Das Klima ist nicht religiös

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Klimagott / Foto © Thomas Häntsch

(hpd) Volle Geschäfte, die Jagd nach Geschenken und Berge von Prospekten, die den Zeitungen beigelegt sind, um auch noch den letzten zum Kaufen zu animieren, zeigen es: Die Vorweihnachtszeit ist angebrochen.

 

Ein Kommentar von Thomas Häntsch

 

Die Massen an Beilagen sind aus Papier, und die Herstellung dieses Produktes benötigt auch im 21. Jahrhundert einen gewissen Anteil Holz. Da ist der Gedankensprung hin zum Erdklima, und den gegenwärtigen Problemen mit demselbigen nicht weit.

Holz – Bäume – Wald!

Völlig unpassend zum Weihnachtsdusel findet im südafrikanischen Durban der Weltklimagipfel statt, der so gar nichts von Frieden und Harmonie auf der Welt herüberbringt. Einer, der die Ruhe stört ist US-Präsident Barack Obama, der, weil ihm im eigenen Land die Hände gebunden sind, gern auf andere zeigt – auf China oder Indien zum Beispiel.

Die Ergebnisse des Gipfels sind mehr als dürftig, bis 2020 wird nicht viel passieren, sieht man von Staaten wie Deutschland einmal ab, die in dieser Hinsicht vorneweg gehen.

Doch es ist immer noch Vorweihnachtszeit und da hat man in unserem „Christlich-abendländischen Kulturkreis“ ganz andere Bürden zu bewältigen. Wie in jedem Jahr geht es um Mildtätigkeit, Spendenaktionen, Sammelorgien und vieles mehr, das soll das Gewissen beruhigen. In den armen Teilen der Welt hilft das so gut wie gar nicht.

Seien wir mal ehrlich, die westlichen Staaten und Nordamerika sind wirklich nicht die Staaten, die auf andere zu zeigen haben.

Wie sind wir geworden, was wir heute sind?

Unser heutiger Wohlstand, unser beachtliches technisches Wissen, die Fortschritte der Wissenschaften und daraus folgend die Erkenntnis, dass unsere Erde nichts weiter als ein anfälliges Staubkorn im Universum ist, basiert auf der Industriellen Revolution im 19. und 20.Jahrhundert.

Infolge dieser Geschichte ist unser heutiges Bewusstsein das Ergebnis von Jahrzehnten der völligen Ignoranz gegenüber den Problemen, die wir unserem Planeten bereiten.

Weltliche Herrscher gingen, die Geistlichkeit blieb

Im Zuge des ungestümen Fortschritts wurden weite Teile der Welt vor allem in Afrika kolonialisiert, man benötigte Rohstoffe für den Wirtschaftsboom. Einige der Länder gibt es heute immer noch, wobei die meisten weitab vom Wohlstandsniveau der ehemaligen Kolonialmächte sind.

Allein die Religion und die zweifelhaften Werte der Herrscher von einst haben/mussten diese Völker behalten. Die weltlichen Herrscher gingen, die Geistlichkeit blieb – Konflikte sind an der Tagesordnung.

Diese Geistlichkeit, namentlich die großen Kirchen, sind es, die sich seit einiger Zeit aufspielen, als würden sie die Welt retten können – das Klima eingeschlossen. Sogar der Papst rafft seine Soutane und outet sich als „Umweltaktivist“. Schade nur, dass er die Erscheinungen des Klimawandels als „besorgniserregende und vielschichtige Phänomene“ bezeichnet. Die Praxis, Vieles auf das Übernatürliche, Göttliche zurückzuführen ist katholischer, als Fehler einzugestehen.

Nun sind die Kirchen und der Papst nicht für den Klimawandel verantwortlich, das zu sagen wäre sehr übertrieben. Es geht auch nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, die warnenden und mahnenden Stimmen auf Glaubwürdigkeit zu prüfen. Das Erdklima wird durch die Menschen geschädigt, und je mehr Menschen auf der Erde leben, desto mehr leidet es.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, kann man der katholischen Fraktion der Christenheit eine Mitschuld, zumindest aber unterlassene Hilfeleistung, anhängen.

Das Bevölkerungswachstum nimmt bedrohliche Ausmaße an. Jeder Mensch auf der Erde produziert je nach Lebensumständen eine größere oder kleinere Menge CO2, da machen 1 Mrd. mehr oder weniger sehr viel aus. In Europa ist das kein Problem, doch auf dem afrikanischen und lateinamerikanischen Kontinent ist das Drama unverkennbar. Die Priesterherrschaft wird nicht müde, gleiche Lebensbedingungen für alle Menschen zu predigen. In diesem Punkt stimmt jeder humanistisch denkende Mensch mit der Kirche überein. Doch der Ehrliche gibt auch zu, dass das nicht machbar ist. Wenn alle sieben Milliarden Menschen, die heute auf der Erde leben, den Wohlstand genießen wollten, wie wir ihn in Europa haben, dann wäre das Ökosystem schnell am Ende.

Wenn sich der Papst an sein Fenster im Petersdom stellt und der Welt seine Liebe zur Umwelt verkündet, dann soll er auch billigen, dass in Lateinamerika und Afrika Familienplanung nicht nur zugelassen, sondern gefordert wird.

Die Katholische Kirche ist mit tausenden Missionaren, die als Wohltäter getarnt sind, in den Problemgebieten präsent, die Leute haben Zugang zu Millionen Menschen. Eigentlich eine Pole-Position im Kampf gegen die Bevölkerungsexplosion. Doch wie sieht die Praxis aus? Was tut die Kirche?

Kondome verteufeln! Nahrungsmittel verteilen! Bildung immer mit religiösem Anstrich vermitteln! Eine verkommene Sexualmoral predigen! Missionieren, Missionieren und sonst nichts.

Eine Lebenshilfe, die nachhaltig für die Menschen dort und die Menschheit im Ganzen wirkt, ist das nicht – ganz im Gegenteil. Auf den Punkt gebracht arbeitet die Kirche dort letztendlich nur für sich selbst. Auf jeden Aids-Toten, dem vor dem Sterben erzählt wird, dass es im Himmel besser sei, kommen jede Menge getaufte Kinder, deren Eltern man beschreibt, wie schön es sei, unter dem Segen des Evangeliums zu leben – oder dahinzusiechen...!?

Der Teufel steckt nicht im Detail, sondern in Lehre und Praxis der Kirche

Im Buch Mose (1,28) steht geschrieben: "Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie <euch> untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!“ Lösungen für die Folgen finden sich im so genannten Buch der Bücher nicht. Das ist fatal, denn die Kirche macht den Eindruck, als beharre sie auf ihrem Grundlagenwerk – Bibel.

1925 lebten zwei Milliarden Menschen auf der Welt. Drei Milliarden waren es bereits 35 Jahre später (1960), die nächste Milliarde dauerte 15 Jahre (1975 - 4 Milliarden Menschen), und die beiden folgenden Milliarden jeweils etwa 12 Jahre (nach UN-Berechnungen lebten genau am 12. Oktober 1999 sechs Milliarden auf der Erde.

Die Erdbevölkerung wächst und wächst. Trotz der tickenden Zeitbombe verleben die meisten Menschen in den entwickelten Ländern schöne Feiertage, sie werden wie immer mit viel Feuerwerk das neue Jahr begrüßen und das Leben genießen.

Kaum einer denkt in dieser Zeit daran, dass irgendwo „da draußen“ Menschen geboren werden, die kein Leben im Sinne unserer Vorstellung haben können.

Kaum einer denkt daran, dass in dieser Zeit Menschen an Hunger und Krankheit praktisch verenden.

Die kommenden Tage, die von den religiösen Autoritäten immer als die Zeit der Besinnung verkauft werden, sollten für den einen oder die andere genutzt werden, um zur Besinnung zu kommen.

Thomas Häntsch