Über Diskriminierung und Ausgrenzung wird nicht gesprochen

Kein Mindestlohn für Jugendliche

Am 1. Januar tritt in der Deutschland ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn in Kraft – theoretisch jedenfalls. Faktisch ist er löchrig wie ein Schweizer Käse; zahlreiche Ausnahmen wurden beschlossen, einige Branchen mit Privilegien bedacht.

Dass der Mindestlohn (auch) für Jugendliche unter 18 Jahren nicht gilt, ist schlimm genug. Dass in der Debatte hierzu über Diskriminierung und Ausgrenzung niemand zu sprechen bereit war, noch schlimmer.

Schon relativ früh hatten sich die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD sowie die sozialdemokratische Arbeitsministerin Andrea Nahles festgelegt: Einen Mindestlohn für Jugendliche unter 18 Jahren sollte es nicht geben. Begründet wurde dies damit, dass ein Mindestlohn sonst falsche Anreize setzen würde. Es sei dann für Jugendliche attraktiver, einen Nebenjob auszuüben, statt eine Ausbildung anzufangen, die schlechter bezahlt wird. Für Auszubildende nämlich gilt der Mindestlohn gleichfalls nicht... 

Es käme darauf an, diesen Jugendlichen echte Perspektiven zu vermitteln; realistische Aussichten auf sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze. Dann müsste man aber über Ausgrenzung, Diskriminierung und (oft genug) Rassismus am Arbeitsmarkt sprechen. Und man müsste über die herrschende Spaltung am Arbeitsmarkt, über den wachsenden Niedriglohnsektor sprechen (der durch einen Mindestlohn von 8,50 Euro keineswegs kleiner werden wird!)

Genau das wollen Nahles, Kramer, Feist und Co. aber nicht. Und genau deshalb sprechen sie über "Anreize" und schieben so den angeblich ach so unvernünftigen Jugendlichen die Schuld an ihrer persönlichen Misere zu.