KÖLN. (hpd) Philosophie zu Tisch: Wer an die Einheit von Körper und Geist glaubt, ernährt sich gesünder. Das legt eine Reihe von Studien von Wissenschaftlern der Universität Köln nahe. Eine Bedeutung könnten die Ergebnisse für Maßnahmen im Gesundheitsbereich haben.
Ich denke, also esse ich… ja, was eigentlich? Führt die Überzeugung, dass Körper und Geist voneinander getrennte Dinge sind, zu veränderten Ernährungsgewohnheiten und ist das Gesundheitsbewusstsein möglicherweise davon abhängig, ob man den eigenen Körper nur als Hülle ansieht oder ob man denkt, dass Geist und Körper auf denselben materiellen Substanzen beruhen? Und wenn ja, welche Schlüsse lassen sich aus Erkenntnissen daraus ziehen? Immerhin zeigten andere Forschungen, dass Menschen von Natur aus zum dualistischen Denken neigen.
Psychologen von der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln wollten das herausfinden und hatten dazu unter anderem die Wahl der Speisen von 53 Probanden in der hiesigen Mensa ausgewertet.
Bevor die Untersuchungsteilnehmer ihre Auswahl trafen, wurde ihnen ein nach dem Zufallsprinzip ein Text zum Lesen gegeben, der entweder vom Physikalismus, einer Variante des Monismus, oder vom Dualismus handelte.
Denn bereits das Lesen solch eines Textes, so der Wissenschaftler Matthias Forstmann, wirke sich auf das Denken aus. Bei Studien habe sich gezeigt, dass bereits „das Lesen eines entsprechenden Textes in der Tat zu einer entsprechenden Veränderung der eigenen Annahmen über den Zusammenhang zwischen Körper und Geist führt.“
Die Speisen wurde von Assistenten des Experiments, die kein Wissen darüber besaßen, welchen Text die jeweilige Versuchsperson gelesen hatte, wie auch den Versuchsteilnehmern selbst hinsichtlich ihrer „Gesundheit“ bewertet. Dabei zeigte sich, dass diejenigen Versuchsteilnehmer, die zuvor einen über die Trennung von Körper und Geist gelesen hatten, mit größerer Wahrscheinlichkeit ungesündere Speisen auswählten als Probanden, die zuvor einen Text über die Einheit von Körper und Geist gelesen hatten.
In einer der durchgeführten Studien hatten Versuchsteilnehmer zusätzlich die Wahl zwischen verschiedenen Kochbüchern als Belohnung für ihre Teilnahme. Die Hälfte der Kochbücher stellte die Zubereitung ungesunder Speisen wie Barbecue oder Desserts dar, die andere Hälfte stellte gesündere Speisen vor, wie vegetarische Mahlzeiten. Die „Dualisten“ wählten häufiger ein ungesundes Kochbuch als die „Physikalisten“. Die gesamten Ergebnisse der Studie sollen demnächst im Fachblatt Psychological Science veröffentlicht werden.
Die Forschungsergebnisse könnten Auswirkungen auf den Gesundheitsbereich haben, meinen die an der Untersuchung mit insgesamt 220 Teilnehmern beteiligten Wissenschaftler Matthias Forstmann und Pascal Burgmer. So könne man beispielsweise Maßnahmen entwickeln, welche an den fundamentalen Überzeugungen zum Zusammenhang zwischen Körper und Geist ansetzen. Forstmann: „Eine Verstärkung der Ansicht, dass der Geist aus dem Körper hervorgeht, sollte bei Risiko-Patienten dazu führen, dass diese eine positivere Einstellung gegenüber gesundheitsförderlichem Verhalten entwickeln und solches Verhalten dann auch mit einer größeren Wahrscheinlichkeit umsetzen.“
Dass der persönliche Glaube jedenfalls tatsächlich dramatische Konsequenzen für die Ernährung und körperliche Gesundheit haben kann, zeigte jüngst noch einmal das Schicksal einer Anhängerin der sogenannten „Lichtnahrung“. Wie der in Zürich erscheinende Tages-Anzeiger vorgestern berichtete führte eine radikale Fastenkur zu ihrem Tod. Inspiriert dazu wurde die Schweizerin von dem Film „Am Anfang war das Licht“, heißt es.
Arik Platzek