Humanistischer Verband gegen Wahlpflicht

BERLIN. (hpd) Der Berliner Landesvorsitzende des Humanistischen Verbandes

Deutschlands (HVD), Dr. Bruno Osuch, hat heute bei einer Anhörung vor dem Schulausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus eindringlich für die Beibehaltung des staatlichen Ethikunterrichts für alle Schüler geworben. Dazu hat er sich ausdrücklich gegen das Wahlpflichtmodell der Initiatoren von „Pro Reli“ ausgesprochen.

Gerade in Metropolen wie Berlin, die nicht selten mit ethnisch-kulturellen Konflikten sowie der Entstehung von Parallelgesellschaften zu kämpfen haben, ist die Förderung eines gemeinsamen Lernens von Toleranz und gegenseitigem Respekt in der öffentlichen Schule zwingend erforderlich. Dies findet in Berlin derzeit mit dem 2007 eingeführten Ethikunterricht statt, der inhaltlich auf den Menschenrechten und dem Wertekonsens unserer Verfassung aufgebaut ist. Ein Wahlpflichtmodell zwischen dem staatlichen Fach Ethik und dem bekenntnisgebunden Religionsunterricht, lehnt der Humanistische Verband ab. Die Schüler müssten dann wählen zwischen einem neutralen und wissenschaftlich fundierten Werteunterricht und einem religiösen Bekenntnisunterricht, auf dessen Lehrplan beispielsweise steht, dass „die Schüler lernen sollen, die Frage nach Gott zu stellen“.

Der Religionsunterricht sollte nicht den Status eines ordentlichen Schulfaches erhalten. Die Kirchen repräsentieren mit 31% nur noch eine Minderheit der Bevölkerung. Nicht nur dem Humanistischen Verband drängt sich deshalb die Frage auf, ob es bei dieser Debatte auch um strategische Interessen, um Einfluss, Geld und letztlich um die Deutungshoheit bei Werte- und Sinnfragen geht.

In Berlin wird stärker als anderswo in Deutschland die grundgesetzlich festgelegte Trennung von Staat und Kirche/Weltanschauung verwirklicht. Sie ist auch ein wesentlicher Bestandteil der demokratischen Schule in Berlin und hat sich seit Jahren bewährt. Wer Religionsunterricht oder auch Humanistische Lebenskunde haben will, kann dies jederzeit und überall in den Räumen der Schule freiwillig und außerhalb des staatlichen Fächerkanons in Anspruch nehmen.

Auch in vielen anderen Metropolen und Ländern Europas wird momentan die Debatte um einen gemeinsamen Werteunterricht auf ethischer Grundlage geführt. Mit der Einführung eines allgemeinverbindlichen Ethikunterrichtes für alle befindet sich Berlin an der Spitze einer gesamteuropäischen Entwicklung. Dr. Bruno Osuch: „Wir sollten deshalb nicht dieses hervorragende Fach infrage stellen, sondern im Gegenteil alle dazu beitragen, dass Ethik weiter gestärkt wird“.

 

Bildunterschrift für Foto „Anhörung ...“ :

von links: Dr. Bruno Osuch (HVD Berlin), Prof. Dr. Michael Bongardt (Direktor des Instituts für Vergleichende Ethik an der FU Berlin), Dr. Gerhard Weil (GEW)
Bildquelle: HVD Berlin