ASCHAFFENBURG. (hpd) Die „Sommer"-Ausgabe der MIZ befasst sich mit „Luthers Erben" - den Evangelikalen in Deutschland.
Das Heft wird in der ersten Augustwoche ausgeliefert.
Einen Überblick über die evangelikale Szene bietet MIZ-Redakteur Frank Welker. Er stellt die Strömungen, die der evangelikalen Szene zugerechnet werden (Baptisten, Pfingstler, Mennoniten), kurz vor, wirft einen Blick auf ihre Glaubensüberzeugungen und ihre in der jüngsten Vergangenheit recht erfolgreichen Missionierungsstrategien. Anhand einzelner Beispiele zeigt er, dass das weltweite Wachstum dieser Gruppierungen nicht zuletzt auf die Unterstützung aus der Politik zurückzuführen ist. Petra Daheim kommt in ihrem Artikel zu dem Schluss, dass die Evangelikalen, wenn es darum geht, konservative Politik durchzusetzen, bereit sind überkonfessionell zu agieren. Ein weiterer Beitrag stellt die „Jesus Freaks" vor, eine jugendkulturelle Form des Christentums. Wer sich von lockeren Sprüchen wie „wir sind eine Gang" und „Jesus ist der Rockstar der Rockstars" nicht täuschen lässt, kommt schnell dahinter, dass sich hinter der „freakigen" Fassade reaktionäres Gedankengut findet.
Dass die Evangelikalen sich im Aufwind befinden, wird auch an den Ergebnissen einer Untersuchung von Carsten Frerk über die konfessionelle Presse deutlich: Während die herkömmlichen Zeitungen einen teilweise starken Rückgang ihrer Verbreitung zu verzeichnen haben, ist es dem Sprachrohr der Evangelischen Allianz idea-Spektrum gelungen, in den vergangenen 10 Jahren seine Auflage um 50% zu steigern.
Konfliktfelder: Schule und Universität
Die Schule ist ein zentrales Konfliktfeld zwischen evangelikalen Fundamentalisten und staatlichen Behörden; die Vermittlung der Evolutionstheorie oder der Sexualkundeunterricht werden zunehmend schärfer attackiert, die Zahl der religiös motivierten Schulverweigerer steigt. Doch die Schule wird nicht nur von Evangelikalen als wichtiges Aktionsgebiet angesehen, auch die beiden etablierten christlichen Kirchen kämpfen dort um ihren Einfluss. Dies geht aus den Reaktionen auf einen Beschluss der bayerischen Grünen, endlich das Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1995 auch in Bayern umzusetzen hervor (über die René Hartmann berichtet); dies wird auch deutlich anhand der Auseinandersetzung über die Zukunft des Religionsunterrichts in Berlin (über welche ein Interview mit Werner Schulz informiert, der den Humanistischen Verband in der Initiative Pro Ethik vertritt).
Ihren großen Einfluss auf die Besetzung von Lehrstühlen könnte die katholische Kirche hingegen möglicherweise verlieren, denn nachdem bereits einige Universitäten die sog. Konkordatslehrstühle von sich aus abgeschafft haben, ist nun eine Klage gegen die bayerische Regelung anhängig. Diese legt für 21 Lehrstühle philosophischer oder erziehungswissenschaftlicher Fakultäten die Zustimmung des örtlich zuständigen Bischofs fest.
Mit Gott, ohne Gott
Daneben gibt es Texte, die sich eher grundsätzlichen Fragen zuwenden. So nimmt sich hpd-Redakteur Andreas Müller das bekannte Dostojewskij-Zitat vor und stellt fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mit Gott ist alles erlaubt (und er erläutert, warum dies so ist). Armin Pfahl-Traughber hingegen stellt die Frage, ob nicht auch die Überzeugung, dass es keinen Gott gibt, religionsähnliche Züge annehmen kann und mahnt einen aufgeklärten Atheismus ein.
Als politische Frage versteht Chefredakteur Christoph Lammers die Auseinandersetzung mit den Evangelikalen. Dass hier ein Kampf um Deutungshoheit (zum Beispiel über die Entstehung des Lebens) stattfindet, steht außer Frage. Doch das bringt eine pluralistische Gesellschaft mit sich. Wichtig ist jedoch, dass am Ende der Auseinandersetzung die Gesellschaft immer noch pluralistisch ist - und nicht biblische Vorstellungen den Rahmen für alle abgeben.
Daneben gibt es Rezensionen, Berichte über säkulare Veranstaltungen, Pressemitteilungen und Internet-Seiten sowie die Internationale Rundschau mit einschlägigen Kurzmeldungen aus aller Welt.