NIEDERLANDE / INTERNET. Die im Internet kreierte virtuelle Welt "Second Life"
macht Christen große Sorgen. Sie fragen sich, ob sie nun in dieser neuen Welt auch missionieren sollten.
Die „Second Life"-Welt ist zwar virtuell, aber mehr und mehr wird es eine ganzheitlich Kopie der wirklichen Welt, die Tausende Menschen auf der ganzen Welt in Atem hält und sie sogar zu finanziellen Transaktionen in hartes Geld zwingt. Vor kurzem hat sogar die ABN Amro-Bank dort eine Filiale gegründet. Der Fetischcharakter des Geldes beginnt sich also mit der Scheinwelt der eigenen Träume zu paaren und ab diesem Moment wird das Ganze für die Kirche sehr relevant. Besteht doch die Gefahr, dass weit ab von der christlichen Schöpfungslehre jeder seine eigene Welt „kreieren" bzw. kaufen kann, also zu seinem eigenen Gott wird und seine persönliche 10 Gebote zu den Werten einer individualisierte Gesellschaft macht. Auch Pornographie, ja sogar Kindesmissbrauch und Sodomie haben dort bereits als zu verwirklichenden Leitbilder Eingang gefunden.
Die Frage stellt sich also, ob die Christen nicht auch in dieser Welt präsent sein sollten, um die Evangelien dort zu verbreiten? Die IZB - eine missionarische Organisation der niederländischen protestantischen Kirchen -, ist dieser Meinung.
Nur wie soll das gehen? Was ist eine virtuelle Kirche? Kann das Virtuelle nochmals gedoppelt werden? Bedeutet dies für viele Menschen dann nicht den vollständigen Abschied vom praktischen kirchlichen Leben? In welcher Welt leben sie dann? Und was ist mit den Hackern? Die können sehr schnell dem virtuellen Pastor die Worte Satans in den Mund legen. Vor allem: Wer bezahlt das? Nichts ist hier umsonst, weil die Marktwirtschaft sich nun auch das Virtuelle untergeordnet hat! Grundstücke für den Bau einer Kirche und das Material dazu müssen ja mit echtem Geld gekauft werden. Bereits nach seinen ersten positiven Gedanken wurde Dick Looijen, Direktor des IZB, von einem Makler angerufen, der ihm ein Grundstück für den Bau einer Kirche anbot. Kostenpunkt: 10.000 Dollar.
Inzwischen geht die Entwicklung aber schneller als die Mainstream-Christen denken können. In der Second-Life-Welt tummeln sich bereits jetzt eine Reihe Kirchen und Sekten. Eine ganze Insel ist für den Bau einer Kirche durch eine Organisation mit dem Namen „ministry in second life" (living sounds) gekauft worden. Man kann dort, in einem prunkvollen Gebäude mit Schwimmbecken, eine virtuelle Bibel gratis bekommen, Predigten hören und mit einem digitalen virtuellen „Heiligen Geist" kommunizieren. Bald will das „ministry" auch ein Zentrum für religiöse Diensten und einen Entspannungsraum für christliche Spielen anbieten. Ziel ist die „gute Botschaft" in Second Life zu verbreiten und dort bei den virtuellen Menschen zu missionieren.
Rudy Mondealers
Einige Quellen:
SPIEGEL- Ausgabe 8/2007 Titelstory über "Second Life" unter dem Titel «Der digitale Maskenball"
Die Website vom Living Sounds ministry
Internetportal „Second Life"
Sollen die Kirchen missionieren?
Unitarian Universalist congregation