Luther – Hitlers Idol

Der Jugendliche Hitler war möglicherweise noch kein ausgeprägter Antisemit…

Den jüdischen Hausarzt seiner leiblichen Mutter, Dr. Eduard Bloch, schonte er noch 1938, trotz der bereits forcierten Verfolgung österreichischer Juden durch die Gestapo. Bloch vermerkte später in seinen Memoiren, der junge Hitler habe "damals noch nicht begonnen, die Juden zu hassen“. Es wird gemeinhin von vielen Historikern angenommen, dass sich sein Hass auf die Juden nicht bereits in seiner Wiener Zeit ausprägte, sondern erst im Verlauf des I. Weltkrieges und der Nachkriegszeit – insbesondere während der Zeit der sogenannten Räterepublik. (14) In diese Phase fällt vermutlich auch das Studium von Schriften Martin Luthers - durch Hitler. Was ihn das eine ums andere Mal dazu veranlasste, seine Sympathie für den Protestantismus zu bekunden. Über die Juden sagte der große Reformator unter anderem den folgenden (mittlerweile berühmten) Satz:

„Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Wenn ich könnte, wo würde ich ihn [den Juden] niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren. Jawohl, sie halten uns [Christen] in unserem eigenen Land gefangen, sie lassen uns arbeiten in Nasenschweiß, Geld und Gut gewinnen, sitzen sie dieweil hinter dem Ofen, faulenzen, pompen und braten Birnen, fressen, sauffen, leben sanft und wohl von unserm erarbeiteten Gut, haben uns und unsere Güter gefangen durch ihren verfluchten Wucher, spotten dazu und speien uns an, das wir arbeiten und sie faule Juncker lassen sein … sind also unsere Herren, wir ihre Knechte.“ (Luther über die Juden, 1543)

Luther weiter: „Erstlich, das man jre Synagoga oder Schule mit feur anstecke und, was nicht verbrennen will, mit erden überheufe und beschütte, das kein Mensch ein stein oder schlacke davon sehe ewiglich Und solches sol man thun, unserm Herrn und der Christenheit zu ehren damit Gott sehe, das wir Christen seien. – Zum anderen, das man auch jre Heuser des gleichen zerbreche und zerstöre, Denn sie treiben eben dasselbige drinnen, das sie in jren Schülen treiben Dafur mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall thun, wie die Zigeuner, auff das sie wissen, sie seien nicht Herren in unserem Lande. – Zum dritten, das man jnen nehme all jre Betbüchlein und Thalmudisten, darin solche Abgötterey, lügen, fluch und lesterung geleret wird. – Zum vierten, das man jren Rabinen bey leib und leben verbiete, hinfurt zu leren. – Zum fünften, das man die Jüden das Geleid und Straße gantz und gar auffhebe. – Zum sechsten, das man jnen den Wucher verbiete und neme jnen alle barschafft und kleinot an Silber und Gold, und lege es beiseit zu verwaren. – Zum siebenden, das man den jungen, starcken Jüden und Jüdin in die Hand gebe flegel, axt, karst, spaten, rocken, spindel und lasse sie jr brot verdienen im schweis der nasen.“ (aus Luthers 7 Punkte Plan zum Umgang mit den Juden. (15)

Hitlers logische Schlussfolgerung daraus: „Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach der die Dämmerung; sah er den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen, Nur leider zu spät, und auch dann noch nicht da, wo er mit am schädlichsten wirkt: im Christentum, Ach, hätte er ihn da gesehen, in der Jugend gesehen! Nicht den Katholizismus hätte er angegriffen, sondern den Juden dahinter! Statt die Kirche in Bausch und Bogen zu verwerfen, hätte er seine ganze leidenschaftliche Wucht auf die wahren 'Dunkelmänner' fallen lassen. Statt das Alte Testament zu verklären, hätte er es als die Rüstkammer des Antichristen gebrandmarkt. Und der Jude, der Jude wäre in seiner scheußlichen Nacktheit dagestanden, zur ewigen Warnung. Aus der Kirche hätte er herausmüssen, aus der Gesellschaft, aus den Hallen der Fürsten, aus den Burgen der Ritter, aus den Häusern der Bürgen Denn Luther hatte die Kraft und den Mut und den hinreißenden Willen, nie wäre es zur Kirchenspaltung gekommen, nie zu dem Krieg, der nach Wunsch der Hebräer dreißig Jahre lang arisches Blut in Strömen vergoß.“ (16)

Es folgten die Reichskristallnacht, die konsequente Verunglimpfung und Entmenschlichung deutscher Juden, deren Inhaftierung und die millionenfache Vernichtung europäischer Juden während des II. Weltkrieges.

Weniger bekannt ist bis dato die Haltung insbesondere der evangelischen bzw. protestantischen Kirche. Nicht nur, dass viele Landesbischöfe wie z.B. Martin Sasse die Maßnahmen gegen Juden und sonstige „minderwertige Bevölkerungsteile“ als  „gottgesegnet“ begrüßten – lieferten nicht wenige Landeskirchen bereits zum evangelischen Glauben konvertierte ehemalige Juden ans Messer, indem sie diese aus der Kirche ausschlossen. Im Gegensatz dazu manifestierte sich nach 1945 allmählich das Bild beider Kirchen als Hort des aktiven Widerstandes, während sich gerade evangelische Würdenträger geradezu exzessiv für die Rehabilitierung bzw. Entlassung ehemaliger Nazis aus den Gefangenenlagern der Alliierten einsetzten, und die im christlichen Sinne menschenunwürdige Behandlung der Kriegsverlierer durch die alliierte Siegerjustiz als zutiefst unmenschlich brandmarkten. Nicht wenige NS-Verbrecher gelangten über diesen Weg wiederum in Amt und Würden. Sie wurden erneut Lehrer, Richter, Anwälte, Ärzte, Industrielle, Psychiater oder Politiker. Manch besonders schwieriger Fall fand seinen Platz in der Mitte der gerade neu gegründeten Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands“ (VELKD). Der Verwalter des Holocaust, Adolf Eichmann z.B. gelangte mit katholischer Hilfe nach Argentinien. (17)