Putin führt einen Angriffskrieg auf europäischem Boden. Das enorme Leid, das neben den Soldat:innen insbesondere auch die Zivilbevölkerung erfährt, ist kaum in Worte zu fassen. Und auch außerhalb der Ukraine sind die einschneidenden Konsequenzen bereits absehbar. Damit ein russischer Sieg trotz arglistiger Strategien weiterhin aussichtslos bleibt und eine weitere globale Katastrophe abgewendet werden kann, sind einige elementare Einsichten und besonnene Handlungen notwendig, kommentiert Constantin Huber.
Die Ukraine ist nicht zuletzt aufgrund der riesigen und ertragreichen Schwarzerde-Ackerböden die Kornkammer Europas. Wenn diese Quelle durch Putins Krieg versiegt, spüren wir das aber nicht nur bei uns, etwa durch erhöhte Preise auf Produkte wie Mehl, Brot und Pasta. Insbesondere in den Ländern Nordafrikas und der Sahelzone, die durch Klimawandel, Covid, Terror und Korruption ohnehin bereits stark gebeutelt sind, stehen aktuell viele Millionen Menschen am Rande des Hungers. Durch den Krieg auf europäischem Boden sind diese auf eine weitere Art existentiell bedroht. So sehr, dass selbst die bislang noch nicht aus ihrer Heimat Vertriebenen zu Flüchtlingen werden könnten. Während die Menschen in West- und Nordeuropa in der Regel mit ein paar Cent mehr für Lebensmittel leben können, sieht das in vielen Regionen der Welt ganz anders aus. Das trifft vor allem auf jene Länder zu, in denen das Einkommen der Menschen fast gänzlich für Nahrung ausgegeben wird. "Wir müssen alles tun, um einen Hurrikan des Hungers und einen Zusammenbruch des globalen Ernährungssystems abzuwenden", mahnte in diesem Zusammenhang UN-Generalsekretär António Guterres an.
Leider ist anzunehmen, dass selbst Flüchtlingsbewegungen abseits der Ukraine zum strategischen Kalkül des russischen Diktators gehören. Denn wenn weitere Millionen Menschen gen Europa vor dem Hungertod fliehen, so die perfide Hoffnung, würden die demokratischen Staaten destabilisiert und Rechtsextremist:innen sowie (prorussische) Querdenker:innen gestärkt. Um die Hintergründe dieser Machenschaften korrekt einschätzen zu können, muss die grundlegende Intention stets bedacht werden: Letztlich ist der Krieg, den Putin völlig ohne Not und Provokation durch "den Westen" oder die NATO begann, nur der pervertierte Ausdruck des Hasses gegenüber der Demokratie und ihren freien Gesellschaften. Dem müssen wir mit allen Mitteln, die keinen dritten Weltkrieg oder Atomschlag zur Folge haben, entgegentreten. Noch immer gibt es jedoch Unternehmen, die sich an den Sanktionen nicht beteiligen und diese sogar aktiv untergraben. Während etwa die Entscheidung von Pharmakonzernen noch nachvollziehbar ist, da sie die Gesundheitsversorgung der russischen Bevölkerung nicht vernachlässigen möchten, sind die Begründungen anderer Unternehmen eher fragwürdiger Natur. Der Drang nach Profit darf in diesem Konflikt nicht die Sanktionen abmildern, wenn diese wie geplant wirken sollen. Dass der freie Markt auch hier mal wieder versagt, muss jedoch nicht kritiklos hingenommen werden. Es liegt an uns, hier ein einheitliches und entschiedenes Vorgehen einzufordern. Und mit einer Reihe von Einsichten gelingt es womöglich sogar, noch umfassender und stringenter vorzugehen.
Ein naiver Pazifismus wird dieses Problem nicht lösen
Viele links eingestellte Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte hinweg dem Kreml treu zur Seite standen, sind – wenn schon nicht durch die völkerrechtswidrige Annexion der Krim – dann doch spätestens jetzt zur Einsicht gelangt, dass es keine kluge Idee war, Putins Agitation stets vorschnell in Schutz zu nehmen. Die Aufarbeitung der Fehler von bedeutenden Teilen der Partei Die Linke und jener von Schröder und Schwesig, aber auch von Merkel und Co. kann nun nicht länger aufgeschoben werden. Viele Einschätzungen waren hier offenbar grundlegend falsch und von einem rigorosen Wunschdenken geprägt. Der Unterdrückung von LGBTQIA+, der Einschüchterung und Ermordung von Oppositionellen und vielen weiteren eklatanten Missständen kommt man eben nicht mit bloßer Beschwichtigung bei. Und auch auf anderer Ebene ist wenig geschehen: Viel zu lange wurde dem Treiben der Propaganda-Maschinerie von RT DE (ehemals Russia Today) und Sputnik tatenlos zugesehen, die nun erst vor kurzem erste längst überfällige Einschränkungen erfuhren. Umfassend genug scheinen diese Vorstöße allerdings nicht zu sein, wie ein Blick auf die Klickzahlen von RT DE auf dem Messengerdienst Telegram verrät. Zur Erinnerung: Das russische Staatsfernsehen untersagt die Nutzung des Begriffs "Krieg" im Zusammenhang mit der Ukraine, da es sich nach seiner Darstellung um eine "militärische Spezialoperation" handele. Es werden gemäß dieser Sender keine imperialistischen Ziele verfolgt, indem ein souveräner Staat angegriffen wird, sondern angeblich wird ein Land vom Nazismus befreit. Dass der Präsident der Ukraine Jude ist, bleibt im staatlichen russischen Narrativ gerne außen vor.
Doch zu dieser Aufarbeitung gehört nicht nur die Erkenntnis, dass Fake News eingedämmt ("gecancelt") werden sollten, sondern auch die Einsicht, dass die NATO noch immer einen hohen Nutzen hat und eine ordentlich ausgerüstete Armee zur Verteidigung unabdinglich ist. Denn es kann Situationen geben, in denen eine militärische Intervention notwendig wird. Klar gilt weiterhin der Satz von Willy Brandt, wonach Krieg nicht die Ultima Ratio, sondern die Ultima Irratio ist. Doch wenn andere Staaten Angriffskriege führen, Genozide stattfinden oder Massaker wie etwa jenes von Srebrenica stattfinden, dann ist ein naiver Pazifismus einer Lösung nur hinderlich. Im Zweifelsfall müssen hier auch Waffen und Gewalt eingesetzt werden, um noch größeres Leid zu verhindern. Wann das genau der Fall ist, wird aktuell heiß diskutiert. Manche können es jetzt bereits kaum erwarten, Flugverbotszonen einzurichten, die zur Folge hätten, dass NATO-Staaten russische Flugzeuge abschössen und eine entsprechende Gegenreaktion erzeugten. Andere sind der Ansicht, dass der Einsatz von chemischen oder biologischen Waffen die rote Linie überschreite und eine Abkehr von reinen Sanktionen notwendig mache. Wieder andere haben derart große Sorgen vor einem nuklearen Schlagabtausch zwischen NATO und Russland – bei dem es zweifelsohne nur Verlierer gäbe –, dass sie selbst bei der gänzlichen Eroberung der Ukraine durch das russische Militär und dem Einsatz von Giftgas keine Intervention des Westens gutheißen würden. Und auch dazwischen gibt es noch eine ganze Palette von möglichen Positionierungen.
Wer hier recht hat und welche Standpunkte argumentativ am stärksten untermauert sind, wird sich womöglich erst in einigen Jahren feststellen lassen. Um diesen Prozess jedoch nicht unnötig in die Länge zu ziehen, ist es wichtig, die Debatten ordentlich und redlich zu führen. Dabei kann jeder einzelne Mensch mithelfen. Allein schon, indem im eigenen Umfeld und eigenen Verantwortungsbereich keine Lethargie hingenommen wird. Wann immer die längst entlarvten Fake News oder Relativierungen des Krieges à la beide Seiten trügen doch eine Teilschuld verbreitet werden, ist es sinnvoll, darauf aufmerksam zu machen, was mit dieser Positionierung nicht stimmt. Allein um den vielen Unentschlossenen und nicht so sehr mit der Materie vertrauten Menschen zu zeigen, dass es noch andere Standpunkte gibt, die inhaltlich womöglich besser fundiert sind. Es liegt an uns, hier den Finger in die Wunde zu legen und bei Verstößen gegen die Grundregeln der zeitgemäßen Diskussionskultur klare Kante zu zeigen – zumindest, wenn damit nicht das eigene Leben riskiert wird. Das ist das Mindestmaß an Anstand, das wir uns selbst und der ukrainischen Bevölkerung schuldig sind. Denn wenn nicht einmal diejenigen, die die Lügen und Märchen durchschauen, darauf achten, dass diese Formen von Querdenken und Propaganda eingedämmt werden, macht es sonst niemand. Und dann haben sämtliche Despoten dieser Welt ein einfaches Spiel.
45 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dieser Artikel sagt klar und deutlich was Sache ist und sollte in der gesamten Presse weltweit so veröffentlicht werden, wo immer es möglich ist.
Klaus D. Lubjuhn am Permanenter Link
Der Autor bemüht sich zwar um Ausgewogenheit, möchte auch auf Fake News hinweisen.
In der Konsequenz wird der Krieg verlängert, immer mehr Menschen sterben.
Und Selensky ? - das sagen auch ukrainische Beobachter in Lwiw - versucht auf Kosten von Tausenden Menschenleben, die Ukraine zur Nation zusammenzuschweißen: Nationbuilding durch Krieg?
Michael Fischer am Permanenter Link
"In der Konsequenz wird der Krieg verlängert, immer mehr Menschen sterben."
Ersteres stimmt zwar, das Zweite aber wohl nicht unbedingt.
Carlo Masala, Professor an der Bundeswehr-Universität München: „Waffenlieferungen verlängern den Konflikt. Sie ermöglichen es der ukrainischen Armee den russischen Vormarsch aufzuhalten, ihn sogar zurückzudrängen und retten damit auch Leben.“ (https://www.tagesspiegel.de/politik/erfolglose-telefondiplomatie-im-kanzleramt-waechst-die-sorge-vor-einer-weiteren-radikalisierung-putins/28177530.html)
Daneben sollte man auch die Möglichkeit eines Genozids in Erwägung ziehen. Bei einer Niederlage könnte das Leid für die ukrainische Bevölkerung erst richtig losgehen.
Dr. Manfred Fröbel am Permanenter Link
Putin ist ein Autokrat. Der militärische Überfall auf die Ukraine, für den Russland eindeutig die Verantwortung trägt, ist durch nichts gerechtfertigt und ist zu verurteilen.
Aber, es gibt auch eine Vorgeschichte. Die besteht u.a. aus NATO Osterweiterung, Milliarden US-Dollar für einen Putsch in der Ukraine, (damit verbunde) den Austausch eines Russland-freundlichen Regimes durch ein US -höriges, die Nichtumsetzung bzw. Verhinderung der Umsetzung deeskalierender Maßnahmen, die durch Deutschland und Frankreich initiiert wurden (Vereinbarung mit Janukowitsch und Vertreten des Maidan 2014 und Minsk 1 und 2) durch die "Aktivisten" des Maidan bzw. durch die ukrainische Regierung.
Diese Vorgeschichte rechtfertigt zwar nicht den Überfall, erklärt aber vielleicht eine etwas andere Sicht der russischen Regierung auf die Situation.
Vergleicht man aber die Reaktionen (Regierung und Presse) im Westen auf diese Aggression mit der Gleichgültigkeit mit der die gleichen Akteure auf die zahlreichen Kriege der USA seit 9/11, reagiert bzw. besser nicht reagiert haben, so kann ich nur Scheinheiligkeit und Doppelzüngigkeit feststellen.
Es geht den Akteuren offensichtlich nicht darum, einen ungerechten Krieg um der Opfer Willen zu sanktionieren sondern darum den Aggressor zu stigmatisieren.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Bei näherem Nachdenken ist ihr Kommentar vermutlich eine realistische Sicht auf die Sachlage in der Ukraine und zeigt auch die Machtgier der Westlichen Seite auf. Damit ist
So bekommen wir NIE eine friedliche Welt zustande, wie diese von Paul Schulz in seinem Buch < CODEX ATHEOS > beschreiben wird, dies wäre der einzig gangbare Weg zu einer
friedlichen Welt unter einer Weltregierung, wie ich sie auch schon in meinen Büchern vorgeschlagen habe.
Tobias Seyb am Permanenter Link
"Das enorme Leid, das neben den Soldaten insbesondere auch die Zivilbevölkerung erfährt, ist kaum in Worte zu fassen."
Danke für die Erwähnung der Soldaten. Nicht alle sind scharf aufs Töten, oder überhaupt freiwillig dabei.
Torsten R am Permanenter Link
"Die Aufarbeitung der Fehler von bedeutenden Teilen der Partei Die Linke und jener von Schröder und Schwesig, aber auch von Merkel und Co. kann nun nicht länger aufgeschoben werden." ???
Die Syntax des Satzes ist nicht ganz richtig. Es müsste heißen:
"Die Aufarbeitung der Fehler von Merkel, Schwesig und Co. , jener von Schröder sowie von bedeutenden Teilen der Partei Die Linke kann nun nicht länger aufgeschoben werden.
Martin Mair am Permanenter Link
Inhaltlich klingt der Satz nach Disziplinierung aller, die am KREIGSGESCHREI nicht mitmachen wollen und es wagen, kritische Fragen zu stellen.
Michael Fischer am Permanenter Link
Kriegsgeschrei muss ja nicht sein, aber vielleicht waren all die Verharmlosungen a la "lupenreiner Demokrat" auch nicht besonders dolle.
Da sollten sich dann schon einige fragen, ob sie nicht all die Jahre Tomaten auf den Augen hatten.
David Z am Permanenter Link
"... sondern angeblich wird ein Land vom Nazismus befreit. Dass der Präsident der Ukraine Jude ist, bleibt im staatlichen russischen Narrativ gerne außen vor."
Dass Russland hier zur Legitimation seines Angriffskriegs mit überzogener Propaganda arbeitet, dürfte jedem klar sein. Der Krieg ist nicht zu rechtfertigen. Dennoch, oder vielleicht grade deswegen, eine Anmerkung hierzu, weil hier merkwürdigerweise plötzlich etwas nicht mehr bekannt zu sein scheint:
Ein jüdischer Präsident stellt keinen notwendigen Widerspruch zum Vorhandensein rechtsextremer und ultranationalistische Strukturen dar. Fakt ist: spätestens seit 2014 gab und gibt es rechtsextreme und ultranationalistische Strukturen in der Ukraine, und zwar nicht nur in der Form wie bei uns die paar tumben Glatze mit Springerstiefeln, sondern Strukturen, die nicht unerheblich in Gesellschaft, Politik und sogar Militär hineinreichen.
Der Krieg hat dieses äusserst unappetiliche Kapitel in den Hintergrund gedrängt, nicht zuletzt weil Ultranationalismus im Kriegsfall einen positiven Nebeneffekt auf die Wehrkraft besteuert. Wir sehen dies grade exemplarisch daran, wie verbissen das rechtsextreme Asow Regiment die eingeschlossene Stadt Mariupol verteidigt.
Der Russische Angriffskrieg wird dadurch sicher nicht gerechtfertigt, aber das genannte Problem bleibt was es ist: ein Problem. Es bleibt bestehen und wird durch den Krieg möglicherweise sogar verstärkt, was für die Nachkriegszeit eine schwere Bürde bedeutet. Das Thema hat eigentlich schon heute internationale Relevanz, wenn bereits jetzt über einen EU Beitritt beraten wird.
Kurzum: Es ist abzulehnen, wenn Putin das genannte Problem derart aufbauscht um daraus einen Kriegsgrund zu konstruieren. Genau so ist es jedoch abzulehnen, wenn das genannte Problem plötzlich medial totgeschwiegen wird, um so zu tun, als ob man sich total wundere wie Putin nur auf diese Nazisache komme.
Petra Pausch am Permanenter Link
..."Genau so ist es jedoch abzulehnen, wenn das genannte Problem plötzlich medial totgeschwiegen wird"... Ich weiß nicht, welche Medien Sie konsumieren.
David Z am Permanenter Link
Tatsächlich? Wo genau?
Hans Trutnau am Permanenter Link
"...welche Medien"? - Petra Pausch, zumindest ÖRR, ÖRTV (und kommerzielles TV sowieso) erscheinen gleichgeschaltet insofern, als bzgl. kritischer Geister wie z.B. G.
Der eindeutige und zudem kriegsgeil säbelrasselnde Hegemon vor und nach der (bes. um die) Wende waren m.E. die USA in Form der lt. Olaf Scholz (!in den 1980ern stellvertr. Juso-Bundesvorsitzender) "aggressiv-imperialistische[n] Nato" (und deren Handlanger an ihrer 'Ostflanke'). Scholz - man liest und glaubt es kaum. Und, plopp!, sind 100 Milliarden für Aufrüstung - zwar nicht da, aber versprochen (und bei Rheinmetall&Co knallen die Korken).
Was hatten wir nach der Wende nicht alles an Chancen versäumt; es fehlten hüben wie drüben nur mehr Gorbatschows!
Es wundert aber überhaupt nicht, dass Jungspunde, die sich um 1990 noch in die Windeln machten und bis heute einäugig blieben, diese und mehr Hintergründe nicht auf dem Schirm haben. Es wundert eher, dass sie dies auch gar nicht *wollen*:
Bilder von Kriegsgräueln, bombardierter ziviler Infrastruktur, fliehenden Familien und weinenden Kindern sind halt starke Trigger.
Manfred H. am Permanenter Link
Lieber Herr Trutnau,
vermutlich liegt das Hauptproblem tatsächlich darin begründet, dass Gorbatschow relativ früh scheiterte. Ein Jahr nach der Wiedervereinigung war er ja schon wieder Geschichte.
Seit den Parlamentswahlen von 1995 wurde die Duma bereits wieder von antidemokratischen Kräften dominiert.
Russland war immer aggressiv und imperialistisch ausgerichtet, wovon vor allem Polen ein Lied singen kann. Es war zu erwarten, dass Russland versuchen würde, wieder Weltmacht zu werden, sobald es die Umstände erlaubten.
Was die Osterweiterung der NATO anbetrifft, wurden durchweg Verträge abgeschlossen, an denen die Sowjetunion und später Russland beteiligt waren - nichts geschah ohne deren Zustimmung.
Rückblickend habe ich angesichts der damaligen Zustände in Russland keine befriedigende Antwort auf die Frage, was man im Westen hätte anders machen können oder sollen.
Hätte man tatsächlich gegen die Wünsche der Republiken handeln sollen, die kein Teil der Sowjetunion sein wollten - zumal das Resultat alles andere als sicher gewesen wäre?
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Russland war immer aggressiv und imperialistisch ausgerichtet" - also "immer", ja?
Unter Gorbatschow offenbar nicht.
Manfred H. am Permanenter Link
Sie haben natürlich recht, unter Gorbatschow nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Geniale Männer und Frauen kommen meistens zu früh, seltener zu spät. Weisheit zur falschen Zeit ruft Kopfschütteln hervor, Chancen werden verspielt.
Russland war wohl einfach nicht reif für Gorbatschow.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nein. Die eine einzige Ausnahme *widerlegt* Ihre 'immer'-Regel.
Manfred H. am Permanenter Link
Sie sind offenbar Philosoph!
Philosophen pflegen ja gemeinhin Ausdrücke wie "Alles" oder "Immer" wortwörtlich zu nehmen.
Da muss man immer vorsichtig sein. Wenn die Kellnerin im Restaurant fragt, ob alles in Ordnung ist, kann man nur hoffen, dass kein Philosoph mit am Tisch sitzt.
Norbert Schnitzler am Permanenter Link
Im Baltikum hat man keine gute Erinnerung an Gorbatschow. Oder war das alles nur die Spezialeinheit Omon und ihm hat man ja nichts gesagt?
Michael Fischer am Permanenter Link
In der Tat. Und in Aserbeidschan haben sie mit dem Massaker vom "Schwarzen Januar" 1990 auch keine gute Erinnerung an Gorbatschow.
Michael Fischer am Permanenter Link
Was will man noch mit Gabriele Krone-Schmalz, wenn schon ihr eigener Verlag ihre Bücher nicht mehr nachdrucken wird und verkündet: "„Auf schrecklichste Weise wurden die auf Russland bezogenen Bücher von Frau Kron
Klar, dass die Dame seit ihrem Auftritt bei Markus Lanz keine große Bühne mehr bekommt. Die Medien merken natürlich auch, wenn sie sich mit jemandem nur noch lächerlich machen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Schon klar, Michael, wenn du GKS (wie hier zuvor) für eine 'Dilettantin' hältst - was an Lächerlichkeit aber kaum zu überbieten ist.
Michael Fischer am Permanenter Link
Findest Du?
Wie kann es dann sein, dass sie sowohl jetzt bei Lanz als auch schon im "Ausblick" ihres Buches "Russland verstehen" derart eklatant daneben lag, dass es tatsächlich an Lächerlichkeit (albern, wie es Lanz formulierte) kaum zu überbieten ist?
Könnte es vielleicht daran liegen, dass - wie ihr die FAZ vorwarf - Schmalz selbst "die 'selektive Wahrnehmung' der Wirklichkeit, die sie der westlichen Politik und den deutschen Medien vorwirft" pflegt?
Ich war ja noch höflich - andere attestierten ihr schon vor Jahren "einen Tick unterm Pony":
„Die steilen Behauptungen und Lügen, die Frau Krone-Schmalz verbreitet, sind für mich einfach unerträglich“, sagte der Grünen-Politiker und frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz nach dem Talkshow-Streit bei Maischberger zu FOCUS Online.
...
„Ich habe mich lange Zeit mit Russland beschäftigt, da kann ich nicht einfach dasitzen und mir so etwas anhören“, bekräftigt der 65-Jährige. „Mit ihren falschen Rechtfertigungen des russischen Handelns ist Krone-Schmalz für Putin das, was Lenin einst einen ‚nützlichen Idioten‘ nannte“, so Schulz. „Sie ist eine Putin-Rechtfertigerin.
...
Dabei habe er gar nicht alles ausgesprochen, was ihm während der Diskussion durch den Kopf ging. „Ich habe mir gedacht: Die hat doch einen Tick unterm Pony - aber das habe ich nicht gesagt, weil ich sachlich bleiben wollte.“
Manfred H. am Permanenter Link
Neonazis findet man vermutlich überall. Ein Extremismusforscher kommt zu einem wenig überraschenden Urteil:
"Man müsse auch betonen, dass es in der Ukraine keineswegs besonders viele Neonazis gebe, sagte Ritzmann: „In Russland gibt es viel mehr Neonazis als in der Ukraine – auf jeden Fall“. "
https://www.deutschlandfunk.de/ritzmann-ukraine-rechtsexteme-asow-putin-propaganda-100.html
David Z am Permanenter Link
Vielleicht ist das so. Vielleicht auch nicht. Klar unklar ist hingegen, wie uns hier Relativismus und whataboutism weiterbringen soll.
Manfred H. am Permanenter Link
Das ist überhaupt nicht notwendig, da es sich um ein durch die Putin-Propaganda künstlich aufgebauschtes Thema handelt.
David Z am Permanenter Link
Das Thema ist aufgebauscht, um eine Krieg zu rechtfertigen. Es ist faktisch nicht aufgebauscht, um als gravierendes Gesellschaftsproblem betrachtet zu werden.
Wer ein Problem kleinredet ist nicht besser als jener, der es aufbauscht.
Manfred H. am Permanenter Link
Haben Sie den Artikel im DLF nicht gelesen?
Es ist kein gravierendes Gesellschaftsproblem - zumindest nicht in der Ukraine.
David Z am Permanenter Link
Haben Sie die Meldungen aus der Ukraine ab 2014 verschlafen?
Selbstverständlich ist es ein gravierendes Gesellschaftsproblem, wenn Rechtsextremismus und Ultranationalismus in Politik, Gesellschaft und sogar Militär hineinreichen. Und genau diese Situation ist spätestens ab 2014 in der Ukraine feststellbar.
Aber prima, dass Sie hier mit Ihrer Relativierung exemplarisch exakt meine Kritik belegen.
Manfred H. am Permanenter Link
Natürlich darf man sich generell immer über Rechtsextremismus aufregen.
Während aber im Deutschen Bundestag eine rechtsextreme Partei seit Jahren relativ stark vertreten ist, hat bei den letzten Wahlen von 2019 keine einzige rechtsextreme Partei den Einzug in das ukrainische Parlament geschafft. Die vereinte Rechte kam dort gerade mal auf 4,3%.
Man kann also durchaus diskutieren, welches der beiden Länder aktuell das größere Problem mit Rechtsextremismus hat.
David Z am Permanenter Link
Sorry, wenn Sie die AfD mit schwer bewaffneten Milizeinheiten vergleichen, die sich staatliche Autoritäten anmassen und Ideologien pflegen, die bei uns zum Teil strafrechtlich verfolgt werden, mindestens aber gesells
Manfred H. am Permanenter Link
Wieso bin ich ignorant? Ich behaupte ja schließlich nicht einfach irgendetwas ohne jedwede Belege.
Für Sie nochmal das aktuellste, das ich finden konnte:
- "Die politische Landschaft in der Ukraine hat sich in den vergangenen Jahren verändert: Tatsächlich verloren rechtsextreme und ultra-nationalistische Parteien bei den Wahlen 2019 deutlich."
- " Wer in den vergangenen Jahren stattdessen zahlreiche rechtsradikale sowie nationalistische Strömungen in Europa unterstützt hat, ist Russland. So gehören insbesondere die Auslandssender russischer Staatsmedien zu den wichtigsten Stichwortgebern für nationalistische Milieus.
So erhielt der von Marine Le Pen geführte französische Front National 2014 einen Millionenkredit der First Czech-Russian Bank für den Wahlkampf. Laut Experten ist die Bank eng mit dem Kreml vernetzt. Auch AfD-Delegationen reisten mehrmals nach Russland - und besuchten unter anderem die von Russland annektierte Krim.
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/russland-propaganda-ukraine-101.html
David Z am Permanenter Link
1. Das Wahlergebnis von 2019 hat mit dem Thema, dem Vorhandensein rechtsextremer bzw ultranationalistische Milizgruppen und deren gesellschaftliche und politische Unterstützung, nicht das geringste zu tun.
2. Ob Russland rechtsextreme /ultranationalistische Gruppen fördert, hat ebenfalls mit dem Thema hier nicht das geringste zu tun. Purer Ablenkung mit Whataboutism.
Und da fragen Sie allen ernstes, warum Sie sich ignorant verhalten?
Manfred H. am Permanenter Link
Sie sollten nicht "Ihr" Thema mit dem Thema des Artikels verwechseln.
Dem Thema des Artikels bin ich nun definitiv nicht näher oder ferner als Sie.
David Z am Permanenter Link
Auch das Thema des Artikel ist irrelevant, da es hier um das Thema des thread geht, auf den Sie geantwortet haben.
Bruno Mattes am Permanenter Link
"Putin führt einen Angriffskrieg auf europäischem Boden". So ist es, ist aber inzwischen kein Alleinstellungsmerkmal.
"Ziel...ist es, niemanden mit Kritik an Anderen durchkommen zu lassen, für Dinge, die er selber macht.. Und da sind die EU, Deutschland, die NATO und die USA halt sehr dankbare Ziele. Praktisch alles, was die anderen vorwerfen, haben sie vorher selber gemacht". (Der Satz stammt nicht von mir). Geht es um die Unterdrückung demokratischer, freiheitlicher "Werte" - gern bemüht in diesen Zusammenhängen - oder um Homophobie in Russland ? Das kann man beklagen, in Wirklichkeit geht es um geostrategische Macht- und Sicherheitsinteressen. Letztere wurden Russland, das den KK verloren hat, stets verweigert. Russland zu schwächen war seither die herrschende Miltärdoktrin - Full Spectrum Dominance - aller US-Regierungen. Davon ist in diesem Artikel nicht mal andeutungsweise die Rede.
Manfred H. am Permanenter Link
"...in Wirklichkeit geht es um geostrategische Macht- und Sicherheitsinteressen" - das würde ich gerne etwas differenzieren: Es ging Russland um seine Machtinteressen und dem Westen leider zu wenig um die Si
Russland ist mit der zweitstärksten Armee der Welt und insbesondere als Atommacht sowieso unangreifbar, wie es aktuell ja erfolgreich demonstriert - von daher hat es überhaupt keine "Sicherheitsinteressen". Dieses Problem stellt sich für dieses Land schlichtweg nicht.
Der Irak-Krieg war übrigens keine geschlossene Aktion der NATO, sondern wurde von der sog. "Koalition der Willigen" geführt.
Noch eine Frage zu Sebrenica: Sie persönlich plädieren dafür, einen Genozid einfach laufen zu lassen, wenn ich Sie richtig verstehe. Oder wie hätten Sie auf das Massaker von Sebrenica reagiert?
Bruno Mattes am Permanenter Link
Sie verteilen die Sicherheitsinteressen souverän und gönnen Russland "schlichtweg" "überhaupt keine". Schade, dass Ihre überaus schlichte - und schlichtweg großsprecherische-
Wie reagierte eigentlich Kennedy (schon länger her) auf die Raketen ein paar sm vor Florida ? Mit einer interesselosen Seeblockade, lässig einen Atomkrieg riskierend, weil er genug von dem Zeug hatte ?
Wie ich denn auf "Sebrenica" reagiert hätte ? Eine auftrumpfend daherkommende Frage, weil man halt auf "Massaker", "Genocid" gar, schlecht antworten kann. Auschwitz ("nie wieder") immerhin haben Sie weggelassen. Letzterer ist zu einem Schlagwort runtergekommen in den propagandistischen Auseinandersetzungen heute.
Eher nicht mit humanitär intervenierenden Bomben auf Belgrad (weil Großstadt mit Kollateralschäden, auf die es aber nicht ankommt), wobei ich die genaueren Ziele Mad. Albright persönlich hätte aussuchen lassen müssen (meine jüngste Information dazu), weil diese Vorreiterin feministischer Außenpolitik sich da besser auskannte.
Heute könnte man wissen, dass der Jugoslawienkrieg kein nur ethnisch-nationalistisch aufgeheizter Bürgerkrieg war - das war er auch. Sondern mehr noch ein Interventionskrieg. In der Reihe der "Regime Changes" der USA. Man versteht wenig oder nichts, wenn man ein Ereignis dabei isoliert und dieses, moralisch scheinbar unanfechtbar dann, interpretiert und propagandistisch ausschlachtet. Auch wenn es sich um ein Massaker handelt. (Dürfte für alle Kriege gelten).
Manfred H. am Permanenter Link
Putin hätte sich kriegerisch weniger verpeilen "müssen", schreiben Sie. Das ist ja eine interessante Logik.
Wieso musste er das? "Musste" sich Hitler etwa auch kriegerisch verpeilen?
Vermutlich wurden sämtliche Angriffskriege nur geführt, weil die Betreffenden fanden, ihre Sicherheitsinteressen seien nicht ausreichend berücksichtigt worden.
P.S.: Äußerst interessant finde ich ja noch, dass Sie genau wissen, dass der Jugoslawien-Krieg "in erster Linie ein Interventionskrieg" der USA war in der Reihe "Regime Changes".
Wie das denn? Tito werden sie ja wohl nicht umgebracht haben!?
Manfred H. am Permanenter Link
Zu Sebrenica und einigem anderen wollte ich Ihnen auch noch antworten, aber das hat nun bereits indirekt im hpd-Interview Jürgen Roth für mich erledigt. Ich kann ihm unumschränkt zustimmen.
Derlei unter Berufung auf das Völkerrecht einfach zuzulassen kommt einer moralischen Bankrotterklärung gleich. Das Beispiel Auschwitz ist als Extrembeispiel Warung genug.
https://hpd.de/artikel/nur-noch-traditionspflege-20263
Martin Mair am Permanenter Link
Welche "links eingestellten Menschen" sollen dem Kreml "treu zur Seite" gestanden haben? Was für eine üble Propaganda.
https://www.sueddeutsche.de/meinung/ukraine-korrupt-wie-eh-und-je-1.5217924
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ukraine-neues-sprachgesetz-soll-das-russische-zurueckdraengen-17736397.html
https://neweasterneurope.eu/2018/09/25/ukrainian-far-right-become-one-biggest-proponents-intermarium/
https://taz.de/Deserteure-in-der-Ukraine/!5839358/
https://www.derstandard.at/story/2000123833980/selenskyj-verbot-drei-oppositionelle-nachrichtensender-in-der-ukraine#
https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/selenskij-ordnet-per-dekret-gleichschaltung-der-medien-und-verbot-von-parteien-an/
https://www.jungewelt.de/artikel/422949.krieg-in-ukraine-kiew-schaltet-gleich.html
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/verbot-parteien-ukraine-krieg-russland-100.html
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-kuendigt-gemeinsame-militaeruebung-mit-nato-an-a-a8091c37-5310-4972-adf1-10f2e1edf3d3
https://www.heise.de/tp/features/Deeskalation-mit-Nato-Truppenuebungen-in-der-Ukraine-3367392.html
https://www.heise.de/tp/features/USA-Welche-Rolle-hat-die-Ausbildung-ukrainischer-Spezialkraefte-durch-die-CIA-6536964.html
u.v.a. Artikel, wenn mensch auch abseits der kriegsbegeisterten Mainstreammedien rechcherchiert!
Da gehören ALLE Kriegstreiber*innen in die Pflicht genommen und zu einer VERHANDLUNGSLÖSUNG gedrängt. Allerdings scheint auch die deutsche Regierung fest in der Hand des militärischindustriellen Komplexes zu sein und lieber auf Kosten des Sozialstaates hoch rüsten ....
Manfred H. am Permanenter Link
"Wer einen so problematischen Nachbarn hat, starke Minderheiten im eigenen Land, sollte vielleicht weniger nationalistisch und mehr auf Völkerverständigung aus sein!
So gesehen trugen vermutlich vor und während des Zweiten Weltkrieges auch die Tschechoslowaken, Polen, Dänen, Finnen u.s.w. schon eine ordentliche Mitschuld - hätten sie mal Hitler und auch Stalin nicht so reizen und mehr auf Völkerverständigung aus sein sollen!
Naive Tpyen wie ich glauben zwar nicht, dass das bei psychopathischen Führern irgend etwas geholfen hätte, aber verfüge da vermutlich schlichtweg nicht über Ihr Geschichtsverständnis.
Michael Fischer am Permanenter Link
Zu Ihrer ersten Frage: Wie wäre es denn mit Gabriele Krone-Schmalz?
Gerhard Schröder? Sahra Zarenknecht, äh pardon, Wagenknecht?
Michael Fischer am Permanenter Link
"Da fallen Täter- und Opferrollen munter durcheinander. So viel Verständnis für Putin findet man sonst nur noch in der AfD."
und:
"Es ist erstaunlich, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Teile der Linken sowohl in Ost als auch West ihr – schon zu Sowjetzeiten falsches – Bild Russlands als vermeintlicher Friedensmacht beibehalten haben. Und zwar nicht nur jene, die dem „realen Sozialismus“ nachtrauern wie beispielsweise die DKP, die Junge Welt oder der Deutsche Freidenker-Verband, die auch jetzt noch Wladimir Putin unverbrüchlich die Treue halten. Rational ist die allzu lange vorherrschende unkritische Einstellung zu einem rechten Autokraten wie Putin nur schwer erklärbar, der nicht erst seit gestern einer aggressiven, großrussisch-zaristischen Ideologie anhängt."
https://taz.de/Linkspartei-in-der-Existenzkrise/!5845373/
Michael Fischer am Permanenter Link
Auch Deutschland ist nicht irgendwer und hat Anspruch darauf, dass seine Sicherheitsinteressen endlich ernst genommen werden!
Moskau liegt 400 km von der russischen Staatsgrenze entfernt, Paris 180 km von der französischen aber Berlin nur 60 km von der deutschen. Das verletzt fundamentale deutsche Sicherheitsinteressen!
https://twitter.com/nikowall_/status/1511675577773834243