Die ideologischen Einflüsse auf die US-Administration

Die Clare-Monster kommen

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Das Weiße Haus in Washington, Sitz des US-Präsidenten
Das Weiße Haus

In der amerikanischen Rechten gab es schon immer unterschiedliche Strömungen, von denen sich mal die eine, mal die andere durchsetzte. Mal gewannen isolationistische Tendenzen die Oberhand, welche die USA aus allen internationalen Konflikten heraushalten wollten, mal interventionistische, wie zur Regierungszeit George W. Bushs, und alle haben ihre jeweils eigenen Think Tanks. Gerade scheint sich ein neuer Typ Politikberater durchzusetzen, die sogenannten Clare-Monster.

Das Claremont Institute for the Study of Statesmanship and Political Philosophy, kurz Claremont Institute, ist ein konservativer Think Tank, der den meisten Lesern völlig unbekannt sein wird. Trotzdem spielt er eine wichtige Rolle in der US-amerikanischen Politik. Eine so große, dass man dort jubilierte, dass Claremont jetzt nach Washington gehe.

Dieser Jubel ist nicht unbegründet, sagte doch der amerikanische Vizepräsident JD Vance, dass die Analysen des Claremont Institute für seine Arbeit im US-Senat "von unschätzbarem Wert" seien. So wertvoll, dass er drei Ehemalige des Instituts auf wichtige Posten berief: Jacob Reses als Chief of Staff, James Braid als Deputy Chief of Staff und William Martin als Pressesprecher.

In politischen Kreisen in Washington nennt man Ehemalige des Claremont Instituts, die jetzt als Mitarbeiter in die aktive Politik wechseln, halb verächtlich, halb ehrfürchtig, "Clare-Monster". Wofür steht aber dieser Think Tank?

Zunächst steht er für die Präsidentschaften Donald Trumps und seine Version disruptiver Politik. Das Claremont Institute dürfte der erste konservative Think Tank von Gewicht gewesen sein, der lautstark für Donald Trump getrommelt hat.

Besonders der Aufsatz "The Flight 93 Election" aus dem Jahr 2016, von Michael Anton, der im Claremont Review of Books verbreitet wurde und Vergleiche mit Flight 93 der United Airlines zog, bei dem Passagiere Terroristen daran hinderten ihr Flugzeug als Bombe einzusetzen, ihr Leben aber nicht retten konnten, dürfte symptomatisch für den Politikstil sein, den das Claremont Institute verfolgt.

Er beginnt mit den Worten "2016 ist die Flug-93-Wahl: Stürmen Sie das Cockpit oder Sie sterben." Angesichts dieser Bedrohung kann man fast alle Mittel rechtfertigen. Donald Trump sei, trotz all seiner Fehler, die letzte Hoffnung für Amerikas Konservative.

Schaut man sich an, was Michael Anton 2020 in The American Mind geschrieben hat, einer Publikation, die ebenfalls zum Claremont Institute gehört, so weiß man, wo Donald Trump (oder zumindest sein Umfeld) ihre Verschwörungstheorien beziehen.

In einem Aufsatz mit dem Titel "The Coming Coup?" fabuliert Anton von einem Deep State, der mit Unterstützung von George Soros einen Coup vorbereite, bei dem das Militär eingreifen werde, sollte Donald Trump die Wahl 2020 gegen Joe Biden gewinnen. Nachdem Donald Trump zwar gegen Biden verlor, aber 2024 gegen Harris gewann und heute ohne Eingriff des Militärs im Weißen Haus sitzt, kann dies getrost ins Reich der Märchen verwiesen werden.

Seine Loyalität kam Anton persönlich zugute. Er diente von 2017 bis 2018 als Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats unter Präsident Trump und ist seit 2025 der Director of Policy Planning im Außenministerium der USA.

Die Linke ist ein Feind, nicht nur eine Gegenbewegung

Noch expliziter wird es im Buch "Up from Conservatism" des Executive Director des Claremont Institute's Center for the American Way of Life, Arthur Milikh (Hrsg.), von 2023. Dort heißt es im Vorwort: "Die New Right erkennt die Linke als Feind an, nicht nur als Gegenbewegung. [...] Die New Right ist eine konterrevolutionäre und restaurative Kraft." Carl Schmitt, der Vordenker der deutschen Neuen Rechten, hätte an diesem Freund-Feind-Schema seine wahre Freude.

In dem Buch wird konservativen Politikern unter anderem geraten, gründliche Untersuchungen darüber durchzuführen, was ein schwuler Lebensstil mit Menschen macht, und männerdominierte Branchen zu fördern, um Frauen von der Teilnahme am Arbeitsmarkt abzuhalten. Es wird die Leser nicht mehr wundern, dass JD Vance in einem Lobzitat das Buch mit "Es birgt große Weisheit" beworben hat.

Die Clare-Monster haben es geschafft, in die höchsten Staatsämter mit Zugriff auf den Präsidenten und Vizepräsidenten zu gelangen und ihr Ziel ist die Zerstörung der alten Ordnung im Sinne einer Restauration. Dort ringen sie mit anderen Gruppen um die Macht, die ähnliche Ziele verfolgen, wie die Neoreaktionären um Curtis Yarvin oder die Postliberalen um Patrick J. Deneen. Wer diesen Machtkampf am Ende gewinnt, wird wohl nur eine Frage von reaktionären Nuancen bleiben.

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