(hpd) „Muss, wer glücklich sein will, der Moral zuwider handeln, und muss, wer die Moral anerkennt, sein Lebensglück aufs Spiel setzen?
Oder kann man beides zugleich, glücklich und trotzdem im Einklang mit der Moral leben" (S. 9). Diese - sicherlich nicht neuen - Fragen benennt der Tübinger Philosoph Otfried Höffe als Problemstellung für sein Werk „Lebenskunst und Moral".
Der gleichermaßen an Aristoteles und Kant orientierte Denker will die Orientierung seiner beiden Vorbilder am Prinzip Glück (Eudaimonie) und am Prinzip Freiheit (Autnomie) versöhnen, ohne sie ineinander aufgehen zu lassen. In drei großen Teilen geht Höffe zunächst auf das Verständnis von Ethik in Verbindung mit einer Handlungstheorie ein und widmet sich dann ausführlich den beiden genannten Prinzipien. Dies geschieht jeweils auf abstrakt-philosophischer Ebene, verbunden mit diskursiven und methodischen Abschweifungen. Bilanzierend bemerkt er: „Auch wenn die moralische Vernunft ohne Einstimmung des Schicksals kein gelungen-erfülltes Leben, kein rundes Glück, beschert, setzt sie dieses Glück nicht aufs Spiel. Ohne die moralische Vernunft ist dieses Glück nicht einmal zu erwarten. Unabhängig von dieser Sachlage aber schuldet der Mensch die Aufgabe, wahrhaft moralisch zu sein, nichts und niemandem als sich selbst" (S. 361).
Die These von der harmonischen, wenn auch nicht vollständigen Vereinbarkeit von Lebenskunst und Moral hätte man hier und da noch gern exemplarisch veranschaulicht gesehen. Auch die gesellschaftliche und individuelle Relevanz der Problematik wäre so deutlicher geworden. Beachtenswert ist Höffes innovative und kritische Aristoteles- und Kant-Rezpetion für unsere Zeit aber allemal.
Armin Pfahl-Traughber
Otfried Höffe, Lebenskunst und Moral. Oder macht Tugend glücklich?, München 2007 (C. H. Beck-Verlag), 391 S., 24,90 €