ASIEN. (hpd) In des Menschen Frühzeit ein Menetekel und vermeintlich mit allerlei Unheil in Verbindung gebracht, ist ihr Zustandekommen dank astronomischer Wissenschaft seit geraumer Zeit geklärt - die Sonnenfinsternis, kurz SoFi.
Wenn der (von uns gesehene Neu-) Mond dann und wann genau die Linie zwischen Erde und Sonne kreuzt, fällt sein Schatten auf die Erde. Ist der Mond dabei der Erde besonders nahe, kann er die Sonne vollständig bedecken, und die SoFi erscheint total; d.h. der Kernschatten des Mondes erreicht die Erde und rast als mehr oder minder großer Fleck über sie hinweg. Die damit verbundenen Umstände gehören zu den emotional beeindruckendsten Ereignissen, die ein Mensch jemals erleben kann...: plötzliche 'schwarze' Sonne mit Korona, Dunkelheit, Kühle, verstummende Vögel und Menschen, sich schließende Blüten, sichtbare Sterne und Planeten, Ruhe.
Passend zum aktuellen internationalen Jahr der Astronomie ereignet sich am kommenden Mittwoch (22. Juli 2009) die längste totale SoFi dieses Jahrhunderts in Asien (Indien - China - Pazifik). Der Mond ist der Erde dieses Mal so nahe, dass die Totalität maximal über 6,5 Minuten dauern kann (über dem Pazifik). Bereits über China (nördl. Chongqing - Yichang - Wuhan - Shanghai) dauert sie über 5 Minuten; der Kernschatten erreicht hier über 200 km im Durchmesser und bewegt sich gegen 9:30 Uhr Ortszeit (1:30 Uhr UT) mit mehr als 2000 km pro Stunde ostwärts. Zum Vergleich: 1999 dauerte die totale SoFi im München gerade gut 2 Minuten.
Der Autor ist vor Ort in Yichang dabei und hofft (trotz Regenzeit) auf viele Wolkenlücken. Für die, die nicht direkt dabei sein können, gibt es die Möglichkeit, das Ereignis online zu verfolgen; viele Links listet z.B. sonnenfinsternis.net auf, darunter ein großes chinesisches Webcasting-Projekt. Eine exzellente Animation ist auch im Internet zu finden.
Hans Trutnau