BUENOS AIRES. (hvd/hpd) Die große Sängerin aus Lateinamerika - Mercedes Sosa – La Negra - starb am 4. Oktober 2009 im Krankenhaus in Buenos Aires. „Sie ist verstummt, doch ihre Stimme wird bleiben: Dunkel, kämpferisch, zärtlich“.
An Nachrufen fehlt es nicht im Internet. Eine kleine Auswahl: Nachruf AG Friedensforschung UNI Kassel, Quetzal – Politik und Kultur in Lateinamerika, Zeit Online Musik – Die Stimme Südamerikas ist verstummt.
Ich verzichte für das Humanisten Forum Weser-Ems auf einen großen Nachruf – das können andere besser – , möchte jedoch auf eine Begegnung von Mercedes Sosa mit den Kubanern Pablo Milanés und Silvio Rodríguez aufmerksam machen.
Von Mercedes Sosa ist bekannt, dass sie mit Größen wie Luciano Pavarotti und Sting auftrat, im Duo auch früher mit Joan Baez und noch nicht lange her mit Andrea Bocelli, Shakira und anderen. Kaum bekannt ist das Zusammentreffen mit den Kubanern Pablo Milanés und Silvio Rodríguez, der sogenannten Nueva Trova, einer Protest-Liedermacher-Bewegung, die sich schon aufgelöst hat, aber deren Liedermacher weiter komponieren und Konzerte geben.
Während Mercedes Sosa per Konzert-Management im Mainstream der westlichen Musikverwertungsgesellschaften die Konzertsäle der Welt eroberte und in luxuriösen Hotels verweilte, beschränkten sich Pablo Milanés und Silvio Rodríguez im wesentlichen auf Kuba und den lateinamerikanischen, Spanischsprechenden Raum. Einige der Nueva Trova entschieden sich aus wirtschaftlichen Gründen für die Emigration, ohne die Verbindung zu Kuba zu unterbrechen. Manche ersetzten die Gitarre oder das Klavier durch elektroakustische (elektronische) Instrumente mit Popmusikelementen oder mit Orchestermusik.
Ich halte Pablo Milanés und Silvio Rodríguez für die „Größten“ der Spanischsingenden Volks- und Protestsänger und Komponisten für den Bereich „politisch-poetische“ Lieder neben der verstorbenen Chilenin Violetta Parra, dem ermordeten Chilenen Victor Jara und der jetzt zu Oktoberbeginn verstorbenen Argentinierin Mercedes Sosa. Und es ist sehr erfreulich, dass Pablo und Mercedes einmal zusammen das Lied „Años“ arrangierten: Melodie-Komposition ist von Silvio Rodríguez, der Text stammt von Pablo Milanés, und zusammen singen Mercedes und Pablo das Lied, aufgezeichnet in mehreren YouTube-Clips, ein Treffen für mich von hohem künstlerischen und historischen Wert.
Unten sind einige YouTube-Video-Clips empfohlen und verlinkt, durch Mausklick abrufbar. Pablo und Silvio sind auch jeweils unter dem Pablo Milanés Radio und Silvio Rodríguez Radio zu hören. Dort im Hörangebot finden sich viele andere Sänger und Liedermacher im Stile der Nueva Trova: Mit lieblichen Liedern, politisch-poetisch, mit eindringlicher Poesie, mit politischem Engagement, mit Themen der Liebe und der Humanität.
Themen der Liebe und der Humanität
Von besonderem Wert ist Pablo Milanés`Vertonung „Canta a José Martí“, die Vertonung einiger Texte des kubanischen Schriftstellers José Martí (1853-1895), der zu bedeutenden Schriftstellern der Weltliteratur gehört. Songtexte finden sich z.T. kostenlos im Internet. Für Text-Interessierte: Deutsche Übersetzungen kann man zum großen Teil fast inhaltlich verständlich mit der Google-Übersetzung erreichen, wenn Spanisch fremd ist.
Mercedes Sosa hat die argentinische Folklore und die sozialkritische und poetische Liedszene entscheidend geprägt, auch überregional das lateinamerikanische Selbstbewusstsein gestärkt. Sie traf immer eine Liedauswahl auf Discographien und Konzerten mit Texten, die die Menschlichkeit zum Inhalt hatte, ein Herz für Andersdenkende, für Ausgebeutete und Verlierer. Mit ihr ist es gelungen, dass auch ein nicht-westliches (Schwellen)Land wie Argentinien sich in der Weltszene sehr prägnant behauptet: Mercedes Sosa war Trägerin des großen CAMU-UNESCO Preises, erhielt Internationale Ehrung des Einsatzes für Frauenrechte, wurde UNICEF-Botschafterin für Lateinamerika und die Karibik, wurde geehrt mit der Preisverleihung durch den Consejo Interamericano de Música (OAS), wurde zur Trägerin des CAMU-UNESCO Preises und Gewinnerin mehrerer Grammy Latinos.
Reinhold Horn sagte unter dem Artikel „Danke an das Leben“ treffend in der Jazz Zeitung, dass Mercedes Sosa als die Anti-Diva eine engagierte und emanzipierte Legende war. Zitat: „Sie hält es für ein marktgemachtes Problem dass die lateinamerikanische Popmusik derzeit gerne (falsche) Blondinen wie Shakira pusht, „die nach Möglichkeit sehr schlank sein sollen und unbedingt ihre Brüste zeigen müssen. Ich lebe und habe mein Leben immer anders gelebt“, erklärt Sosa so trocken und selbstbewusst“. (Zitat-Ende, Reinhold Horn)
Gracias a la Vida! – mit den Worten von Violetta Parra und der wohl bekanntesten Interpretation von Mercedes Sosa – Danke für das Leben! Gracias a Pablo, Silvio und Mercedes!
Hasso Bensien für Humanisten Forum Weser-Ems
Videos:
Mercedes Sosa - Gracias a La Vida
Mercedes Sosa - Pablo Milanés - Años
Pablo Milanes y Silvio Rodriguez Hoy la vi
Silvio Rodriguez "El Unicornio Azul"
Silvio Rodriguez (Yo te invito a caminar conmigo)
Shakira & Mercedes Sosa – La Maza