stammte teils aus US-Beständen, teils hatte man modernes Gerät in Indien dazugekauft; ein nicht unwesentlicher Teil stammte aus Überfällen auf chinesische Garnisonen beziehungsweise auf ein tibetisches Militärdepot in Shigatse.
Die tibetischen Untergrundeinheiten - darüber lässt der Dalai Lama freilich nichts verlauten - hatten bei ihren „hit-and-run"-Aktionen oftmals hohe Verluste zu verzeichnen. Ganz im Gegenteil, voll Stolz lässt er seine Hofberichterstatter Hicks und Chogyam schreiben: „Die Schlachten waren grauenhaft, aber trotz enormer chinesischer Überlegenheit in Anzahl und Ausrüstung verursachte Chusi Gangdruk furchtbare Schäden; es war keineswegs unüblich, dass für jeden getöteten Tibeter fünf bis zehn Chinesen getötet wurden, und manchmal war das Verhältnis sogar noch dramatischer. Die Freiheitskämpfer benutzten alles, was sie in die Hände bekamen, von erbeuteter chinesischer Artillerie und Maschinengewehren hin zu Schwertern, und ihre völlige Furchtlosigkeit versetzte die Chinesen in Angst und Schrecken." Das Hauptquartier der Untergrundkämpfer in Upper Mustang bestand bis Anfang der 1970er Jahre.
Im Herbst 1958 griffen Einheiten der „Chusi Gangdruk" eine größere Garnison der Volksbefreiungsarmee an, die in Tsethang, nur wenige Kilometer von Lhasa entfernt, stationiert war: sie töteten mehr als 3.000 chinesische Soldaten und gelangten in den Besitz großer Mengen an Waffen und sonstigem Kriegsmaterial. In der Folge wuchs die Untergrundarmee innerhalb weniger Wochen auf mehr als 12.000 Kämpfer an. Kopf der Guerilla war Gyalo Thöndup, der Bruder des Dalai Lama.
Im März 1959 versammelten sich in Lhasa an die 30.000 Menschen vor dem Sommerpalast des Dalai Lama, darunter die komplette Mönchskoterie der Großklöster Drepung, Sera und Ganden. Von den Anführern der Menge wurde eine Resolution verabschiedet, die das Siebzehn-Punkte-Abkommen für ungültig und im übrigen die chinesische Oberhoheit für beendet erklärte. Noch bevor die Truppen der Volksbefreiungsarmee eingriffen, machte sich der Dalai Lama, geplant und organisiert von der CIA, mit drei Dutzend seiner engsten Mitarbeiter und mehreren Familienmitgliedern aus dem Staub. Begleitet von rund dreihundertfünfzig Soldaten der tibetischen Armee und fünfzig teils CIA-trainierten Guerillakämpfern begab er sich in die Klosterfestung Lhüntse Dzong unweit der indischen Grenze.
In einer eigenen Kundgebung erklärte auch er das Siebzehn-Punkte-Abkommen für ungültig. Eine Delegation indischer Regierungsbeamter nahm ihn an der Grenze in Empfang und begleitete ihn samt seinem Tross nach Bomdila. Von dort aus reiste er per Eisenbahn in das rund zweieinhalbtausend Kilometer westlich gelegene Mussoorie, wo er die folgenden Monate verbrachte. Tausende Tibeter verließen während dieser Zeit das Land und sammelten sich um ihn. Anfang 1960 wurde ihm von der indischen Regierung das ehemalige britische Sommerresort McLeodGanj nahe der Provinzhauptstadt Dharamsala im Bundesstaat Himachal Pradesh als Asyl zugewiesen.
Exil in Dharamsala
Am 30. April 1960 kam der Dalai Lama zusammen mit etwa achtzig Mitarbeitern in McLeodGanj an. Er bezog die ehemalige Residenz des britischen Standortkommandanten, die man eigens für ihn renoviert hatte. Innerhalb kürzester Zeit wurden bestehende Anlagen hergerichtet und zahlreiche Neubauten erstellt, so dass Ende des Jahres die gesamte Führungselite des Dalai Lama in McLeodGanj untergebracht werden konnte. Finanziert wurde der Aufbau des „Exil-Regierungssitzes Seiner Heiligkeit" über großzügige Zuwendungen des indischen Staates sowie internationale Spendenaufkommen in Millionenhöhe.
Hinzu kam, dass es sich bei den Exilanten, die sich um den Dalai Lama einfanden, durchwegs um Angehörige der tibetischen Oberschicht handelte: Feudalherren, Beamte und hochrangige Lamas. Vor ihrer Flucht hatten sie alles Verfügbare an Gold, Silber, Edelsteinen und sonstigen Wertgegenständen zusammengerafft und mitgenommen, so dass sie auch im Exil unter keinem Mangel litten. Die vielkolportierten Behauptungen des Dalai Lama, die meisten seiner Regierungsbeamten hätten unter erbärmlichen Bedingungen leben müssen, waren nichts als Mythos zur Ankurbelung des Spendenaufkommens.
Auch er selbst verfügte über nicht unerhebliche Mittel, die aus Tibet herausgeschafft worden waren. Die fünfzig bis sechzig mit Goldstaub und Silberbarren gefüllten Kisten aus den Schatzkammern des Potala, die anläßlich seiner ersten Flucht Anfang 1951 an die indische Grenze geschafft worden waren, hatte man nie nach Lhasa zurückgebracht sondern voraussehend in Sikkim deponiert. Das Edelmetall wurde nunmehr auf dem Devisenmarkt in Kalkutta verkauft, wo es den für die damalige Zeit (und insbesondere für die Verhältnisse in einem Drittweltland) ungeheueren Ertrag von rund acht Millionen US Dollar - nach heutiger Kaufkraft etwa 55 Millionen US-Dollar - erzielte. Der größte Teil des Geldes wurde von der exiltibetischen Regierung in dilettantisch aufgezogenen Projekten vergeudet.
In Tibet ging der Terror der „Chusi Gangdruk" unvermindert weiter. Erst zehn Jahre später, als die USA in der Ära Nixon/Kissinger ihr Handelsinteresse an China entdeckten, wurde die Unterstützung des tibetischen Untergrundkampfes durch die CIA eingestellt. Zugleich übte China massiven Druck auf Nepal aus, die verbliebenen Guerillas in Upper Mustang - viele waren schon vorher abgesprungen oder hatten sich in gegenseitigen Kämpfen, vor allem um die Verteilung der ausländischen Unterstützungsgelder, aufgerieben - umgehend zu entsorgen. Die nepalische Regierung ließ 10.000 Mann aufmarschieren, es stand ein Blutbad zu befürchten. Um eine weitere Eskalation zu verhindern, forderte der Dalai Lama die Widerstandskämpfer in einer 20-minütigen Tonbandansprache auf, ihre Waffen niederzulegen. Ohne Unterstützung durch die CIA, so konnte auch er sich ausrechnen, hätten sie keine Chance gehabt. Widerwillig zogen die Kämpfer aus Upper Mustang ab, die meisten nach Dharamsala beziehungsweise in eine der mittlerweile in Nepal oder in anderen indischen Bundesstaaten errichteten tibetischen Exilkommunen. Kleinere Gruppen, die nicht aufzugeben bereit waren, wurden mit Gewalt entwaffnet und in Internierungslager verbracht. Es gab, auch auf Seiten der nepalischen Armee, zahlreiche Verletzte und Tote. Nicht wenige Widerstandskämpfer nahmen sich selbst das Leben. Der Dalai Lama hingegen konnte sich als Friedensstifter feiern lassen. Dass er dem bewaffneten Widerstand der „Chusi Gangdruk" fast fünfzehn Jahre lang höchst wohlwollend zugesehen hatte - in offenem Widerspruch zu seiner ständigen Gewaltlosigkeitsrhetorik -, war schnell vergessen. Passagen aus seiner Autobiographie von 1964, in denen er den tibetischen Guerillakampf ausdrücklich gutgeheißen hatte, wurden in deren Neufassung von 1990 - inzwischen war er Friedensnobelpreisträger geworden -ersatzlos entfernt.
Friedensnobelpreis
Es hätte sich nicht gut gemacht im Portfolio eines Laureaten, der sich nach Auffassung des Nobelkomitees „beim Kampf zur Befreiung Tibets konsequent der Anwendung von Gewalt widersetzt" habe, wenn dort von seiner Unterstützung des „Chusi Gangdruk"-Terrors zu erfahren gewesen wäre. Eine wesentliche Rolle in der propagandistischen Vorarbeit für die Preisverleihung an den Dalai Lama hatte die seinerzeitige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Petra Kelly, gespielt. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Bundeswehrgeneral a.D. Gerd Bastian, hatte sie unermüdlich und mit streckenweise ans Pathologische grenzendem Fanatismus Öffentlichkeit für die „Sache Tibets" herzustellen versucht. Im April 1989 lud sie Politiker aus dem In- und Ausland zu einer überparteilichen Tibet-Anhörung nach Bonn, bei der tibetische Exilpolitiker sowie Vertreter von amnesty international und Asia Watch über die aktuelle Lage auf dem „Dach der Welt" informieren sollten. Diese sei, wie es in einem von über vierhundert Prominenten aus aller Welt unterzeichneten Aufruf Kellys hieß, „im 40. Jahr der völkerrechtswidrigen Besetzung durch China unverändert bedrückend". Kurze Zeit später, nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, war es dann soweit: Der Dalai Lama erhielt den Nobelpreis. Ausschlaggebend für seine Wahl waren weniger seine friedensstiftenden Verdienste - welche auch? -, als vielmehr die Absicht des norwegischen Nobelkomitees, mit der Zuerkennung des Preises gerade an ihn der Unterdrückungspolitik Beijings eine demonstrative Absage zu erteilen. Der Dalai Lama bot sich hierzu aufs Vorzüglichste an: mit der Verleihung des Nobelpreises an ihn war der moralischen Pflicht, sich gegen die Barbarei der chinesischen Betonköpfe um Li-Peng auszusprechen, umfänglich Genüge getan; die wirtschaftlichen Beziehungen zu Beijing konnten in der Folge umso ungehinderter weiter gepflogen werden.
Das Preisgeld in Höhe von umgerechnet 1,1 Millionen Euro kam durchaus gelegen, auch die Preisgelder, die der Dalai Lama in den Folgejahren bei unzähligen Ehrungen rund um den Globus einsackte - Magsaysay-Award, Distinguished Peace Leadership Award, Leopold-Lucas-Preis, Congressional Gold Medal etc.pp -, summierten sich letztlich zu Millionenbeträgen. Zu diesen trug - wenngleich mit 25.000 Euro eher peanuts - auch der „Hessische Friedenspreis" bei, den Roland Koch seinem tibetischen Freund im Jahre 2005 überreichte (für welches Verdienst ist nicht bekannt). Auch aus anderen Töpfen fließen dem Dalai Lama und seiner „Exilregierung" seit je Gelder in Millionenhöhe zu: mithin steht er auf der payroll des US-Investmentbrokers und selbsternannten Philanthropen George Soros, der erfolgreich auch die Solidarność oder die Charta 77 finanziert hatte. Und nicht zuletzt fließen Ströme an Spendengeldern aus zahllosen Initiativgruppen, Vereinen und Fördergesellschaften nach Dharamsala.
National Endowment for Democracy
Nach dem Ausstieg der CIA aus der Förderung des Dalai Lama übernahm ab Mitte der 1980er eine andere US-Organisation die Finanzierung dessen antichinesischer Aktivitäten: das sogenannte „National Endowment for Democracy" (NED).
Begründet 1983 unter Ronald Reagan als „halbstaatlicher Arm der US-Außenpolitik", soll das NED, so die offizielle Lesart, der Regierung bzw. dem State Department die indirekte Weitergabe von Mitteln aus dem US-Haushaltsbuget an Nicht-US-Organisationen ermöglichen. Tatsächlich wurde das NED auf Veranlassung des seinerzeitigen CIA-Direktors Bill Casey eingerichtet, nachdem die CIA über eine Reihe aufgeflogener Wahlmanipulationen, Anschläge und Terroraktionen in Schräglage geraten war. Vieles von dem, was vor 30 Jahren von der CIA noch im Geheimen erledigt wurde, macht das NED heute ganz offiziell. Das NED bietet sozusagen die zivile Camouflage völkerrechtlich grenzwertiger oder völkerrechtsswidriger Aktivitäten der US-Geheimdienste, es hatte überall da die Finger im Spiel - Nicaragua, Serbien, Georgien, Ukraine, Myanmar, Haiti, Bolivien usw. -, wo es um gezielte Destabilisierung der jeweiligen politischen Verhältnisse im wirtschaftshegemonialen bzw. geostrategischen Interesse der USA ging; es spielte eine entscheidende Rolle in der Iran-Contra-Affäre und nicht zuletzt auch in der Aufstachelung der Studentenproteste auf dem Tiananmen-Platz im Juni 1989. Seit je finanziert das NED auch die antichinesische Propaganda des Dalai Lama, insbesondere das Mitte der 1990er in Dharamsala begründete „Tibetan Centre for Human Rights and Democracy", den militanten „Tibetan Youth Congress" sowie eine Vielzahl weiterer exiltibetischer Einrichtungen und Organe in aller Welt; mithin auch die in Washington DC ansässige „Interational Campaign for Tibet" samt den eingangs erwähnten „Students for a Free Tibet".
Anfang 2008 wurde mit ausdrücklicher Billigung des Dalai Lama in Dharamsala ein exiltibetischer Kampfverband begründet - zusammengesetzt aus Mitgliedern des „Tibetan Youth Congress", der „Students for a free Tibet"; und dreier weiterer NED-finanzierter Organisationen -, dessen Ziel, eigenen Angaben zufolge, darin besteht, „Chinas illegale und brutale Besetzung unseres Landes zu beenden". Dass es dabei auch und in erster Linie um gewaltsame Aktionen gehen sollte, stand von vorneherein fest. Im Internet kursierten unmittelbar nach der offiziellen Gründung des als „Tibetan People's Uprising Movement" ausgerufen Kampfverbandes erste Gerüchte über geplante Sabotageakte, Terroranschläge und Attentate. Die antichinesischen Demonstrationen und Ausschreitungen in Kathmandu, Neu-Delhi, San Francisco, New York, Marseille, Wien oder München waren nur die Vorboten der blutigen Straßenkämpfe und Pogrome, die im März des Jahres in Lhasa und andernorts vom Zaune gebrochen wurden und letztlich mehr als 20 Todesopfer und hunderte teils schwerst Verletzter forderten.
Auch die Lichtmastenbesetzung der „Students for a free Tibet" vor dem Olympiastadion in Beijing gilt nur als Auftakt einer Reihe weiterer geplanter Protest-, Stör- und Sabotageakte während der Spiele. In den einschlägigen Foren wird insofern immer wieder auf die medienwirksame Aktion des tibetischen Mönchs Thubten Ngodup hingewiesen, der sich vor 10 Jahren in New Delhi mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt hatte. Ngodup, der seinen Brandverletzungen erlag, ist Mitglied des „Tibetan Youth Congress" gewesen.
Für weitere Informationen:
Die Neuauflage des Buches „Dalai Lama - Fall eines Gottkönigs" von Colin Goldner ist soeben erschienen; sie ist überall im Handel erhältlich sowie bei denkladen.de