Luther – Hitlers Idol

Es passte allgemein gut zum christlichen Selbstverständnis und der Vergebung von Sünde. Und reuige Sünder fanden sich in den Lagern zuhauf. Reuig, jedoch nicht im Sinne der von ihnen begangenen Verbrechen. Immerhin kehrten dadurch viele verlorene Schäflein in den Schoß ihrer Mutter Kirche zurück.

Nicht bekannt ist allenfalls, ob die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes gegen geistig und körperlich Behinderte, Sinti und Roma, die Juden und ein bis dato nie dagewesener Angriffskrieg in gleichem Maße möglich gewesen wären, hätten sich beide Kirchen mehrheitlich und vor allem konsequent gegen Hitler und den Nationalsozialismus gestellt. (Hierzu muss noch angemerkt werden, dass ganz offensichtlich der eigene Selbsterhaltungstrieb und der anhaltende Wille zur weiteren Teilhabe an der weltlichen Macht stärker waren, als die christliche Nächstenliebe.)

Doch zurück zu Martin Luther. Ihn als einzigen geistigen Vordenker einer menschenverachtenden Ideologie zu bezeichnen, die sich schon vor 1933 ihr ideologisches Weltbild und eigene Wahrheiten aus vielerlei Einflüssen zurechtzimmerte, mag strittig sein. Die explizite Deutlichkeit, mit der Luther seine Gedanken zu Papier brachte, sollte jedoch in ihrer Wirkung nicht unterschätzt werden. Unstrittig ist sicherlich, dass er den durch die christlich katholische Theologie ohnehin forcierten Antijudaismus im Mittelalter (18) manifestierte und ganz sicherlich dabei half, diesen weiter zu verbreiten. Dazu Julius Streicher, Herausgeber des „Der Stürmer“, einem der Hauptpropaganda- und Hetzblätter der Nazis, während seiner Vernehmung bei den Nürnberger Prozessen:

„Antisemitische Presseerzeugnisse gab es in Deutschland durch Jahrhunderte. Es wurde bei mir zum Beispiel ein Buch beschlagnahmt von Dr. Martin Luther. Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dieses Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde. In dem Buch »Die Juden und ihre Lügen« schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezücht, man solle ihre Synagogen niederbrennen, man soll sie vernichten...“(19)

Quellen und Anmerkungen:

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenkampf#Haltung_der_NSDAP_zu_den_Kirchen
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinien
(3) 1526, Luther während seiner Predigtreihe zum Buch Exodus
(4) http://books.google.de/books?id=EHc1uI4ul7kC&pg=PA58&lpg=PA58&dq=WA+Tisc...
(5) http://starke-meinungen.de/blog/2012/03/13/freiheiten-die-ich-meine/
(6) http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_H%C3%A4ckel
(7) http://hup.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2008/9/chapter/HamburgUP_Sc...
(8) http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Himmler#Beitrag_zur_NS-Germanenide...
(9) Adolf Hitler, Mein Kampf, München 1933, 70. Auflage, S. 628 ff.
(10) http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Christen
(11) Ernst Klee „Die SA Jesu Christi“ – Die Kirchen im Banne Hitlers, Original Taschenbuchausgabe von 1989, Seite 23
(12) http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Sievers
(13) Karlheinz Deschner „Abermals krähte der Hahn“, 6. Auflage, Taschenbuchausgabe Juli 1996, Seite 623
(14) http://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/ralf-georg-reuth-historikers...
(15) http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther#Luther_und_die_Juden
(16) Dietrich Eckart, Ein Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir“, Hoheneichen-Verlag 1925, S. 23. Das Gespräch muss 1922/23 stattgefunden haben, da Dietrich Eckart schon 1923 starb. Eckart war ein befreundeter Journalist Hitlers
(17) http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Eichmann#Kriegsgefangenschaft.2C_Unte...
(18) http://de.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_im_Mittelalter
(19) http://docusec.de/text/0903.htm

Weitere Literatur:

o Ernst Klee: Die SA Jesu Christi – Die Kirche im Banne Hitlers
o Ernst Klee: Euthanasie im Dritten Reich – Die Vernichtung lebensunwerten Lebens, vollständig überarbeitete Neuausgabe von 2010
o Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe – Wie die Kirchen den Nazis halfen, 06. Auflage, März 2011
o Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn – Eine kritische Kirchengeschichte, 6. Auflage, Juli 1996
o Reinhold Schlotz: Der zensierte Luther, http://hpd.de/node/12276, 09.11.2011
o Alan Posener: Freiheit(en), die ich meine, www.starke-meinungen.de, 13.03.2012
 

* Anm. des Schreibers: Dieser Text wurde (in leicht veränderter Form) für eine Ausgabe des WO! DAS Wormser Stadtmagazin geschrieben, die voraussichtlich im Juli 2012 erscheinen wird. Das WO! hat eine Auflage von mind. 12.000 Stück, erscheint monatlich und liegt in mehr als 300 öffentlichen Einrichtungen und Geschäften - in und um Worms - aus. Worms a. Rhein gilt als eine der Lutherstädte überhaupt. In Worms musste sich der Reformator 1521 vor dem Reichstag verantworten. Hier soll er unter anderem den berühmten Spruch „Hier stehe ich und kann nicht anders! Gott helfe mir, Amen!“ gesagt haben. Was historisch jedoch nicht verifizierbar ist. Nichtsdestotrotz ziert dieser Satz bis dato den Sockel des großen Lutherdenkmals in Worms. Zur Lutherdekade wurden in der Stadt mehrere Bücher zum Thema Luther veröffentlicht. Jedoch ohne die negativen Aspekte des Reformators näher zu beleuchten. Außerdem finden in der Stadt unzählige öffentliche Veranstaltungen zum Thema Luther statt. Mehr Infos hier.

 

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