MIZ 1/12 mit neuem Layout

ASCHAFFENBURG. (hpd) Im Mai 1972 wurden die ersten „Materialien und Informationen zur Zeit“ verteilt. Unmittelbar vor dem 40. Jahrestag ist Ende vergangener Woche Heft 1/12 ausgeliefert worden. Mit dieser Ausgabe hat die MIZ nicht nur ein neues Cover erhalten, auch das Innenlayout wurde modernisiert.

Schwerpunktthema ist das Kirchliche Arbeitsrecht und die politischen Diskussionen darum, die mittlerweile den Bundestag erreicht haben. Insofern ist das Heft eine sehr typische MIZ, denn das „Politische Magazin für Konfessionslose und AtheistINNen“ trägt seinen Untertitel zu Recht: Im Vergleich mit den anderen Zeitschriften des säkularen Spektrums ist die MIZ am stärksten auf aktuelle politische Ereignisse ausgerichtet, was sich sowohl in den Schwerpunkten als auch in der von Gerhard Rampp betreuten Rubrik „Internationale Rundschau“ niederschlägt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Gunnar Schedel (MIZ-Redakteur von 1990 bis 2001) in seinem Editorial darauf verweisen kann, dass das Thema Kirchliches Arbeitsrecht erstmals 1977 aufgegriffen wurde. Damals ging es um die fristlose Entlassung eines gewerkschaftlich organisierten Arztes, der Einladungsschreiben für eine Betriebsgruppensitzung verteilt hatte.

Vatikankritik, Abtreibungsdebatte, Scientology-Sondernummer

Herausgegeben wird die Zeitschrift vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). Die ersten drei Jahre war die MIZ eher ein Flugblatt denn eine Zeitschrift, mit Heft 1/75 erhielt sie dann das bis heute beibehaltene Format; sie umfasste damals 20 Seiten, das Abonnement kostete 5 Mark. Wer sich die Inhaltsverzeichnisse der frühen Jahre durchsieht, findet einige Themen, die auch heute noch verhandelt werden, wie zum Beispiel der kirchliche Einfluss auf die Schule.

 

MIZ 1/1975 und MIZ 2/1978

Andere damals immer wieder aufgegriffene Konflikte sind heute zumindest vorübergehend beigelegt, um den Paragraph 218 StGB wird derzeit nicht gestritten. Eine deutlich größere Rolle als heute spielte die Beobachtung der vatikanischen Machtpolitik. Esoterische Strömungen waren hingegen kaum auf dem Monitor; immerhin erschien eine sehr umfangreiche Dokumentation über die Scientology Kirche – 1978, also zu einem Zeitpunkt, als Scientology außerhalb der Publikationen der „Sektenbeauftragten“ nur wenig Aufmerksamkeit fand.

Früh, nämlich in Heft 3/77, wurde die Rubrik eingeführt, die bis heute ein Kernstück der Zeitschrift ist: die Internationale Rundschau. Mittlerweile sind 4.260 der kurzen Meldungen aus aller Welt erschienen.

In den 1980er Jahren setzten sich zahlreiche Beiträge mit der von der Kohl-Regierung propagierten sogenannten geistig-moralischen Wende auseinander. Eine konkrete Folge des sich verändernden politischen Klimas war die steigende Zahl an „Gotteslästerungsprozessen“; über sie berichtete MIZ regelmäßig bis in die späten 1990er Jahre. Auch das Thema „Islam“ findet nun Beachtung, zunächst im Hinblick auf die Mullah-Diktatur im Iran, dann aber auch in Beiträgen über Muslime in Deutschland.

Neue Redaktion, neues Layout, neue Themen

Größere Veränderungen standen Ende der 1980er Jahre an. Der Begründer der Zeitschrift Frank L. Schütte zog sich schrittweise bis 1990 aus der Redaktion zurück. Unter der Redaktion Franz-Helmut Richter & Gabi Thoß wurde zunächst das bis dahin für die MIZ typische Erscheinungsbild mit der kreisrunden Abbildung auf der Titelseite verändert. Nach einigen Experimenten, unter anderem einer einmaligen blauen Ausgabe, erhielt die MIZ dann unter Rolf Heinrich ein neues Gesicht. Auch inhaltlich entwickelte der neue Chefredakteur zusammen mit Gerhard Rampp die MIZ weiter. Die Rubriken „Zündfunke“ und „Blätterwald“, die über Veranstaltungen und Publikationen der säkularen Szene berichteten, wurden eingeführt. Interviews wurden zum festen Bestandteil der Heftplanung. Thematisch erfolgte eine Ausweitung der Perspektive, indem sich zunehmend mehr Beiträge kritisch mit Esoterik, Anthroposophie und Irrationalismus außerhalb der christlichen Religion beschäftigten.

MIZ 2/1989 und MIZ 2/1992

Gleichzeitig übergab der IBKA den Vertrieb des Blattes in professionelle Hände. 1990 übernahm der IBDK Verlag die MIZ, seit 1995 erscheint sie im Alibri Verlag. Der Umfang der Zeitschrift war mittlerweile auf durchschnittlich 64 Seiten angewachsen, das Abo kostete nun 22,50 Mark, die Zahl der verbreiteten Hefte lag etwas unter 500 Exemplaren. Die redaktionelle Arbeit hingegen blieb ehrenamtlich. Die Unabhängigkeit der Redaktion vom Herausgeber wurde in einem Redaktionsstatut geregelt. Das ging selbstverständlich nicht ohne Konflikte ab, führte aber auch dazu, dass die MIZ-Redaktion ein Selbstverständnis entwickelte, tendenziell eher Publikums- als Vereinszeitschrift zu sein. Für die Wahrnehmung innerhalb anderer Verbände erwies sich dies als vorteilhaft. Eine weitere Folge war, dass die MIZ von der sehr wechselhaften Entwicklung, die der IBKA in den 1990er Jahren nahm, kaum betroffen war.

Mehr Theorie, mehr Auflage, mehr demnächst

1999 übernahm Michael Schmidt-Salomon die Verantwortung und bildete zusammen mit Frank Welker die Redaktion. Wieder veränderte sich die Ausrichtung der MIZ ein wenig: Fortan gab es mehr grundsätzliche theoretische und philosophische Erörterungen und eine intensivere Auseinandersetzung mit kulturellen Phänomenen. In diesen Jahren haben die MIZ und ihr Chefredakteur zentrale strategische Debatten innerhalb des säkularen Spektrums begleitet und mehrfach auch angestoßen (wie etwa die Überlegungen, einen „Zentralrat der Konfessionsfreien“ zu gründen).

MIZ 4/2007 und die aktuelle MIZ 1/2012

Als Michael Schmidt-Salomon 2007 die Redaktion verließ, gab es Befürchtungen, die MIZ könnte nun an Qualität und Bedeutung verlieren. Wenn die Entwicklung der verbreiteten Auflage als Indikator herangezogen wird, lässt sich dies nicht bestätigen. Denn der Aufwärtstrend der MIZ hält an: der Redaktion um Rolf Heinrich war es gelungen, die verbreitete Auflage fast zu verdoppeln, bis 2007 konnte sie auf knapp 1.400 Exemplare gesteigert werden. Von der aktuellen Ausgabe wurden annähernd 1.900 Hefte verschickt. Ganz so ungebrochen ist, wie sich alle denken können, die Erfolgsgeschichte natürlich nicht. Aber über die Pleiten, Pannen und Zerwürfnisse werde ich erst zum 50. Jahrestag der MIZ berichten.

MIZ 1/12: Streitfall Kirchliches Arbeitsrecht

Das aktuelle Heft wurde von Nicole Thies, Daniela Wakonigg, Frank Welker und Chefredakteur Christoph Lammers zusammengestellt. Es enthält mehrere Beiträge zum Kirchlichen Arbeitsrecht und zur Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz, die von Ingrid Matthäus-Maier, Roland Ebert, Corinna Gekeler (Leiterin der Studie zu „Loyalitätsobliegenheiten“ von Dienstnehmern in kirchlichen Einrichtungen) und Vera Muth (Koordinatorin der Kampagne) beigesteuert wurden.

In der Rubrik „Staat und Kirche“ berichtet Michael Rux über die in Baden-Württemberg geplante christliche Gemeinschaftsschule und Theodor Ebert referiert die neueste Entwicklung im Verfahren gegen die Konkordatslehrstühle.

Colin Goldner nimmt die Shaolin-Kampfmönche unter die Lupe. Und Repräsentanten verschiedener säkularer Verbände äußern sich zu ihren Erwartungen an den neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck.

Daneben gibt es Berichte über säkulare Veranstaltungen und Publikationen, Buchbesprechungen sowie die Internationale Rundschau mit einschlägigen Kurzmeldungen aus aller Welt.

Martin Bauer
 

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