Nach den Präsidentschaftswahlen.
Sarkozy will die palliativen Sorgen zu einer
seiner Prioritäten machen.
Sarkozy verkündete am 22. Mai, dass er die Anzahl der palliativen Einrichtungen verdoppeln und das Gesetz Leonetti neu evaluieren will. Mit 70 Einrichtungen (etwa 800 Betten) belaufen sie sich aktuell nur auf die Hälfte derer in Großbritannien. Das Gesetz Leonetti gewährt ein Recht auf „Sterben lassen" und verpflichtet den Arzt, den Wunsch auf Abbruch der medizinischen Versorgung zu respektieren. Jegliche Form der „Euthanasie" bleibt jedoch verboten. Sarkozy hat während seiner Wahlkampagne die Meinung vertreten, dass es Grenzen für das Leiden des Menschen gibt und damit den Eindruck erweckt, die restriktiven Bedingungen des Gesetzes lockern zu wollen. (Französisch)
Diskussion um die antisemitischen Angriffe auf Sarkozy.
Während des Wahlkampfes wurden aus rechtsradikalen Kreisen - wie auf der Website „Tout sauf Sarkozy" -. antisemitische Vorwürfe gegen Sarkozy lanciert. Anhänger Sarkozys werfen jetzt den Gegnern des Präsidenten - und insbesondere der Linken - vor, ihn nicht gegen diese Angriffe verteidigt zu haben. Letztere behaupten ihrerseits, dass die Sarkozisten diese rechtsradikale Propaganda manipulativ benutzt haben, um ihre Argumente gegen Sarkozy zu untergraben. (Französisch) Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3.
Will Sarkozy das Gesetz von 1905 reformieren?
Wahrend des Wahlkampfes äußerte Sarkozy die Meinung, dass man das Gesetz über die Organisation der Kulte von 1905 überdenken soll, weil einige neu in Frankreich etablierte Religionen finanzielle Probleme haben. Eine Reform des Gesetzes würde die Möglichkeit schaffen, die Kirchen staatlich zu subventionieren. Laizistische Kreise rufen jetzt zum Widerstand auf, um diese Bestrebungen zu verhindern. (Französisch) Quelle 1 und Quelle 2
Bibelschwingende Christin wird Wohnungsbauminister
Die im Parlament durch das Schwingen der Bibel bekannt gewordene fundamentalistisch - christliche Militantin Christine Boutin wurde zur Ministerin für Wohnungsbau und Stadtentwicklung ernannt. Boutin ist zugleich diplomatische Beraterin beim Vatikan, leitendes Mitglied verschiedener Organisation gegen den Schwangerschaftsabbruch und Mitglied der parlamentarischen Gruppe gegen das Adoptionsrecht von Homosexuellen, etc. Überraschend kommt die Ernennung nicht, weil Sarkozy bereits angekündigt hat, das zivile Gleichstellungsgesetz aller unverheirateten Paare (PACS) in christlichem Sinne zu novellieren. (Französisch) Quelle 1 und Quelle 2.
Ernennung von Kouchner droht Algerien zu verstimmen
Wegen seiner Äußerungen gegen die muslimischen Terroristen in Algerien und seine frühere Politik zur Unterstützung Algeriens im Kampf gegen diese Bewegung hat Sarkozy viel Sympathie in Algier. Nun aber ernennt er Bernard Kouchner der PS als Außenminister und die Regierung in Algier erinnert sich sehr gut an dessen forsche Haltung unter Mitterand gegen die antidemokratische Innenpolitik Algeriens. Seine pro-israelischen und interventionistischen Menschenrechtspositionen (wie im Irak) wird er auch als Minister durchsetzen zu versuchen. (Französisch)
Scheinmuslima wird Justizministerin
Die Ernennung von Rachida Dati, Tochter von nordafrikanischen Einwanderern, zur Justizministerin wurde wegen ihrer Herkunft von allen politischen Seiten positiv aufgenommen. Absolventin der „Ecole nationale" für die Magistratur durchlief sie seit 1987 eine bemerkenswerte Karriere in der nationalen Verwaltung und sie war Sprecherin von Sarkozy im Wahlkampf. Dati ist zwar arabischer Herkunft, jedoch keine Muslima. In Gegenteil, sie wurde in einem konservativen katholischen Institut erzogen und muslimische Kreise sind daher nicht sehr erfreut über die Ernennung: Vom Arabischen hat sie nur die Farbe, wird geschrieben. Trotzdem ist die neue Ministerin eine Provokation für Extremrechts. Anne Marie Delcambre, Doctor für islamische Zivilisation und Professor für Arabisch, meint, dass ihre Herkunft «natürlichen Druck» ausübt und sie deshalb wie eine Muslima handeln wird. Frau Delcambre verlangt dann auch, dass Dali öffentlich dem Islam abschwört, ungeachtet der Risiken, die damit verbunden sind. (Französisch)
Erste internationale Zusammenkunft der libertären Freimaurer
Anfang Juni findet in Straßburg auf Initiative des „Grossen Orients" Frankreichs zum ersten Mal seit 20 Jahren eine Zusammenkunft von 150 libertären Logen aus etwa 50 Staaten statt. Thema der Konferenz ist: Europa und die Welt aufbauen und sie hat zum Ziel, die humanistischen Prinzipien zu fixieren, die im Kampf gegen die weltweite Armut helfen können. Viele international bekannte Politiker nehmen an der Tagung teil und sie wird von dem Altpräsidenten Senegals Abou Diouf geleitet. (Französisch)
Sieg der Kreationisten
Die kreationistische Organisation „Raël International" hat im Prozess gegen den neu ernannten Minister für ausländische Angelegenheiten, Bernard Kouchner (PS Politiker und Mitbegründer der Organisation Mediziner ohne Grenzen) und den Direktor von France 2, Recht bekommen. Die durch Kouchner benützten Qualifizierungen für Kreationisten, „gefährliche Schweinehunde" und „traurige Idioten" sind Schimpfworte und dürfen öffentlich nicht benützt werden, auch wenn man über religiöse Gruppen spricht. Die Angeklagten müssen ein Schmerzensgeld von 1500 und eine Strafe von 2000 Euro bezahlen. (Französisch)
International
Ist Beihilfe zum Selbstmord ein Verbrechen?
Kanada - Nach zwei aktuellen Fällen von assistiertem Selbstmord werden die ethischen Probleme um diese Ereignisse in Kanada stark diskutiert. Die bisherigen Gesetze sind eindeutig: Wer zu Selbstmord rät oder dabei hilft, kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Vor 100 Jahren wurde der versuchte Selbstmörder noch bestraft und dies sogar posthum. Heute besteht de facto das Recht auf Selbstmord und werden die Begleiter nur leicht bestraft. Menschen, die selbst nicht in der Lage sind Selbstmord zu begehen, wird aber nicht geholfen. Ein Gesetzentwurf im Parlament erreichte nicht die nötigen Stimmen. Nur in Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und in Oregon besteht eine Art des assistierten medizinischen Selbstmordes. Dies aber nur unter sehr einschränkenden Bedingungen. (Französisch)
Atheist schenkt Kirche Millionen Dollar
USA - Robert Wilson (80), ein sich selbst als Atheist bezeichnender Geschäftsmann, hat der Erzdiözese von New York 22,5 Millionen geschenkt. Sie sollen für ein Bildungsprojekt für arme Kinder benützt werden. Wilson meint, dass es ohne die katholische Kirche keine westliche Zivilisation geben würde. (Niederländisch)
Ohne Soutane keine Messe!
Spanien - Der Bischof von Madrid hat die katholische Gemeinde von Entrevias schließen lassen, weil die Pastoren dort die Messe ohne Soutane lasen. Die drei „roten" Priester, Anhänger der Befreiungstheologie, sind nun arbeitslos. Für Enrique de Castro, einen der Priester, ist die Begründung nur ein Vorwand. In Wirklichkeit akzeptiere die Kirche nicht, dass der Kampf für die Interessen der Ausgegrenzten unser Evangelium ist. Sie stehen auf der Seite der Reichen und der Macht. Nach dem Beschluss entwickelte sich eine breite Solidaritätsbewegung mit den Priestern und sie können sich nicht mehr vor Einladungen zu Diskussionsforen retten. (Englisch)
Die Säkularisierung unterminiere die europäische Zivilisation
Rom - Die Konferenz „Christentum und Säkularisierung. Herausforderung für die Kirche und für Europa" die am 29 Mai in Rom stattfand, hat als wichtigste Schlussfolgerung, dass die Säkularisierung die europäische Zivilisation unterminiert, während die Kirche ein neues Europa, basiert auf seinen eigenen Werte, vorschlägt. Kardinal Tarcisio Bertone, Staatssekretär des Papstes behauptete u.a., dass die Säkularisierung die Wahrheit verhindert und sie durch Ideologie, Skeptizismus oder Nihilismus ersetzt. Er ruft den Christen auf, sich als die Avantgarde eines neuen Europas zu betrachten. Kardinal Cañizares von Toledo betonte die Rolle des Christentums für die Stärkung des Wertes der Würde der individuellen Persönlichkeit in Europa. (Französisch)
Freimaurer gewinnen Prozess
Italien - Vor dem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte hat der "Grosse Orient" Italiens seinen Prozess gegen den italienischen Staat gewonnen. Letzterer hatte verlangt, dass Bewerber für ein öffentliches Amt in der Region Frioul Venedig ihre Zugehörigkeit zu den Logen der Freimaurer offen legen mussten. Das Gericht sah darin eine Diskriminierung, weil die Regel sich nur auf die Freimaurer bezog. (Französisch)
Weltweit mehr Muslime als Katholiken
Kerkent Flandren meldet auf Basis von USA-Untersuchungen, dass es erstmalig mehr Muslime als Katholiken in der Welt gibt. Danach zählt die Welt 1,115 Milliarden Katholiken während es 1,152 Milliarden Sunniten und 170 Millionen Schiiten gibt. Christen insgesamt gibt es 2,15 Milliarden. Der Vatikan zweifelt die Zahlen an, weil es für Muslime keine exakten Statistiken gibt. Nach den Untersuchungen von World Christian Database bilden die Hindus mit 860 Millionen Anhängern die dritte größte religiöse Gruppe. Daneben gibt es 773 Millionen Ungläubige (davon 152 Millionen überzeugte Atheisten), 384 Millionen Taoisten, 379 Millionen Buddhisten und 259 Anhänger von Naturreligionen. (Niederländisch)
Hat Pius XII die antifaschistischen Überlegungen von Pius XI eliminiert?
Italien - Das am 30. Mai erschienene Buch von Emma Fattorini, „Pius XI, Hitler und Mussolini" sorgt für wütende Polemiken in Italien. Im Buch wird auf Basis neuer Archivstudien die Person des Papstes Pius XI so dargestellt, dass er verzweifelt war über die Entwicklung der faschistischen Regime in Europa und zunehmend in der Kurie isoliert war. Insbesondere wird sein Verhältnis zu seinem Nachfolger, Eugenio Pacelli, alias Pius XII beschrieben. Die Autorin veröffentlicht Dokumente, die beweisen, dass Pius XII eine Rede, die Pius XI Anfang 1939 gegen den Faschismus halten wollte, hat verschwinden lassen. Die Gerüchte über die Ermordung von Pius XI bekommen dadurch neues Leben und die geplante Seligsprechung von Pius XII erneut einen bitteren Beigeschmack. Betont werden muss allerdings, dass die Rede Pius XI sich nicht gegen den Faschismus an sich richtete, sondern nur gegen die Bespitzelung und Unterdruckung der Kirche. Trotzdem hatte Pius XI Vorbereitungen getroffen, um in einer möglichen Enzyklika „Humanæ generis unitas" Positionen gegen den Antisemitismus zu beziehen. (Französisch)
Ägyptischer Geschäftsmann entdeckt göttlichen Code im Koran
Ägypten - Ibrahim Karel behauptet im Koran einen geheimen Code entdeckt zu haben, der beweist, dass der Koran ein Werk Gottes ist. Danach ist der Koran mathematisch um die Zahl 19 strukturiert. Insgesamt gibt es 114 Suren während die letzte Sure aus 6 Versen besteht. Teilt man die 114 durch 6 bekommt man 19. (Niederländisch)
Vatikanische Islam-Abteilung kommt zurück
Vatikan - Kardinal Tarcisio Bertone, Sekretär des Vatikans, hat gesagt, dass Papst Benedikt die frühere Islam-Abteilung wieder gründen will. Möglicherweise wird der Erzbischof Michael Fitzgerald, ein Islam Experte und heute päpstlicher Gesandte in Ägypten, die Leitung übernehmen. (Niederländisch)
Rudy Mondelaers