Akzeptanz von US-PräsidentschaftskandidatInnen

PRINCETON, NJ. In der Geschichte der USA stehen sich im Wettbewerb der Präsidentschaftskandidaten erstmals ernst zu nehmende

BewerberInnen gegenüber, bei denen es sich nicht ausschließlich um weiße, protestantische Männer in mittleren Jahren handelt. Hillary Clinton (Frau) und Barack Obama (Schwarzer) bei den Demokraten gehören ebenso dazu wie Rudy Giuliani (Katholik) und John MacCain (70 Jahre alt) bei den Republikanern.

Religion, Hautfarbe und Geschlecht waren immer schon besondere Merkmale in der Kandidatenauswahl und einige werden sich noch an das mehr als knappe Ergebnis erinnern, mit dem John F. Kennedy 1960 zum ersten (und bisher einzigen) katholischen Präsidenten der USA gewählt wurde.

Das renommierte Meinungsforschungsinstitut GALLUP hat vom 9. bis 11. Februar 2007 eine repräsentative Befragung durchgeführt, deren Ergebnisse kürzlich veröffentlicht wurden.

Inhalt ist eine seit 1937 immer wieder durchgeführte Umfrage über die Bereitschaft der Wähler, für einen Kandidaten zu stimmen, der nicht dem traditionellen Muster entspricht. Bei den Vorwahlen der Parteien hatten sich zwar auch bisher schon ‚abweichende' Kandidaten nominieren lassen können, denen aber in der allgemeinen Wahl die Zustimmung fehlte.

Die Frage lautete: „Zwischen jetzt und den Parteiversammlungen 2008 wird es Diskussionen über die Qualifikationen der Präsidentschaftskandidaten geben - ihre Ausbildung, ihr Alter, ihre Religion, ihrer Hautfarbe und so weiter. Wenn ihre Partei nun eine im Allgemeinen gut qualifizierte Person als Präsidentschaftskandidaten nominieren würde, der/die auch (......) ist, würden sie für diese Person stimmen?"

Allgemeine Feststellung ist, dass die amerikanischen Wähler mit überwältigender Mehrheit aussagen, dass sie für einen Katholiken (95 %), einen Schwarzen (94 %), einen Juden (92 %), eine Frau (88 %) oder einen Lateinamerikaner (88 %) stimmen würden. Mit anderen Worten: Diese genannten Merkmale sind für die Wahlentscheidung der amerikanischen Wähler unerheblich, was heißt, dass keiner der katholischen, schwarzen, jüdischen oder weiblichen Kandidaten durch dieses Merkmal einen erheblichen Nachteil hätte.

Kritischer wird es, wenn der Kandidat Mormone ist (72 %) oder wenn er zum dritten Mal verheiratet wäre (67 %). Da der republikanische Kandidat Guliani zum dritten Mal verheiratet ist, kann das seine Chancen mindern.72 Jahre alt zu sein (MacCain, 2008) ist ebenso gering zustimmungsfähig als Präsident (57 %), wie die Homosexualität eines Kandidaten (55 %).

Dagegen gar nicht erst zur Wahl antreten brauchen Atheisten. Diese Weltanschauung wäre nur für 45 % der Befragten kein Hinderungsgrund für die Wahl eines Präsidenten oder anders gesagt, die Mehrheit der amerikanischen Wähler (55 %) lehnt 2007 einen Atheisten im Präsidentenamt ab.

Auch wenn diese einzelnen Merkmale nicht allein ausschlaggebend sind, so dass beispielsweise ein Katholik automatisch bessere Chancen hätte als eine Frau, benennen sie doch Orientierungselemente, die für oder nicht für eine(n) KandidatIn sprechen.

Ein zusätzlicher Aspekt ist neben anderen die politische Grundeinstellung der Befragten. So würden beispielsweise 67 % der Liberalen auch für einen atheistischen Kandidaten stimmen, jedoch nur 48 % der Gemäßigten und gerade einmal 29 % der Konservativen.

Auch im Zeitverlauf haben sich diese Einstellungen zudem geändert. (Abbildung im Anhang) Der generelle Trend dabei ist, dass einzelne Merkmale der Kandidaten bei der Stimmabgabe immer weniger wichtiger werden. Die geringe Zustimmung zu einem Atheisten als Präsident hat sich dabei von 18 % (1958) auf mittlerweile 45 % verbessert, auch wenn das politische Klima 1999 (49 %) noch etwas günstiger war.

Insofern hat sich die Akzeptanz eines Atheisten im Weißen Haus in den vergangenen fünfzig Jahren besser entwickelt (von 18 auf 45 %) als die eines Katholiken (von 67 auf 94 %) oder einer Frau (von 54 auf 88 %). Es zeigt jedoch immer noch die wissenschaftsfeindliche Mehrheit als Grundeinstellung in der amerikanischen Bevölkerung.

CF