In diesem Jahr ist die Initiative „Religionsfrei im Revier“ von einem Aufführungsverbot bedroht: Sie werden auch einen Filmabend starten und führen „Das Leben des Brian“ auf. Sollte die Veranstaltung in Bochum mit Zwangsgeld belegt werden oder gar aufgelöst werden, so existiert in NRW eine Möglichkeit, als Betroffene gegen das Feiertagsgesetz zu klagen.“
Ponitka wünschte „Gute Unterhaltung, obwohl - oder gerade weil - sie verboten ist!“ und schloss mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche: „Einen Glauben annehmen, bloß weil er Sitte ist – das heißt doch: unredlich sein, feige sein, faul sein! Und so wären Unredlichkeit, Feigheit und Faulheit die Voraussetzungen der Sittlichkeit?“
Ent-taufung
Vor den Filmen wurde wieder die seit 2008 gerne angenommene Möglichkeit zur Ent-taufung angeboten. Dazu Petra Daheim: „Zum Missfallen vieler Ausgetretener wird von Kirchenseite allerdings gemunkelt, die Taufe sei mit einem Kirchenaustritt nicht zu revidieren. Bei der evangelischen Kirche klingt das so: ‚Die Taufe begründet sowohl die bleibende Ansprechbarkeit der Ausgetretenen auf den Glauben hin als auch sein bleibendes Kindesrecht im Zugang zu Gott. Eine Annullierung der Taufe ist deshalb nicht möglich.‘
Die katholische Kirche ist sich in Sachen Kirchenaustritt nicht ganz einig. Einerseits heißt es: ‚Der Kirchenaustritt nimmt die Heilige Taufe in keiner Weise zurück. Denn in der Heiligen Taufe wird der Seele des Getauften ein unauslöschliches Merkmal aufgeprägt oder eingeprägt, dass nicht gelöscht werden kann.‘
Andererseits meinte die Deutsche Bischofskonferenz 2006: ‚Durch die Erklärung des Austritts aus der katholischen Kirche vor der staatlichen Behörde wird mit öffentlicher Wirkung die Trennung von der Kirche vollzogen. Der Kirchenaustritt ist der öffentlich erklärte und amtlich bekundete Abfall von der Kirche und erfüllt den Tatbestand des Schismas.‘
Wir haben uns gedacht: Wir beenden das Verwirrspiel und machen ganz einfach alles weg. Mit einer Ent-taufung.
Und es funktioniert! Hier ein paar Statements zufrieden Ent-taufter:
Sabine 31 Jahre: ‚Danke, dass ihr mich ent-tauft habt. Ich habe meine Ent-taufungsurkunde dem Pfarrer geschickt und von jetzt auf gleich hörten die lästigen Fürbitten vor meiner Haustüre auf.‘
Volker 45 Jahre: ‚Es ist unvorstellbar, seit meiner Ent-taufung gelingt mir nahezu alles, sogar rückwärts einparken.‘ Wahre Erfolgsgeschichten also …“
Der Kölner Stadt-Anzeiger schickte ein Aufnahme-Team, um die Zeremonie zu filmen; der Clip findet sich hier.
„Agora“ und „Das weiße Band“
Nach dem Rahmenprogramm wurde um 19:00 Uhr der semidokumentarische Film „Agora – die Säulen des Himmels“ gezeigt. Er veranschaulicht, wie das aufstrebende Christentum im 4. Jahrhundert die bestehende antike Hochkultur zerstörte. Wer mehr dazu wissen will, dem sei Rolf Bergmeiers Buch „Schatten über Europa – Der Untergang der antiken Kultur“ empfohlen.
Um 21:30 Uhr folgte der Film „Das weiße Band“. Dieser wirft einen kritischen Blick auf den im Norddeutschland vor dem ersten Weltkrieg vorherrschenden sittenstrengen Protestantismus, der durch die ihm innewohnende Unterdrückung, Verachtung und Misshandlung den Übergang vom Wilhelminismus zum Nationalsozialismus begünstigte.
Fazit
Es war eine gut besuchte Veranstaltung mit angemessener Filmauswahl, in Gesprächen äußerten die Gäste ihre Betroffenheit über die ausgewählten Themen. Noch in derselben Nacht erreichten den IBKA weitere Mitgliedsanträge; auch zwei kritische Mails trudelten ein.
Markus Liese schreibt unter dem Betreff ‚Feiertagsgesetz ändern‘:
„Guten Tag Herr Ponitka
Ich möchte Ihnen sagen dass ich es lächerlich finde das sich der IBKA und Sie sich über einen von 51 Freitagen im Jahr aufregen wegen eines gesetzlichen Tanzverbotes.
Das Lustige finde ich bei Ihnen und Ihren Aktivisten das sie dennoch sich über freie Tage sowie über Wochenenden wo sich nicht arbeiten brauchen freuen. Trotzdem sprechen Sie sich für eine Änderung des Feiertagsgesetzes aus sollte die von Ihnen gewüschte Änderung eintreten ist das erst der Anfang von einer 7 Tage Arbeitswoche da es dann auch nicht mehr lange dauert bis das Wochenende abgeschafft wird und die Arbeitnehmer JEDEN TAG mit Ausnahme der 30 Urlaubstage arbeiten dürfen.
Gut, der Vorteil wäre das sich die Regierung keine Gedanken mehr um das Renteneintrittsalter machen muss da man es höchstens noch erreicht würde man es auf 40 Jahre heruntersetzen. Ich hoffe das dann IHR Verein in allen Zeitungen als Hauptverantwortlicher genannt wird und das man ihnen und dem Verein endlich die VERACHTUNG entgegenbringt die sie seit der Gründung verdienen.“
Ein weiterer – anonymer Schreiber – teilt zur Ent-taufung mit: „Ihre lange, spitze Nase zeigt mir, dass der Teufel von Ihrem Geist Besitz ergriffen hat. Weiche Satan weiche von dieser Frau. Führe sie wieder auf den rechten Weg. Ich bete für Sie. Gruß, Norbert“
Zumindest dem zweiten Absender kann man guten Gewissens mit Sigmund Freud antworten: „Ich bin gewiss nicht der erste, dem die Ähnlichkeit der sogenannten Zwangshandlungen Nervöser mit den Verrichtungen aufgefallen ist, durch welche der Gläubige seine Frömmigkeit bezeugt.“ (Aus: „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“.)
Landessprecherin Petra Daheim zog ihr Fazit: „Es bleibt abzuwarten, ob und wann der Gesetzgeber reagiert. Der Druck der Bürger steigt zwar, allerdings ist das Ignoranzpotential der in der Landesregierung vertretenen Parteien bislang beachtlich hoch. Die phlegmatische Haltung wird die Politik jedoch in naher Zukunft aufgeben müssen, da die Gegner des Feiertagsgesetzes in der bestehenden Form sich gerade erst warmgelaufen haben.“
rp