Abwendung von Kirche und Religion

ARNSDORF. (hpd/fowid) Nicht nur in der beständig sinkenden Zahl der formellen Kirchenmitglieder zeigt sich der Rückgang der Bedeutung des Christentums in Deutschland, auch die Selbsteinschätzung der eigenen Religiosität, die sinkende Kirchganghäufigkeit und die Seltenheit des Tischgebets verdeutlichen die Selbst-Säkularisierung der Menschen.

In den letzten Jahrzehnten vollzog sich beständig eine Abwendung der Bevölkerung von der Kirche. Inzwischen gehören nur noch jeweils knapp 30 Prozent der Bevölkerung einer der beiden großen christlichen Kirchen an, zusammen sind nur noch 58 Prozent der Bevölkerung formelle evangelische und katholische Kirchenmitglieder.

Diese Verringerung kommt auch in der Selbsteinschätzung der Menschen zu ihrer Religiosität zum Ausdruck. Wobei es bei dieser Aussage kaum darum geht, irgendeiner Kirche formell anzugehören. Ansonsten wäre es kaum erklärbar, dass sich auch 13 % der Konfessionslosen als religiös bezeichnen. Auch das verdeutlicht, dass die Nennung der Zahl der formellen Kirchenmitglieder an der Realität des Glaubens vorbei geht.

Insgesamt bezeichnen sich nur noch 43 Prozent der Deutschen als religiös, In den westlichen Bundesländern sind es 47 Prozent, in Ostdeutschland sind es nur 25 Prozent.

Bei der altersmäßigen Verteilung wird deutlich, dass sich die christliche Sozialisation verringert. Je älter die Menschen sind, umso religiöser sind sie. Dennoch bezeichnen sich auch in der Altersgruppe der über 60-Jährigen nur die reichliche Hälfte als religiös, bei den Jungen ist es nur ein knappes Drittel.

Kirchganghäufigkeit

Bei der Umfrage durch das Allensbacher Institut im September 2012 wurde ein weiteres Indiz für die Religiosität der Bevölkerung untersucht – die Kirchganghäufigkeit. Dabei kam man zu dem Ergebnis, dass nur ein reichliches Drittel der Menschen überhaupt noch zur Kirche gehen. Die ermittelten 36 Prozent setzen sich aus „gehe jeden Sonntag”, „fast jeden Sonntag” und „gehe ab und zu” in die Kirche zusammen. Die große Mehrheit tut dies nicht (mehr). In Ostdeutschland gehen vier Fünftel selten oder nie in die Kirche. Dies ist sicher historisch bedingt, jedoch haben daran auch mehr als zwanzig Jahre Möglichkeit der freien Religionsausübung nichts geändert.

Tischgebet

Und noch ein weiterer Anhaltspunkt wurde in der Umfrage berücksichtigt – die Familientradition des Tischgebetes. Früher war dies in den meisten Familien üblich. Nach den Umfrageergebnissen kannten dies 1965 noch ca. zwei Drittel der Bevölkerung (Westdeutschland) aus ihrer Kindheit. Von denen praktizierten dies nur noch etwa ein Drittel im Jahr 1965. Heute sind es nur noch 9 Prozent von den 43 Prozent, die es aus ihrer Kindheit kennen. Während 1965 nur ein reichliches Drittel der westdeutschen Bevölkerung angab, keine Tischgebete zu den Mahlzeiten zu sprechen, sind es heute knapp zwei Drittel.

Elke Schäfer

Alle Tabellen und Grafiken im Datenblatt bei fowid.de.