Mehr als vier Jahre saß der Humanist Mubarak Bala in Nigeria im Gefängnis – weil er sich blasphemisch geäußert haben soll. Seine Entlassung aus der Haft ist dem Engagement von Humanisten und Menschenrechtlern weltweit zu verdanken.
Mubarak Bala hat sich als Präsident der Humanist Association of Nigeria für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit in seinem Land eingesetzt. Vor allem der Norden Nigerias, wo Bala lebte, ist geprägt durch das islamische Recht, das Blasphemie und die Abkehr vom Glauben drakonisch bestraft. Ein Blasphemievorwurf war es auch, der im April 2020 zur willkürlichen Verhaftung des Humanisten in seinem Haus im Bundesstaat Kaduna führte. Man warf ihm vor, er habe auf der Plattform Facebook den Propheten Mohammed beleidigt. Bei Blasphemie können Gerichte in Kaduna die Todesstrafe aussprechen.
Wie die Menschenrechtsorganisation Humanists International berichtet, hatte es vor seiner Verhaftung mehrere öffentliche Todesdrohungen gegen Bala gegeben, unter anderem durch Polizeibeamte. Bereits sechs Jahre zuvor hatte man Mubarak Bala zwangsweise in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, weil er atheistische Standpunkte vertrat. Seine Entlassung erfolgte erst auf Druck internationaler Medienberichte.
Nach der Verhaftung 2020 hatte man Bala zunächst willkürlich 15 Monate lang im Gefängnis festgehalten, ehe überhaupt Anklage erhoben wurde. Auch im späteren Prozess wurden mehrere Rechte auf ein faires Verfahren verletzt. So verweigerte man dem Angeklagten bis Oktober 2020 den Kontakt zu seinem Rechtsbeistand, auch später kam es wiederholt zu Behinderungen der Kommunikation zwischen Bala und seinem Anwaltsteam. Zudem wurde er trotz einer Anordnung des Bundesgerichtshofs nicht gegen Kaution freigelassen. 24 Jahre Haft, so lautete das drakonische Urteil der ersten Instanz. Erst ein Berufungsgericht verkürzte die Gefängnisstrafe im Mai 2024 auf "nur" fünf Jahre.
In all der Zeit kämpften humanistische Organisationen weltweit unentwegt für die Freilassung von Mubarak Bala. Ohne diesen unermüdlichen Einsatz wäre der jetzige Erfolg nicht möglich gewesen, schreibt dazu Andrew Copson, Präsident von Humanists International. Insbesondere nannte er den Gründer der Nigerian Humanists Association, Leo Igwe, den Rechtsbeistand James Ibor und das Anwaltsteam von Bala sowie die Partnerorganisationen von Humanists International.
Der 40-jährige Mubarak Bala wandte sich 2014 vom islamischen Glauben ab und wurde zu einer der bedeutendsten Gestalten der humanistischen Bewegung in Nigeria. Für seine Bemühungen und Beiträge zur Förderung humanistischer Werte in Nigeria wurde er 2021 von der Organisation Humanists International mit dem "Freedom of Thought Award" ausgezeichnet.
Einem BBC-Beitrag zufolge hält sich der Freigelassene gegenwärtig an einem unbekannten, sicheren Ort auf. Wie er berichtet, habe er während der Haft zeitweilig mit einem Mordanschlag durch Mitgefangene oder Gefängnispersonal gerechnet. Diese unterschwellige Bedrohung bestehe auch weiterhin, so Bala.
Der hpd hat immer wieder über Mubarak Bala berichtet. Hier die wichtigsten Artikel in chronologischer Reihenfolge zum Nachlesen:
Kommentar hinzufügen
Netiquette für Kommentare
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Kommentare vor der Veröffentlichung zu prüfen und über die Freischaltung zu entscheiden.