HANNOVER. Die traditionsreiche humanistische Weltanschauungsgemeinschaft für Niedersachsen und Bremen, die über
den gleichen Rechtsstatus wie die Kirchen verfügt und sogar einen Staatsvertrag besitzt, will nun als „Humanistischer Verband Niedersachsen“ ihr Engagement künftig noch intensiver mit ihren Partnerverbänden im Bundesgebiet koordinieren. Ab September 2007, wenn die Änderung wirksam wird, kann das nun auch unter einem bundesweit einheitlichen Namen geschehen.
In Anwesenheit des Bundesvorsitzenden, Dr. Horst Groschopp, wurde am 8. Juli in Hannover aus den Freien Humanisten der „Humanistische Verband Niedersachsen“.
Mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung hat das höchste Beschlussgremium, die Landesversammlung, in einer harmonischen Zusammenkunft einer Änderung des Namens zugestimmt. Groschopp, der die Anwesenden begrüßte und herzlich zu diesem Schritt gratulierte, betonte: „Mit der Umbenennung ist auch eine durchaus als neue Weichenstellung zu bezeichnende Konzeptionsänderung des Verbandes erfolgt. Die Namensänderung ist auch hier symbolisch. Die Erfolgsgeschichte des Humanistischen Verbandes wird nun auch in Niedersachsen und Bremen mit dem Auf- und Ausbau eigener sozialer und bildender Dienste am Menschen 'von der Wiege bis zur Bahre' verbunden, die über die bisherigen traditionellen Angebote der Fest- und Trauerkultur hinausgehen.“
Das wird einige Anlaufzeit benötigen. Mit der Gründung des Humanistischen Sozialwerkes Norddeutschland, dessen Zentrale sich in Hannover befindet, wurde jedoch die Weiche neu gestellt. Kern ist das HAUS HUMANITAS, ein eigenes Studentenwohnheim mit fünfzig Plätzen. Auf die Antwort des Staates, bezogen den Antrag, an den Schulen Niedersachsens "Humanistische Lebenskunde" zu unterrichten, wird noch gewartet.
Entwicklung
Das Ende der Diktatur ermöglicht in vielen Orten bereits 1945 einen Neubeginn der Freireligiösen Gemeinden, nachdem im Dritten Reich die Arbeit im Untergrund weitergeführt worden ist. 1948 schließen sich vorerst elf Gemeinden zur „Freireligiösen Landesgemeinschaft Niedersachsen“ zusammen. 1950 bildet sich auch der „Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands – Freie Religionsgemeinschaft, gegründet 1859“ neu.
Unterschiedliche Auffassungen hat es in der Geschichte der humanistischen Bewegung immer gegeben. Dies versteht sich aus ihrer kritischen, undogmatischen Grundhaltung auch von selbst. Unterschiedliche Schwerpunkte einer „freien Religiosität“, eines freien Denkens oder einer auf den Menschen gerichteten humanitären Lebensausfassung haben oft auch zu organisatorisch getrennten Entwicklungen geführt. So sind die heutigen Namen der humanistischen Gemeinschaften auch ein Ausdruck dieser stetigen Entwicklung. Der von Dogmen freie Humanismus, zu dem sich schon früh die ersten Gemeinschaften 1848 bekannt haben, findet seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend auch in den Namen der Verbände seinen Niederschlag. Die Landesorganisationen von Niedersachsen, Bremen und Hamburg benennen sich in den Jahren 1987 und 1988 in FREIE HUMANISTEN um.
Am 08. Mai 1988 erfolgte die Namensänderung in "FREIE HUMANISTEN NIEDERSACHSEN", weil der von der Realität überholte Traditionsbegriff "freireligiös" nicht mehr geeignet war, die Inhalte der Organisation zu vermitteln. Die nicht-religiöse Lebensauffassung der Freien Humanisten ist auch ohne Zuhilfenahme religiöser Begriffe erklärbar. Zugleich werden die Bezeichnungen der Feierstunden geändert. Das Angebot umfasst nun: Humanistische Namensfeier, Humanistische Jugendfeier (bisher Jugendweihe), Humanistische Trauung und Humanistische Trauerfeier. 1989 Grundsatzausschuss legt "Humanistische Grundsätze" vor. Die schon seit Jahrzehnten in Form von Leitsätzen vorhandene inhaltliche Basis humanistischen Denkens wird neu formuliert und inhaltlich ergänzt. Unter dem Namen "Denken und Handeln" beschreiben die Grundsätze seitdem in kurzgefasster Form die Grundlagen der Lebensauffassung Freier Humanisten.
Sie sind eine Organisation, in der zwei Funktionen eng miteinander verknüpft sind: Die einer humanistischen Weltanschauungsgemeinschaft und die einer Interessenvertretung kirchenfreier Menschen. Beides ergänzt sich und prägt die Organisation, die in den Bundesländern Niedersachsen und Bremen seit Jahrzehnten humanistisches Denken repräsentiert. Rechtlich sind die FREIEN HUMANISTEN den Kirchen gleich gestellt.
Am 1. Juli 2000 erfolgte die Aufnahme als Mitglied im Humanistischen Verband Deutschlands (HVD). Als "Landesverband Niedersachsen/Bremen" werden die Freien Humanisten mitgliederstärkste Gliederung des führenden deutschen Humanistenverbandes. Im März 2006 stärken die Freien Humanisten als Gründungsmitglied der "Humanistischen Akademie Deutschland" (HAD) die inhaltliche Fortentwicklung des Humanismus. Heute werden etwa 15.000 Humanistinnen und Humanisten in rund 25 Gruppen und zunehmend in Einzelmitgliedschaften in Niedersachsen und Bremen betreut. Außerdem engagieren sie sich für die nicht-religiösen Bürger, die dem Verband nicht angehören.
Die FREIEN HUMANISTEN sind eine Organisation, die sich in mehr als 20 niedersächsischen Städten seit vielen Jahrzehnten mit eigenen Gruppen für die Vertretung der Interessen kirchenfreier Bürger einen Namen gemacht hat.
Künftig wird der „Humanistische Verband Niedersachsen“ nun als Landesverband Niedersachsen im HVD an der Verwirklichung der gemeinsamen Ziele arbeiten und die bis auf das Jahr 1847 zurückgehenden Traditionen fortsetzen.
Ausführliche Presseerklärung im Anhang als PDF.