Reise in den Evangelikalen Märchenwald

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"Märchenwald" / Foto: Philipp Möller

BAD BLANKENBURG. (hpd) Eine Fahrt in das Zentrum der Evangelischen Allianz und ein Gespräch mit Heinzpeter Hempelmann über die vermeintlichen Ziele der Giordano Bruno Stiftung und seine eigenen religiösen Überzeugungen.

Von Philipp Möller

Es ist ein warmer, angenehmer Tag, der 25. August 2009, an dem ich mich auf die Reise nach Bad Blankenburg in den Thüringerwald begebe. Hier trifft sich in diesen Tagen der „Arbeitskreis für evangelikale Theologie“ (AfeT) um sich unter dem Motto „Renaissance des Atheismus?“ mit der aktuellen Religionskritik in Deutschland auseinanderzusetzen. Für heute ist etwas ganz besonderes geplant: Der Pfarrer Dr. Heinzpeter Hempelmann, u.a. Geschäftsführer des CTL-Konsortiums, referiert über die Giordano Bruno Stiftung (GBS) und Ihre Ziele. Als Pressereferent derselben mache ich mich also auf den Weg, lasse das belebte, bunte, fast wilde Berlin hinter mir, um mich vom ICE über Leipzig und Saalfeld nach Bad Blankenburg bringen zu lassen.

So oder ähnlich stelle ich mir Tolkiens Auenland vor: Pferdekoppeln, saftige Wiesen, blühende Landschaften, die von kleinen Bächen getrennt werden. Hier, mitten im Märchenwald, fühlt sich schon seit 1886 die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) wohl. Anna von Welling gründete hier damals das Evangelische Allianzhaus, das seit 1990 wieder Sitz und Zentrum der Deutschen Evangelischen Allianz ist.

Nach meiner Ankunft auf dem evangelikalen Gelände werde ich vom „Haus des Friedens“ ins „Haus der Treue“, den Veranstaltungsort der AfeT, weitergeleitet um dort eine überraschende Neuigkeit zu erfahren: ein Referent ist erkrankt, so dass Hempelmanns Vortrag über die Ziele der GBS als Eröffnungsreferat bereits am Sonntag gehalten wurde. Hat er Zeit für mich?

Während ich, sichtlich enttäuscht, vorerst mit einem Glas Wasser besänftigt werde, gesellt sich einer der wenigen Teilnehmer unter 30 zu mir, und versucht das, was man anderorts wohl Smalltalk nennen würde. Ich hatte mich zur Tagung angemeldet und bei seinem Satz „Ach ja, Sie sind ja Lehrer“ wird mir endgültig klar, dass man auf meinen Besuch vorbereitet ist und frage mich umgehend, ob die Verlegung des Referats Absicht gewesen sein könnte. Die Antwort werde ich wohl nie erfahren, aber daran habe ich mich im Umgang mit Religion bereits gewöhnt.

Herr Hempelmann, so wird mir nun mitgeteilt, sei zum Interview bereit. Ich freue mich und begegne auf der Terrasse einem gemütlichen und freundlichen Mann, dem ich mich als Pressereferent der GBS und ehemaligem Pressesprecher der Buskampagne vorstelle. In einer Mischung aus Freude und Irritation erklärt er sich bereit, sein Sonntagsreferat für mich, sozusagen exklusiv, zu wiederholen.

 

 „Religionskritik überzeugt ja sogar so Leute wie mich – teilweise.“

Gespannt darauf, wie die Ziele der GBS innerhalb der sich selbst erklärenden Welt evangelikaler Theologie wahrgenommen werden, schalte ich das Diktiergerät ein und höre einfach zu.

Den „neuen Atheismus“ versteht Hempelmann als eine internationale Bewegung, die in den USA durch Harris oder Hitchens, in Großbritannien vor allem durch Dawkins und in Frankreich durch Onfray vertreten wird. In Deutschland, so Hempelmann, sei die GBS ein publizistisch erfolgreiches Sammelbecken für Menschen, die eine naturalistische Position vertreten. Würde eine Vereinigung wie der AfeT es schaffen, sich ähnlich artikulationsstark zu gebärden, wäre Hempelmann sehr froh darüber. „Das halte ich für erstaunlich mit wie wenig Kräften dort sehr viel an Echo erzeugt wird.“ Wenig Kräfte? Nun gut, weiter im Text…

Ein Spezifikum dieser Bewegung sieht Hempelmann darin, dass die GBS Religion lächerlich macht. Apropos lächerlich: „In diesem Buch ‚Susi Neunmalklug’ kommt ein Herr Hempelmann vor – woher haben Sie denn den Namen?“ Ich passe, denn ich weiß es tatsächlich nicht. „Die Position der GBS ist dezidiert atheistisch und religionsfeindlich“ fährt er fort, doch wundere er sich über die Distanzierung der GBS vom Attribut „atheistisch“ und erklärt sich diese Distanzierung mit der großen Macht der Kirchen, die die GBS seines Erachtens vermutet. „So wie ich mich auch dazu bekennen muss, dass ich an so unmögliche Sachen wie die Auferstehung Jesu Christi in Raum und Zeit glaube, kann man sich doch als Atheist zu erkennen geben.“ beendet er diesen Abschnitt. Ein absurder Vergleich.

Ich verzichte darauf, ihn auf den Satz „Die Stiftung ist religionskritisch, nicht religionsfeindlich.“ aufmerksam zu machen, weise ihn jedoch darauf hin, dass ich meinen Atheismus nur als logische Konsequenz einer naturalistischen Weltanschauung verstehe und, um es mit Dawkins’ Worten zu sagen, genauso Atheist bin, wie ich Afeeist bin.

Hempelmann fährt fort. Am „neuen Atheismus“ sei ja eigentlich gar nichts Neues: „Wenn man sich das Manifest von Schmidt-Salomon anguckt – das sind ja die alten Argumente“. Unter markanten Persönlichkeiten zählt er „Hans Albert, Singer und ähnliche“ auf und kommt schließlich zum Programm der GBS. Als das Anliegen der GBS nennt er Aufklärung und merkt an, dass er die Wirklichkeit der Religionen inklusive des christlichen Glaubens nicht schönreden will. Darüber hinaus meint er sogar: „Wenn die Kritiker Insiderinformationen hätten, dann wären sie noch ganz anders munitioniert.“

Als zentrale Aussagen der GBS zum Thema Religion fasst er zusammen: „Religionen sind deshalb gefährlich, weil sie restlos anachronistisch sind, überholt sind und ihre Ergebnisse als sakrosankt gegen Kritik zu schützen versucht werden und das ist gefährlich, weil es der Aufklärung entgegensteht. Auch gibt es den teilweise berechtigten Vorwurf, Religion legitimiert Gewalt, unterstützt Leute, die andere Menschen unterdrücken.“

Allerdings würde Hempelmann der GBS raten, sich besser zu verkaufen, beispielsweise wenn es um Aussagen geht wie: „… und das sämtliche religiösen Quellentexte weit unter dem ethischen Mindeststandard jeder halbwegs entwickelten modernen Gesellschaft stehen“. Solche Sätze sind seines Erachtens überzogen, unnötig emotional und kontraproduktiv – denn: „Religionskritik überzeugt ja sogar Leute wie mich – teilweise.“ Das Konzept des evolutionären Humanismus versteht Hempelmann als eine Perspektive, in der man den Menschen als „Produkt eines an sich sinnlosen Universums sieht, der vor der Herausforderung steht, seinem eigenen Leben Sinn zu geben. Außerdem möchte man möglichst wissenschaftlich sein und eine wissenschaftliche Weltanschauung vertreten.“

So weit, so banal. Ich kann mich des Eindrucks immer weniger erwehren, seine Ausführungen seien für GBS-Ohren, nicht aber für die Ohren seiner evangelikalen Mitstreiter bestimmt - doch dies ist und bleibt Spekulation. Da ich für diese Zusammenfassung jedoch wohl kaum in den Märchenwald gefahren bin, bitte ich ihn um eine kleine Vorschau auf sein morgiges Referat, in dem es um die kritische Auseinandersetzung mit der GBS gehen wird.

 „Wie zähmt man den Menschen?“

„Das ist ja schon ein Frontalangriff – wie reagiert man jetzt auf sowas?“ beginnt Hempelmann den zweiten Teil des Interviews. Und wie so viele vor ihm versucht er die Flucht nach vorne: Konsens, Gemeinsamkeiten formulieren. Wir erinnern uns an die Buskampagne: „Aber Herr Frerk, wir haben doch so viele Gemeinsamkeiten“ ließ der Sprecher der „Gott-kennen“-Tour verlauten… Heute kann Frerk darüber lachen. Welche Gemeinsamkeiten also?

Erstens so Hempelmann, sei auch er dem kritischen Rationalismus verpflichtet. „Das wird Sie vielleicht wundern“. Ja, in der Tat, das wundert mich. Zweitens: „die Einsicht in die Notwendigkeit von Religionskritik“. Aha. Und drittens? „Der interessant gemeinsame Kampf gegen einen postmodernen Wahrheitspluralismus und gegen einen prämodernen Fundamentalismus.“ Ich lehne mich zurück und versuche zu verstehen. Die Evangelische Allianz kämpft also gegen Fundamentalismus? Ich scheitere.

„Ich kann nur an einen Gott glauben, der sich gegenüber meinen intellektuellen Fragen bewährt. Und das hat er. Zumindest mehr als die atheistischen und agnostischen Alternativen“ vertieft er die erste Gemeinsamkeit. Die Kritik der Giordano Bruno Stiftung geht laut Hempelmann allerdings noch nicht tief genug. „Wie zähmt man diesen Menschen, damit er nicht noch mehr Unheil anrichtet in seinem Willen zur Macht?“ sollte demnach die Leitfrage der Religionskritik sein. Etwas nur deshalb für wahr zu halten, weil es eine Autorität sagt, hat für Hempelmann nichts mit christlichem Glauben zu tun, daher der gemeinsame Kampf gegen Fundamentalismus.

„Woher weiß aber die naturalistische Position, dass es nur eine Wahrheit gibt?“ fragt er kritisch zurück und schneidet sich damit argumentativ ins eigene Fleisch. Die meisten Fragen allerdings habe er an den Naturalismus, der versuche Wissenschaft und Weltanschauung miteinander zu verbinden, nicht als Christ, sondern als Wissenschaftstheoretiker. Die Aussage „In einem an sich sinnleeren Universum genießt der Mensch das Privileg, den Sinn des Lebens aus dem Leben selbst zu schöpfen“ ergibt sich für ihn nicht aus der wissenschaftlichen Forschung, denn „Wissenschaft kann als solche keine metaphysischen Aussagen machen.“ Hier sieht Hempelmann den zentralen philosophischen Bruch.

Einen letzten Teil seines geplanten Referats formuliert er wie folgt: „Die GBS provoziert uns in heilsamer Weise, selber zu formulieren wofür wir stehen als Christen und wir sind gefordert zu sagen, warum wir den christlichen Glauben für wahr halten.“ Und da ist es soweit: Das Für-wahr-halten. Nun begibt sich Hempelmann in genau die Sphäre, in der es gefährlich wird, „weil es der Aufklärung entgegensteht“. Christlicher Glaube wird von ihm nicht als Glaube, sondern – selbstverständlich – als Realität betrachtet. Wir schließen diesen Teil des Gesprächs ab und gehen zu Fragen über, die ich über die Ziele der GBS hinaus habe.

Der kognitive Spagat

Auf meine Frage, welche Rolle Religion in Politik, Justiz und Bildung seines Erachtens spielen sollte, grenzt er zunächst christlichen Glauben von Religion ab, um dann zu formulieren: „Dort wo Christen Einfluss haben möchten auf die Gestaltung des gemeinsamen öffentlichen Lebens, müssen sie sich in einer Weise einbringen, die für andere rational nachvollziehbar ist. Da reicht es nicht, eine Bibelstelle zu zitieren.“ Klingt gut, ist aber nicht so.

Der „Ehrfurcht vor Gott“ als Bildungsziel schreibt er in Schulgesetzen eine „außerordentlich humanisierende“ Funktion zu, „wenn er dem Menschen deutlich macht: kein Mensch ist Gott. … Denn der jüdisch-christliche Gottesglaube hat eine anti-ideologische Funktion.“ Einen Unterschied zwischen evangelisch und evangelikal gibt es laut Hempelmann nicht, da dies auf ein Übersetzungmissverständniss zurückgehe.

Mission hält er, übrigens auch Muslimen gegenüber, nur für das Bekanntmachen mit den Worten des Jesus von Nazareth. Wäre er in beispielsweise Afghanistan geboren, antwortet er auf meine Frage, hätte er wahrscheinlich „keine andere Chance gehabt, als an den muslimischen Gott zu glauben.“
Dennoch sei Religion für ihn keine reine Erziehungssache. Seinen Gott als absolute Wahrheit zu betrachten wäre für ihn „Dummheit“. Schöne Grüße an die Glaubenskollegen!

Angesprochen auf die finanziellen Verhältnisse der Kirchen meint er, dass „da vielleicht alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen. Trotzdem treten die Kirchen in unserer Gesellschaft für Menschenwürde und –rechte ein.“ Klar – Hempelmann gehört schließlich zu den Menschen, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen mitverantwortlich sind.

Als ich wissen möchte, ob er sich vorstellen kann, dass sich Menschen auch dann fair untereinander behandeln, wenn am Ende kein ewiges Leben im Paradies winkt, setzt er dieses ewige Leben mit einem „normativen Horizont“ gleich, ohne den ein faires Miteinander nicht möglich wäre. Religion sei aber seines Erachtens nicht in der Lage diesen Horizont zu formulieren. „Schließlich hatte das Christentum 2000 Jahre lang die Chance dazu und hat es nicht geschafft.“ Würde ich Herrn Hempelmanns Funktion und Einstellung nicht kennen, würde ich ihn glatt für aufgeklärt halten. „In der evangelischen Kirche ist niemand da der einem vorschreibt, das musst Du jetzt so und so verstehen oder glauben.“

Gut. Kommen wir also zum Themenblock Sexualität, sexuelle Selbstbestimmung, Homosexualität und außerehelichem Sex. Hempelmann lächelt, gibt zu überlegen, ob das tatsächlich Teil des Interviews werden soll und, gebeten um seine offizielle Position als Pfarrer und Theologe, folgt ein dreiminütiger Ausflug in vorsichtige Formulierungen über den Zustand unserer Welt. Doch zum Thema Homosexualität „fällt es schwer etwas zu sagen. Ähnlich schwer wie gegenüber dem Judentum. Da bin ich befangen.“ Homosexualität hält er „in manchen Fällen für das Ergebnis einer psychosozialen Fehlentwicklung“, spricht sich aber gegen jede Form der Unterdrückung von Homosexualität aus. „Was jedoch umgekehrt in einer pluralistischen Gesellschaft möglich sein muss, wenn ein Mensch diese Prägung verlassen will, dass wir Therapieangebote machen.“ Als Beispiele führt er Menschen an, die unter der Differenz leiden, zwischen dem was sie empfinden und dem was sie empfinden wollen. Ich frage ihn, ob er eine religiöse Sozialisation, die Homosexualität dämonisiert, als mögliche Ursache für diese Differenz hält. „Ja natürlich, sicher, klar!“ Von Reflexion über diesen Widerspruch, über die Unverschämtheit, Menschen Schuld einzureden, um sie anschließend davon zu erlösen, allerdings keine Spur. Als wesentliche Ursache für weibliche Homosexualität nennt er sexuellen Missbrauch.

Wie steht es mit einem Leben nach dem Tod? „Ich wünsche mir, dass im Anschluss an dieses Leben, dass eine Menge Herausforderungen mit sich bringt, nochmal was anderes kommt. Das ist aber nicht der Grund warum ich daran glaube. Ich kann es nicht wissen, kann es aber mit Gründen hoffen, weil der Gott der israelischen Geschichte, der sich manifestiert hat in Jesus von Nazareth, an einer Stelle die Todesgrenze durchbrochen hat. Das Zeugnis des neuen Testamentes, das ich für historisch glaubwürdig halte, lautet: dieser Jesus ist am dritten Tag nach seinem Tod real auferstanden, das Grab war leer. Das halte ich für richtig, und wenn ich das nicht tun würde, weiß ich nicht ob ich noch Christ wäre. Wenn das ein Handeln Gottes war, das sich nicht naturalistisch erklären lässt, dann traue ich diesem Gott zu, dass er das nochmal hinkriegt mit einer Menge Menschen mehr. Ich gehe davon aus, dass eines Tages alle Menschen diesem Gott begegnen werden.“ Klar, erinnere ich mich, das ist christlich-religiöser Glaube: ein Für-wahr-halten. Ich muss es kurzfristig vergessen haben, denn schließlich sitzt mir hier ein erwachsener Mann gegenüber, sogar einer, der offensichtlich dazu in der Lage ist, rationale Überlegungen anzustellen. Der kognitive Spagat, in den Herr Hempelmann sich zusammen mit unzähligen anderen Menschen begibt, die 2000 Jahre alten Spekulationen eines Hirtenvolkes für Realität zu halten, scheint ihm aber nichts auszumachen.

 Realität und Religion

Wir setzen unser Gespräch mit dem Eindruck fort, den er als religiöser Mensch von Naturalisten hat: „Wenn ein Mensch nach den Geboten Gottes lebt, dann bekennt sich dieser Gott zu ihm und tut ihm Gutes.“ Bei dieser indirekten Antwort belässt er es und es folgt ein langer Ausflug in das, was manche Menschen Theologie-Sprech nennen: lange, zum Teil sehr verwirrende Sätze mit vielen Worten, die „theologisch nicht Gebildete nicht verstehen können“.

Gegen Ende des Gespräches versuche ich noch zu klären ob Hempelmann Theologie für eine Wissenschaft hält. „Es kommt ganz darauf an, was man unter Wissenschaft versteht.“ Wir einigen uns darauf, dass es bei Wissenschaft um die Überprüfung überprüfbarer Aussagen geht, auch darauf, dass Gott zentraler Bestandteil der Theologie ist. Dass die Existenz Gottes aber nicht überprüfbar ist, sieht Hempelmann anders: „Ich rede von dem Gott, der sich in Jesus vorstellt.“ Ah, ja. Und da Jesus laut Hempelmann nachweislich existiert, Wunder vollbringen konnte und „die Todesgrenze überwunden hat“, ist die Sache für ihn bewiesen. So und ähnlich findet das Gespräch irgendwie kein rechtes Ende, bis Herr Hempelmann mir aber doch noch deutlich sagt, dass seine Positionen durchaus nicht freikirchlich-evangelikal, sondern ganz offiziell von der Evangelischen Kirche Deutschlands vertreten wird.

Als das Diktiergerät aus ist, lasse ich mich noch auf eine weitere Stunde Gespräch mit Herrn Hempelmann ein, in der er schließlich sagt, was in seinen Augen das erklärte Ziel der GBS ist: die Herrschaft über die Bundesrepublik Deutschland zu erlangen.

Auf meinen Weg nach draußen schenkt er mir noch sein Buch „Die Auferstehung Jesu Christi – eine historische Tatsache? Argumente für den Osterglauben“. Das Fragezeichen im Titel wundert mich etwas. Wir gehen leise durch den Raum, in dem eine Zeremonie vorbereitet wird. Ich beobachte einen Teilnehmer, der fleißig auf seinem Laptop schreibt. Ich wünsche mir, dass er Hempelmanns Argumentation in eine Excel-Tabelle eingibt, um am Ende die Fehlermeldung zu erhalten: „Die Zelle bezieht sich auf sich selbst“.

Ungefähr dreißig Augenpaare beobachten skeptisch, wie ich mich auf den Weg mache, diese Parallelwelt wieder zu verlassen, in der Wunschdenken, vermeintliche Realität, angebliche historische Fakten und sprachliche Verwirrungstaktiken ein geschlossenes Denkgebäude bilden: den christlichen Glauben.

 

Alle Fotos © Philipp Möller